Präsident Vaclav Havel reagierte auf Themen des weltpolitischen Geschehens
Auch in Tschechien vergeht kaum ein Tag, an dem es keine Reaktionen auf das weltpolitische Geschehen nach dem 11. September - dem Tag der Terroranschläge in den USA - gäbe. Aus den Etagen der sogenannten großen Politik kommen sie beinahe ununterbrochen, zuletzt, am Mittwoch also, auch vom tschechischen Staatsoberhaupt. Es war eine ganze Reihe von Themen, auf die Vaclav Havel bei einem informellen Treffen mit Journalisten in bezug auf die erwartete Militär-Operation gegen Afghanistan einging. Jitka Mladkova informiert:
Als "bewundernswert" würdigte er die Entschlossenheit, mit der Premier Milos Zeman am Dienstag in einer nach der Ausrufung des Bündnisfalls live übertragenen Fernseh- und Rundfunkansprache die Bereitschaft der Tschechischen Republik bekräftigte, den geplanten Vergeltungsschlag der USA mit konkreten Angeboten zu unterstützen. Ein Satz habe ihm in der Ansprache jedoch gefehlt, und zwar, dass der angekündigte Krieg gegen den Terrorismus und nicht gegen den Islam geführt werde. Als Klischee bezeichnete er Zeman´s Feststellung, die Welt habe sich nach den Terroranschlägen verändert, da sich die Welt - so Havel - mit jeder Minute verändere. Nach seinem vorausgegangenen Treffen mit dem US-Botschafter in Prag, Craig Stapelton, ließ der Präsident keinen Zweifel an den von den USA vorgelegten Beweisen für die Verwicklung Bin Laden´s in die Terrorangriffe zu.
Seinen Worten zufolge habe er von Stapelton "ein dickes Büchlein erhalten", habe das ganze zwar nicht gelesen, sei aber von dessen Hauptthesen überzeugt. Der tschechische Präsident gab gleichzeitig seiner Einschätzung Ausdruck, dass die Rolle der internationalen Gemeinschaft in Afghanistan keine leichte sein werde. Die Menschen in den islamischen Ländern seien sehr empfindlich gegenüber allem, was von außen - aus der Welt einer anderen Religion - komme. Schon jetzt sei es klar, dass eine neue Regierung nach dem Sturz der Taliban ohne internationale Hilfeleistung nicht möglich sein werde, sagte Havel. Auch das Thema der unübersehbaren Annäherung zwischen der NATO und Russland, befürwortet zuletzt von beiden Seiten beim Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Brüssel, ließ der Präsident bei seinem Treffen mit Journalisten nicht aus. Eine Erweiterung der NATO um Russland würde seiner Meinung nach nicht zur Festigung des Ost-West-Verhältnisses beitragen. Russland und die NATO - so Havel wörtlich - können gut miteinander kooperieren, wenn Russland weiß, dass es Russland ist/ Russland zu sein, und die Allianz weiß, die Allianz zu sein. Jede der beiden Seiten müsse laut Havel über eine eindeutig definierte Identität verfügen und als solche den Weg der gemeinsamen Zusammenarbeit gehen.