In Prag beginnt der Herbst früher als anderswo – hochkarätiges Musikfestival
Nicht nur im Frühjahr bei dem zweifelsohne bekanntesten tschechischen internationalen Musikfestival „Prager Frühling“ können die Musikliebhaber auf ihre Kosten kommen. In der tschechischen Metropole sind inzwischen weitere internationale Musikfestspiele entstanden, die sich über Mangel an Publikum nicht beklagen können. Auf Orchestermusik konzentriert sich das internationale Festival, das am Freitag in Prag eröffnet wird und bis zum 1. Oktober dauert.
Die Dramaturgie konzentriert sich ähnlich wie in den vergangenen Jahren auf die Vorstellung berühmter Sinfonieorchester, sagt Festivalmanagerin Lucie Johanovská:
„Wir bemühen uns zudem, Ensembles einzuladen, die bislang nie in Prag gespielt haben. Dazu gehören auch zwei spanische Orchester: Orquesta de Valencia und Orquesta Nacional de Espana sowie das Konzerthausorchester Berlin, das in Prag unter der Leitung seines Chefdirigenten Lothar Zagrosek spielen wird.“
Der Tschechische Rundfunk arbeitet mit dem Festival eng zusammen. Durch die Vermittlung der Europäischen Rundfunkunion haben aber auch die ausländischen Rundfunkanstalten die Möglichkeit, die Konzerte zu senden. Da jedes Jahr einige Rundfunksinfonieorchester am Festival teilnehmen, ist das Interesse der Rundfunksender an den Festivalkonzerten groß.
Zu den Höhepunkten des diesjährigen Prager Herbstes gehören zwei Konzerte des Royal Liverpool Philharmonic Orchestra. Lucie Johanovská:
„Das Philharmonieorchester aus Liverpool kehrt nach einigen Jahren wieder nach Prag zurück. Neben tschechischen Komponisten werden auch internationale Werke erklingen. Dabei möchte ich auf ein Werk des britischen Komponisten Kenneth Hesketh besonders aufmerksam machen: die Komposition ´Graven Image´ wird beim Prager Herbst zum ersten Mal außerhalb von Großbritannien aufgeführt. Die Premiere erlebte das Werk in diesem Sommer bei BBC Proms in London.“
Das Philharmonieorchester aus Liverpool sollte unter anderem unter der Leitung seines früheren Chefdirigenten Libor Pešek spielen. Daraus wird nun nichts, denn noch vor Festivalstart am kommenden Freitag, kam es zu einem Eklat. Die Folgen treffen auch das Programm. Die Festivalleitung hat angeblich ohne Berechtigung und ohne Zustimmung des Star-Dirigenten Pešek mit dessen Fotos Werbung für das Musikereignis gemacht. Er werde nicht auf dem Festival auftreten und das auch deshalb, weil er noch keinen Vertrag erhalten habe. Es sei nicht so, betonte Pešek, dass er erkrankt sei, wie die Festivalleitung behauptet habe.
Libor Pešek wird also beim Prager Herbst nicht zu sehen und zu hören sein. Dafür gibt es aber noch ein anderes Bonbon: Den weltberühmten polnischen Komponisten und Dirigenten Krzystof Penderecki mit dem Orchester Sinfonie Varsovia und zwar am am 25. September. Dabei kommen auch Pendereckis eigene Kompositionen zu Gehör.
Wenn auch Libor Pešek nicht den Prager Herbst beehrt, dann können sie ihn und das Royal Liverpool Philharmonic Orchestra wenigstens bei Radio Prag genießen. Hier ein Auszug aus der Sinfonie „Aus der neuen Welt“ von Antonín Dvořák.