Prag, das Zentrum der Kunst für Ausländer
Seit der Wende des Jahres 1989 verzeichnet Tschechien viele ausländische Besucher, die sich mittelfristig oder auf Dauer im Lande aufhalten. In Tschechien leben derzeit an die 20 000 Amerikaner. Katrin Sapina sprach mit zwei jungen Amerikanern, die die Moldaumetropole als Wohnsitz und Arbeitsort gewählt haben.
Sie kamen und sie blieben: amerikanische Schriftsteller, Künstler, Abenteurer, fliegende Händler. Mehrere zehntausend amerikanische Mitbürger beherbergt die Moldaumetropole seit der "samtenen Revolution". Warum ist das Land des Franz Kafka ein Magnet für Amerikaner, wollte ich wissen. Ich sprach mit zwei Künstlern aus den Vereinigten Staaten über ihre Beweggründe und Erfahrungen mit dem tschechischen "way of life". Dennison Bertram ist Fotograf und lebt seit 3 Jahren in Prag, Jeremiah Palecek ist Maler und lebt seit 4 Monaten in der Moldaumetropole.
Warum haben sie Prag als Wohn- und Arbeitsort gewählt, wollte ich wissen.
"Prag weckte schon immer meine Neugier, denn mein Großvater, der aus den Niederlanden kommt, hat mich inspiriert. Er lebte vor dem Krieg in Prag. Auch wollte ich schon immer in einem postkommunistischem Land leben. Mich fasziniert die rasante Entwicklung, die man hier beobachten kann."
"Ich war schon immer an der tschechischen Kultur interessiert, meine Großmutter ist Tschechin und ich wollte ihre Heimat kennen lernen."
Ist Prag eine innovative Brutstätte für Kultur, Kunst und Kreativität? Und hat man hierzulande als Künstler bessere Chancen einen Platz in der Kunstszene zu finden als in den Vereinigten Staaten, fragte ich Dennison Bertram weiter.
"Die Tschechische Republik ist ein Zentrum der klassischen Kunst, ich denke aber nicht der zeitgenössischen Kunst. Da ich im klassischen Stil fotografiere, ist Prag für mich eine sehr inspirative Metropole. Hier habe ich auch die Möglichkeit mit Fotokameras zu arbeiten, die in den 40iger oder 50iger Jahre hergestellt worden sind. Dies ist in Amerika nicht möglich, da dort der Focus eher auf die neue Technik gerichtet ist. Und hierzulande wird dem Künstler viel Aufmerksamkeit geschenkt. Hier werden sie gefördert, das kulturelle Angebot in Prag ist groß und nicht nur die berühmten Künstler stellen hier aus, sondern auch die Newcomer bekommen eine Chance ihre Kunst vorzustellen. In meiner Heimatstadt New York ist ein unbekannter Künstler ein Arbeitsloser, das sind die Vorurteile, die man dort zu hören bekommt."
Jeremiah Palacek vertritt eine ähnliche Meinung.
"Prag inspiriert mich sehr. Die Karlsbrücke oder die wunderschöne Architektur dienen zwar nicht als Vorlage für meine Bilder, es ist eher die Energie, die ich in der Moldaumetropole jeden Tag spüre und auch sehe. Ich habe bereits 20 neue Ideen, die ich bald künstlerisch umsetzen werde. Auch habe ich als amerikanischer Maler Erfolg, es laufen verschiedene Projekte an und in zwei Monaten habe ich meine erste Ausstellung in Prag."