Prag gedenkt der Opfer des Kommunismus

Foto: Martina Schneibergová

Am 25. Februar 1948 haben in der damaligen Tschechoslowakei die Kommunisten die Macht ergriffen. An die Opfer des Kommunismus wurde am Dienstag bei mehreren Gedenkveranstaltungen in Prag gedacht.

Petr Marek  (Foto: Martina Schneibergová)
Auf dem Podium vor dem Hus-Denkmal erklangen Lieder von Karel Kryl und Jaroslav Hutka. Unterhalb des Podiums versammelten sich Hunderte von Menschen. Einige von ihnen hielten Transparente, auf denen sie vor den Versuchen der Kommunisten warnten, die Verbrechen des totalitären Regimes zu relativieren. Petr Marek von der Plattform „Bez komunistů.cz“ kritisierte die in der tschechischen Öffentlichkeit aufgekommene Apathie zu diesem Thema:

„Vielen Menschen hierzulande ist es eigentlich egal, dass die Kommunisten eine sehr starke Position in unserer Gesellschaft haben. Nach den Regionalwahlen im Herbst 2012 übernahmen die Kommunisten viele Posten in den regionalen Kreisverwaltungen. Ein Grund dafür ist vor allem in der sehr niedrigen Wahlbeteiligung zu suchen. Wir bemühen uns, die Öffentlichkeit wachzurütteln. Darum arbeiten wir mit der Konföderation der politischen Gefangenen zusammen. Deren Mitglieder sind fast alle über 80 Jahre alt und sprechen von einer gewissen Hoffnungslosigkeit. Es scheint, dass unsere Gesellschaft das Erbe des Kommunismus, also die kommunistische Epoche an sich, moralisch noch nicht bewältigt hat.“

An der Kundgebung nahm eine Reihe von Politikern und Künstlern teil. Einige von ihnen hatten bereits zuvor einen Hungerstreik für die Opfer des Kommunismus abgehalten. Unter den Rednern waren die bürgerdemokratische Abgeordnete Miroslava Němcová, der Vorsitzende der Liberal-Ökologischen Partei (Les), Martin Bursík, oder Filmregisseur Václav Marhoul. Zudem waren Schüler und Studenten aus Südböhmen zu dem Happening nach Prag gekommen. Nach den Regionalwahlen im Herbst 2012 hatten sie mit Kundgebungen und Hungerstreiks gegen die Koalition der Sozialdemokraten und Kommunisten in ihrem Kreis protestiert. Šimon Heller aus Budweis ist Jahrgang 1988:

„Wir wollten uns damals nicht damit abfinden, dass die Kommunisten immer mehr Macht nicht nur in Südböhmen, sondern in ganz Tschechien gewinnen. Wir gründeten damals eine Bürgerinitiative mit dem Titel ´Kommunisten gehören nicht ans Ruder´. Greifbare Resultate haben wir indes nicht erreicht, denn der sozialdemokratische Kreishauptmann hat sich nicht dazu durchgerungen, auf die Zusammenarbeit mit einer Extremistenpartei, wie es die tschechischen Kommunisten sind, zu verzichten. Unser Minimalziel aber war von Anfang an, die Diskussion darüber anzuregen. Und dies ist uns gelungen.“

Šimon Heller und Dominik Hořejší  (Foto: Martina Schneibergová)
Der Begründer der südböhmischen Initiative, der Gymnasiast Dominik Hořejší aus Třeboň, ist Jahrgang 1994. Auch er kritisierte die Apathie in der Gesellschaft:

„Ich finde, dass die so genannte ´Normalisierung` und die kommunistische Erziehung in vielen Leuten noch tief verankert ist. Sie sind es nicht gewöhnt, ihre Meinung offen zu sagen, und dieses Verhalten geben sie an ihre Kinder weiter – also an uns, die in den 1990er Jahren geboren sind. Es wird meiner Meinung nach noch eine oder zwei Generationen dauern, bis sich das ändern wird.“

Die Teilnehmer des Happenings bildeten zum Abschluss der Veranstaltung eine Menschenkette vom Altstädter Rathaus bis hin zum Palais Kinski. Sie zündeten zudem Kerzen für die Opfer des Kommunismus sowie für die Opfer der Gewaltaktionen in der Ukraine an.