Prag: Neue Regierung Paroubek muss noch Vertrauenshürde überspringen
Die Tschechische Republik ist wieder regierbar! Das jedenfalls sind die Hoffnung und der Wunsch des überwiegenden Teils der tschechischen Bevölkerung, nachdem am Montag der über drei Monate währende Streit in der tschechischen Mitte-Links-Regierung mit der Ernennung des Sozialdemokraten Jiri Paroubek zum neuen Ministerpräsidenten beigelegt worden ist. Präsident Vaclav Klaus hat nach der Berufung von Paroubek zum neuen Regierungschef kurze Zeit später auch die von ihm vorgeschlagenen Kandidaten zu Ministern ernannt. Die neue Prager Regierung also steht. Mit welchen Zielen, Erwartungen und auch Vorbehalten sie in ihre rund einjährige Amtszeit geht, dazu Näheres von Lothar Martin.
Das Kabinett Paroubek unterscheidet sich nur auf vier Posten von der Gross-Regierung. Die Änderungen wurden bei der Besetzung des Ministers ohne Portefeuille, des Landwirtschaftsministers, des Informatikministers und selbstredend des Regionalministers getroffen. Als neue Informatikministerin zog dabei mit der liberalen Politikerin Dana Berová die dritte Frau ins Kabinett ein. Da sich das Mandat der neuen Regierung lediglich bis zu den Parlamentswahlen im Juni 2006 erstreckt, muss sie sich auf einige wesentliche Aufgaben konzentrieren. Diese Aufgaben hat der Vizepremier für Ökonomie, Martin Jahn, wie folgt umrissen:
"Eines der Hauptziele dieser Regierung ist die Ratifizierung des EU-Verfassungsvertrags. Das war auch der Hauptgrund, weshalb diese Regierung entstanden ist. Ansonsten wird sie in den Prioritäten fortfahren, die bereits vom vorherigen Kabinett verfolgt wurden, als da wären: die Novelle zum Steuergesetz, die Vorbereitung eines Bankrottgesetzes, die Deregulierung der Mieten und weitere Angelegenheiten."Paroubek und sein Kabinett müssen sich nun nach ihrer Ernennung innerhalb von 30 Tagen einer Vertrauensabstimmung im Parlament stellen. Die oppositionellen Bürgerdemokraten und Kommunisten haben unterdessen bereits angekündigt, dieser Regierung nicht ihr Vertrauen auszusprechen. Aber auch der unabhängige Abgeordnete Tomas Vrbik erklärte, die Regierung Paroubek nicht unterstützen zu wollen:
"Ich habe seinerzeit der Regierung von Stanislav Gross mein Misstrauen ausgesprochen. Aufgrund dessen, dass die neue Regierung bis auf ein paar kosmetische Änderungen faktisch dieselbe ist und ihre Repräsentanten auch nicht damit hinter den Berg halten, programmatisch in den Spuren ihrer Vorgänger fortzufahren, wäre es unlogisch von mir, dieser Regierung mein Vertrauen auszusprechen. Also werde ich wieder mit Misstrauen votieren."