Prag will seinen Bahnverkehr mit Tunnelbauten revolutionieren

Foto: Filip Jandourek

Prag ist eine pulsierende Stadt. Doch der öffentliche Verkehr der Metropole platzt mittlerweile aus allen Nähten. Auf der Suche nach Lösungen hat der Stadtrat nun erneut eine Studie aus dem Jahr 2007 aufgegriffen. Ihr zufolge soll Prag unterirdische Bahnstationen erhalten.

Foto: Filip Jandourek,  Tschechischer Rundfunk
Laut der zehn Jahre alten Verkehrsstudie soll die Bahn die Pendler aus dem Umland auf direktem Wege ins Prager Stadtzentrum bringen. Dazu sollen neue Trassen mit einer Gesamtlänge von 12,5 Kilometer gebaut werden. Zehn Kilometer davon verlaufen unter der Erde. Dazu sollen im Untergrund vier neue Stationen entstehen, von denen die Station Opera sogar viergleisig ausgebaut sein wird. Dieser neue Verkehrsknoten soll eines Tages über Fußgängertunnel den Hauptbahnhof sowie die Metrolinien A und C miteinander verbinden. Die politische Entscheidung hierfür will der Prager Stadtrat schon im September fällen. Dazu der stellvertretende Oberbürgermeister, Petr Dolínek:

„Prag hat ein echtes Problem damit, den täglichen Verkehr für den ganzen Ballungsraum zu gewährleisten. Die Nachfrage wird immer größer, und wenn wir nicht darauf reagieren, werden wir den Berufsverkehr schon bald nicht mehr bewältigen können.“

Auch deshalb geht Dolínek davon aus, dass sich die Stadtväter demnächst für den Bau einer Tunnelvariante entscheiden. Dann werden indes noch einige Jahre bis zu deren Fertigstellung vergehen. Angesichts der vielen Genehmigungsverfahren, Tests und finanziellen Herausforderungen, die mit dem Vorhaben verknüpft sind, rechnet Dolínek sogar mit einer zweistelligen Jahreszahl bis zur Einweihung der neuen Verkehrswege.

„Nichtsdestotrotz bin ich überzeugt davon, dass wir die Genehmigung zum Bau der Eisenbahntunnel erhalten werden. Diese Variante ist nämlich viel einfacher zu realisieren als eine oberirdische Trasse, die wir nur als Ring- oder radiale Strecke umsetzen könnten.“

Auch für den Präsidenten des Fahrgastverbandes, Miroslav Vyka, gibt es zum geplanten Tunnelbau keine echte Alternative. Doch gleichzeitig verweist Vyka darauf, dass die Studie von 2007 bereits überholt sei:

„Zum einen hat die Regierung unlängst den Plan zum Bau von Hochgeschwindigkeitsstrecken der Bahn verabschiedet. Das heißt, nach Prag werden superschnelle Züge aus Plzeň / Pilsen, Ústí nad Laben / Aussig, Liberec / Reichenberg, Hradec Králové / Königgrätz und aus Brno / Brünn fahren. Von daher ist klar, dass die Kapazität des heutigen Bahnknotens Prag dafür nicht ausreichen wird. Sie muss also erweitert werden.“

Und Vyka nennt noch eine zweite Veränderung, auf die man reagieren müsse:

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„Im Mittelböhmischen Kreis sind in den letzten zehn Jahren rund 250.000 Einwohner hinzugekommen. Die Mehrzahl von ihnen pendelt zur Arbeit nach Prag. Deshalb müssen künftig auch neue Bahnverbindungen im Vorortverkehr von Prag entstehen.“

Nach Meinung von Vyka müssten die Prager Verkehrsplaner nun auch viel entschlossener handeln als zuletzt. Als Beispiel dafür führte er die seit den 1990er Jahre diskutierte Bahnschnellstrecke von Prag nach Kladno an, die unter anderem den Transport der Reisenden vom und zum Hauptstadtflughafen wesentlich verbessern sollte. Durch den Ausbau der Metrolinie A aber habe dieses Projekt seinen Sinn verloren. Ganz im Gegensatz zum neuen Tunnelvorhaben, so Vyka:

„Der Bahnverkehr in Prag hat ganz bestimmt das Potenzial für ein starkes Wachstum. Die Bahn kann hier durchaus eine halbe Million Menschen täglich befördern.“