In Prag wird erstes Kommunismus-Museum eröffnet
In Prag wird in der kommenden Woche das erste tschechische Kommunismus-Museum eröffnet. Silja Schultheis nahm dies zum Anlass, sich mit dem Kurator der Ausstellung, Jan Kaplan, zu unterhalten.
Das erste tschechische Museum über die Zeit des Kommunismus befindet sich mitten im Zentrum Prags, in der Straße "Im Graben", einst einem bevorzugten Treffpunkt der literarischen Elite, inzwischen eine der beliebtesten Shoppingmeilen. Es handelt sich dabei um eine private Initiative des Amerikaners Glenn Spicker, der bislang vor allem als Restaurateur in Erscheinung getreten ist. Die ausgestellten Exponate wurden von ihm angekauft, geliehen oder gemietet. Für die inhaltliche Konzeption zeichnet Jan Kaplan verantwortlich, der 1968 nach London emigrierte und seitdem dort lebt.
Er hat die Ausstellung, die den Zeitraum der kommunistischen Herrschaft in der Tschechoslowakei von 1948-1989 umfasst, in drei Abteilungen untergliedert, betitelt als Träume, Realität und Alptraum des Kommunismus. Was man sich darunter vorzustellen hat, illustrierte Jan Kaplan gegenüber Radio Prag an einem Beispiel:
"Im Teil 'Alptraum' geht es um sehr dramatische Ereignisse: die Verhaftung von Menschen, die Monsterprozesse der 50er Jahre, die Straflager wie Jachymov/Joachimsthal und andere. Alptraum - das war der Terror gegen die Bevölkerung, die organisierte Gewalt."
Besonders bei den Prozessakten, über die in jüngster Zeit viel in der Tagespresse berichtet wird, handele es sich um eine umfangreiche Sammlung von Dokumenten, deren Wert vor allem in folgendem besteht:
"Einige der Materialien, die wir dort ausstellen, sind ziemliche Unikate. Denn viele Dokumente sind in großem Maßstab vernichtet wurden, wie es immer der Fall ist, wenn das politische Systém wechselt. Ich würde sagen, dass wir eine ziemlich einzigartige Sammlung von Materialien haben, die die Atmosphäre der damaligen Zeit widerspiegeln und der Öffentlichkeit bislang nicht bekannt sind."