Gründung des ersten Kommunismus-Museums in Tschechien geht auf Privatinitiative eines Amerikaners zurück
Für die Öffentlichkeit wie auch für Fachkreise überraschend ist in Prag in diesen Tagen das erste Museum des Kommunismus eröffnet worden. Während wir Ihnen vor zwei Wochen ein wenig über seine inhaltliche Konzeption berichteten, möchten wir Ihnen heute die generelle Idee vorstellen, die hinter dem gesamten Vorhaben steht. Hören Sie dazu den folgenden Beitrag von Silja Schultheis.
Die Initiative geht auf den in Prag lebenden Amerikaner Glenn Spicker zurück, der das Vorhaben aus eigenen Mitteln vorangetrieben und sich dabei offensichtlich zu einem Gutteil von amerikanischem Pioniergeist treiben lassen hat. Glenn Spicker auf die Frage, was ihn zu der Gründung eines Kommunismus-Museums in der tschechischen Hauptstadt veranlasst hat: "Es gab noch kein Kommunismus-Museum in Prag. Und es gab überhaupt noch kein Kommunismus-Museum, soweit ich wusste. Wir haben uns einfach gesagt: Wow, wir könnten das erste Kommunismus-Museum sein. Und das schien mir eine fantastische Idee zu sein. Im Grunde ist es eine einfache Idee. Die meisten guten Ideen und Theorien sind sehr einfach. Und das ist auch hier der Fall: Es hat es noch nicht gegeben, es ist originell, und wir dachten, es würde populär sein." Das Museum richtet sich an ein breites - keineswegs nur tschechisches - Publikum. Bislang können Besucher sich auf Tschechisch, Englisch und Deutsch mit den Inhalten der Ausstellung bekannt machen. Mit der Übersetzung der Texttafeln ins Italienische, Französische und Japanische wurde bereits begonnen. Von dem Bemühen, möglichst viele Besucher anzulocken, zeugen auch die Öffnungszeiten. Mo-So 9-22h. Spicker räumt ein, dass es sich bei den Ausstellungstexten um eine vereinfachte historische Darstellung handele, deren Inhalte dem durchschnittlichen Schüler bereits bekannt seien. Dennoch hält er den Vorwurf, dass das Museum überwiegend für ein anspruchsloses touristisches Publikum bestimmt sei, für ungerecht: "Ich muss sagen, wenn Journalisten die Frage stellen: Ist es hauptsächlich für Touristen?, dann klingt daraus immer hervor, dass Touristen wertlos seien. Touristen sind intelligente Menschen, und ich denke es ist gut, wenn es ein Museum gibt, in dem sie etwas über Prag lernen können - anstatt einfach nur so durch die Straßen zu laufen, ohne zu verstehen, wie es hier war." Aufgrund der erstaunlich schnellen Realisierung des Vorhabens binnen eines halben Jahres konnten sich einige hochrangige Historiker, die Spicker gerne in die inhaltliche Gestaltung mit einbezogen hätte, letztlich nicht an der Arbeit beteiligen. Fachkreise sowie der Verband ehemaliger politischer Gefangener erfuhren erst von dem Unternehmen, als es kurz vor der Vollendung stand, kritisierte die Tageszeitung "Lidove noviny" vor gut zwei Wochen. Warum er seine Idee binnen kürzester Zeit umsetzen wollte, brachte Glenn Spicker im Gespräch mit Radio Prag in einem Satz auf dem Punkt: "Ich hatte Angst, dass jemand anderes auf die Idee kommen und es schneller machen würde als ich." Um dies zu verhindern, aber auch um Entscheidungen vollkommen selbstständig und vor allem schnell treffen zu können, verzichtete Spicker darauf, sich um staatliche Unterstützung für sein Vorhaben zu bemühen. Stattdessen zählte er darauf, dass sich Menschen zur Zusammenarbeit finden würden, sobald das Museum erstmal ins Leben gerufen wurde. Insofern hält er den Vorwurf mangelnder Zusammenarbeit mit tschechischen Historikern sowie dem Bund ehemaliger politischer Gefangener auch für unberechtigt. Stattdessen, so Spicker, freue er sich auf die künftige Zusammenarbeit mit Fachkreisen sowie ehemaligen politischen Gefangenen. Er betont jedoch, dass sein Museum sich einer streng historischen Sichtweise verpflichtet fühle und weder die Entwicklung der kommunistischen Partei nach 1989 noch die jüngsten Prozesse gegen Funktionäre des ehemaligen kommunistischen Regimes zu kommentieren beabsichtige.