Mahnmahl für die Opfer des Kommunismus in Prag enthüllt

Zwölf Jahre nach dem Fall des totalitären Regimes hat Prag ein Mahnmahl für die Opfer des Kommunismus bekommen. Markéta Maurová war der feierlichen Enthüllung zugegen.

Wenn sie vom Nationaltheater über die Legionen-Brücke zur Kleinseite gehen, sehen Sie vor sich, am Fuße des Petrin-Hügels, zunächst eine weiße, immer enger werdende Treppe. In der Mitte zieht sich ein Bronze-Streifen mit Zahlenangaben über die Opfer des Kommunismus. Auf einzelnen Stufen stehen Männerfiguren - die erste ist vollkommen, die weiteren dann immer mehr und mehr nur Torsi. Der Autor der Skulpturen, Olbram Zoubek, erklärt seine Idee, die dem Denkmal zu Grunde liegt:

"Kennen Sie das Wort "Mukl"? Es ist ein tschechisches Wort und bedeutet "muz urceny k likvidaci", also ein Mann, der zur Liquidierung bestimmt ist. Und da sind wirklich sieben Männer, die einer nach dem anderen liquidiert werden. Und trotzdem stehen sie immer fest auf dem Boden und knien nicht und fallen nicht und eigentlich kämpfen sie auch noch im Tod."

Es sei ein großer Tag und Anfang der Debolschewisierung der tschechischen Gesellschaft, sagte der Vorsitzende der Konföderation politischer Häftlinge, Stanislav Drobny, auf der Feier. Was bedeutet für diesen Mann - der wegen seines Kampfes gegen die Totalität nach 1948 zum Kerker verurteilt worden war und auf seinen Beruf als Jurist lebenslang verzichten musste - die so häufig erwähnte Auseinandersetzung der tschechischen Gesellschaft mit der kommunistischen Vergangenheit?

"Jeder muss die Kraft besitzen, in seine eigene Vergangenheit zu schauen und diese anzunehmen, d.h. er muss Bedauern äußern und sich bemühen sie wettzumachen. Wir wissen natürlich, dass ein Mensch Fehler begeht und auch jemand, der anfänglich ein rasender Kommunist war, sich im Laufe der Jahre verändern kann. Aber ein Kommunist zu sein, das war entweder ein moralischer, oder ein rationeller Mangel. Entweder konnte jemand den Marxismus-Leninismus nicht analysieren und dessen riesige Fehler sehen, oder wollte er emporsteigen und wusste, dass es mit der Partei besser geht."

Die feierliche Enthüllung sorgte schon einige Wochen vor ihrer Realisierung für Schlagzeilen. Da von den obersten Repräsentanten des Staates nur der Vorsitzende des Abgeordnetenhauses und der ODS, Vaclav Klaus, nicht aber Präsident Vaclav Havel und Premier Milos Zeman oder Senatschef Petr Pithart eingeladen wurden, spekulierte man vom Missbrauch der Veranstaltung zu Wahlkampagnezwecken. Aus diesem Grund nahmen letztendlich keine Spitzenpolitiker, sondern nur Vertreter der Konföderation politischer Häftlinge, des ersten Prager Stadtbezirks und des Prager Magistrats und weitere an der Enthüllung teil.