Prager Comic-Festival zeigt tschechische und ausländische Comics
Comics sind im Gegensatz zu starkem Bier, bunten Muchapostern oder düsteren Zeichentrickfilmen keine Exportschlager aus Tschechien. Doch langsam entsteht auch hierzulande eine Comic-Szene, die durch Publikationen und Festivals auf sich aufmerksam macht. Das einwöchige „Komiksfest“ findet diesen November bereits zum dritten Mal in Prag statt. Zum Programm gehören auch zwei Ausstellungen deutschsprachiger Künstler.
Tschechische Comics sind auch im Land selbst relativ unbekannt. Denn zu kommunistischen Zeiten waren die gezeichneten Bildergeschichten als westliche Kunstform verpönt. Erscheinen durften nur wenige harmlose Kindergeschichten, wie zum Beispiel „Čytiřlistek“, das vierblättrige Kleeblatt. Fast 20 Jahre nach der Wende lassen sich tschechische Comics heute nicht mehr über einen Kamm scheren. Die Zeichenstile und die Geschichten sind äußerst individuell. Eine Gemeinsamkeit könne man aber dennoch erkennen, meint zumindest der Veranstalter des Comic-Festivals, Tomáš Hibi Matějíček:
„Es gibt eine Grundtendenz in der Mehrheit der Geschichten. Tschechische Autoren nutzen viel Ironie - Ironie, wie wir sie zum Beispiel aus dem Roman „Schwejk“ kennen. Vor allem aber sind die Autoren in der Lage, sich über sich selbst lustig zu machen. Sie nehmen das Comic-Schaffen immer noch als etwas wahr, das ihnen Spaß macht.“
Der Grafiker und Publizist Matějíček will tschechische Comics einem breiten Publikum vorstellen. Während des Festivals eröffnen daher zahlreiche Ausstellungen tschechischer Künstler. Auf dem Programm stehen aber auch Animationsfilme, Theateraufführungen, Diskussionen und Workshops. Das „Komiksfest“ präsentiert jedoch nicht nur tschechische, sondern auch ausländische Comics, zum Beispiel die Werke von Andreas Mahler. Der Österreicher ist einer der bekanntesten Comic-Zeichner im deutschsprachigen Raum. Er hat das dritte Comic-Festival mit eröffnet und schon einige Ähnlichkeiten zwischen den beiden Comic-Szenen festgestellt:
„Ich glaube, die tschechische Comic-Szene ist gar nicht so unterschiedlich von der österreichischen. Es gibt nämlich sehr wenige Verbindungen nach außen. Aber es gibt zum Beispiel viele Verbindungen zwischen Deutschland und Frankreich oder der Schweiz und Frankreich. Die Schweiz ist aber auch sehr avanciert in Sachen Comic. Österreich ist kaum präsent, Tschechien auch nicht, Polen auch nicht. Diese Länder sind wie weiße Flecken.“
Diese weißen Flecken wollen die unbekannteren Comic-Nationen gemeinsam bunt ausmalen. Kontakte zwischen den Künstlern verschiedener Länder seien dabei entscheidend. Besonders intensiv arbeiten die tschechischen Comic-Aktivisten mit den Österreichern und den Deutschen zusammen. Beim letzten Comic-Festival stellte ein junger Berliner Künstler seine Werke aus. Dieses Jahr ist die Kooperation noch enger, erklärt Matějíček:
„In diesem Jahr haben wir sogar zwei deutschsprachige Ausstellungen, eine im Österreichischen Kulturinstitut und eine im Goethe-Institut. Wir haben außerdem gerade auch ein Buch von Mahler auf Tschechisch herausgegeben. Ansonsten erscheinen bei uns immer noch nicht viele deutschsprachige Autoren. Aber ich glaube, dass sich das dank der Kontakte bei diesem Festival ändern wird.“