Prager Metro: Bau der neuen Linie D nimmt Konturen an
Was lange währt, wird letztlich gut, sagt ein altes Sprichwort. Möglicherweise gilt das eines Tages auch für neue Linie D der Prager Metro. Mit ihrem Bau soll im kommenden Jahr endlich begonnen werden. Vergangene Woche wurden darüber hinaus die siegreichen Entwürfe für die künstlerische Gestaltung von drei Stationen der blauen Trasse vorgestellt.
Es sind die Stationen drei, vier und fünf der Linie D, die nun zumindest virtuell ein Gesicht bekommen haben. Die Station „Nové Dvory“ wird von der Geometrie geprägt: Schräge Linien oder Quadrate an den Wänden stehen dabei im Kontrast zur linearen Ausrichtung des Haltepunkts. Bei der Station „Krankenhaus Krč“ ließ sich Künstler Jiří Černický vom menschlichen Leben und der Klinik inspirieren: Er plant dort Zeichnungen und Ornamente zu diesem Thema. Und die Station „Bahnhof Krč“ ist nicht unterirdisch wie die beiden anderen, deshalb wird sie auch sehr gläsern sein. Weshalb aber setzt die Stadt Prag für die Gestaltung der Metrostationen wieder verstärkt auf bildende Künstler? Dazu antwortet der stellvertretende Oberbürgermeister und Stadtrat für Verkehr, Adam Scheinherr (Praha Sobě):
„Ich denke, es ist uns gelungen, zu dem ursprünglichen Konzept aus den 1980er Jahren beim Bau der Metrostationen zurückzukehren. Damals wurden ausgezeichnete Architekten und die besten bildenden Künstler des Landes beauftragt.“
Dadurch seien Dutzende Kunstwerke entstanden, sagte Kunsthistoriker Zdeněk Lukeš unlängst gegenüber Radio Prag International. Und auch Stadtrat Scheinherr bedauert, dass dieses Konzept ab den 1990er Jahren lange Zeit nicht mehr weiterverfolgt wurde. Daher werde man von der Einbeziehung der Kunstschaffenden auch nicht abkommen, sollte der Bau der Metrolinie aufgrund weiterer Verzögerungen noch teuer werden, so Scheinherr:
„Die Künstler, die wir ausgesucht haben, garantieren uns nicht nur Qualitätsarbeit, sondern sie bringen sich auch gut in den technologischen Ablauf ein. Ihre Arbeit bedeutet für uns kaum Zusatzkosten. Anstatt die Wände einfarbig zu verkleiden, werden diese künstlerisch gestaltet. Die Mehrkosten bewegen sich wirklich im Promillebereich.“
Dennoch ist die Nachfrage nach den Kosten nicht unbegründet. 2018 wurde in den Planungen zum Bau der Linie D mit ihren vorerst zehn Stationen ein Gesamtbetrag von 43 Milliarden Kronen (1,6 Milliarden Euro) angegeben. Jetzt – zwei Jahre später – liegt der Kostenvoranschlag schon bei knapp 73 Milliarden Kronen (2,7 Milliarden Euro). Langwierige Verhandlungen beim Grundstückkauf und andere Probleme haben immer wieder für Verzögerungen gesorgt. Deshalb bestehe nun auch eine imaginäre Obergrenze für die Baukosten, erklärt der Stadtrat für Verkehr:
„Ich kann nicht einschätzen, wie sich die Einnahmen der Hauptstadt Prag entwickeln werden. Doch die Kosten müssen unter 100 Milliarden Kronen bleiben“– also unter 3,7 Milliarden Euro.
Angesichts der notorisch klammen Kassen der Moldaumetropole ist das ein großer Batzen Geld. Doch laut Scheinherr will sich die Hauptstadt finanzstarke Unterstützer mit ins Boot holen:
„Wir gehen davon aus, dass uns die Regierung bei der Finanzierung der Metrolinie hilft. Denn in allen europäischen Großstädten ist es üblich, dass sich der Staat und die Stadt die Kosten jeweils zur Hälfte teilen. Und hier geht es schließlich um einen der strategisch wichtigsten Infrastrukturbauten unseres Landes. Zudem wollen wir die Verhandlungen mit der Europäischen Investitionsbank über ein Darlehen erfolgreich abschließen.“
Nach dem Beginn der geologischen Baugrunduntersuchung im Juni 2019 rechnet Scheinherr noch in diesem Jahr mit der Baubewilligung für das erste Teilstück. Es ist die kurze Strecke von der mit der Linie C verknüpften Station Pankrác in südlicher Richtung bis zur Station Olbrachtova. Dieser Abschnitt soll ab nächstem Jahr gebaut werden und 2023 fertig sein. In drei Jahren sollte man ursprünglich auf der gesamten Südtrasse der Linie D bis zum Stadtrandviertel Písnice fahren können. Nach Aussage von Adam Scheinherr aber wird dies wohl nun erst im Jahr 2029 der Fall sein.