Prager Taxi-Wucherer: Frechheit kennt keine Grenzen

Immer weniger Touristen kommen nach Prag; sicher auch eine Folge der Wirtschaftskrise. Aber nicht nur: denn immer noch tun einige unverbesserliche so genannte Dienstleistungsbetriebe alles dafür, um den Touristen den Aufenthalt in der „Goldenen Stadt“ gründlich zu vermiesen und den Ruf Tschechiens im Ausland zu beschädigen.

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
Sie erinnern sich vielleicht noch: Vor einigen Jahren verkleidete sich der Prager Oberbürgermeister Pavel Bém als Tourist und ließ sich von verschiedenen Taxis durch die Stadt chauffieren. Das Ergebnis war erschreckend: Die meisten Fahrer langten kräftig zu und forderten weit mehr als den von der Stadt festgelegten Fahrpreis. Daraufhin wurde die Stadtverwaltung aktiv und die Zahl der unehrlichen Taxilenker ist seither von über einem Drittel auf fünf bis zehn Prozent gesunken. Doch diesem harten Kern der Unverschämten scheint kaum das Handwerk zu legen sein.

Der neueste Coup zeugt von der nahezu bespiellosen Frechheit der Taxi-Gauner: Mittlerweile hat es sich herumgesprochen, dass die gelben Wagen mit den drei A als vertrauenswürdig gelten und keine Wucherpreise verrechnen. Auch viele Reiseführer empfehlen, bei dieser Firma zu bestellen. Nun, als Reaktion darauf haben nun die Eigentümer eines kürzlich seiner Konzession verlustig gegangenen Wucher-Unternehmens kurzerhand eine neue Firma gegründet. Die Wagen sehen jenen der seriösen Konkurrenz zum Verwechseln ähnlich.

Ein anderes Beispiel: Stolze vier Jahre hat die tschechische Justiz gebraucht, um über die Auflösung des Mietvertrags für den Standplatz der überteuerten Taxis auf dem Altstädter Ring zu entscheiden. Letztlich zu Gunsten des Magistrats, der den Standplatz umgehend räumen hat lassen: Dabei kam es zu einer blutigen Massenschlägerei zwischen Beamten der städtischen Polizei, einigen Taxifahrern und ihren schlagkräftigen Bodyguards. Und erst zu Beginn dieser Woche musste sich Oberbürgermeister Bém in aller Öffentlichkeit von den Taxi-Banditen beflegeln lassen, die den mittlerweile illegalen Standplatz immer noch nicht zur Gänze freigeben wollen.

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Damit nicht genug: die – nach ihrem unverschämten Kilometersatz so genannten – „90-Kronen-Chauffeure“ haben umgehend eine neue Klage gegen die Auflösung ihres Standplatzes eingereicht. Unglaublich aber wahr: Sie haben Recht bekommen. Die Stadt muss die entsprechenden Verkehrszeichen wieder anbringen und 100.000 Kronen (4000 Euro) Strafe zahlen. Doch der Magistrat denkt nicht daran und hat umgehend Berufung angekündigt.

Allem Touristenschwund zum Trotz handeln also so genannte Dienstleistungsbetriebe in Prag nach wie vor nach dem Grundsatz „Frechheit kennt keine Grenzen“. Bleibt zu hoffen, dass sich dieses Problem von selbst zu lösen beginnt. Die Chancen stehen gut: Einige der berüchtigten überteuerten Restaurants in der Altstadt haben bereits ihre Schaufenster mit Papier beklebt und der Aufschrift „Vorübergehend geschlossen“ verziert. Welch ein Verlust…

Übrigens: Vielleicht fragen Sie sich jetzt, ob ich selbst auch schon Schwierigkeiten bei der einen oder anderen Taxifahrt hatte. Nein. Und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Ich fahre Straßenbahn.