Prager Verirrungen
Nichts gegen Schlager, ehrlich. Wer sie mag, soll sie hören, wer sie singen will, soll sie singen. Letzteres tun etwa Karel Gott oder Helena Vondráčková. Sie tun es auch jetzt noch, nachdem sie bereits in den siebziger Jahren beachtliche Karrieren hingelegt haben – nicht nur in der damaligen Tschechoslowakei, sondern vor allem auch im deutschsprachigen Ausland. In Prag leben und arbeiten die beiden also bis heute – als Menschen aus Fleisch und Blut. Das sollten Sie wissen, damit Sie nicht schreiend davonlaufen, wenn Sie ihnen zufällig auf dem Wenzelsplatz oder dem Altstädter Ring begegnen. Denn ob man die ewigen Stars nun mag oder nicht – auf jeden Fall sind sie nicht die Zombies, als die sie im deutschen Fernsehen bisweilen präsentiert werden.
In einer Sendung über Prag wirkt das möglicherweise fehl am Platz, aber sei’s drum. Musik ist schließlich nicht alles, und wir müssen schnell weiter zu den nächsten Reportage-Schauplätzen, also ins Restaurant und in die Brauerei. Wir erfahren, dass tschechisches Essen fett ist, dass man zum Brauen von gutem Bier gutes Wasser benötigt, und dass die Häuser im Prager Zentrum alle irrsinnig schön renoviert sind. Dazwischen immer wieder Musik, denn so viel Information muss erst mal verdaut werden wie ein großer Schweinebraten.
Vielleicht haben Sie sich verführen lassen, vielleicht kommen Sie nun selbst einmal nach Prag. Da können Sie dann auch das schöne Jugendstilgebäude sehen, in dem Helena Vondráčková früher öfter aufgetreten ist. Als sie davon erzählte, war für den Kameraschwenk auf das Haus selbst möglicherweise keine Zeit mehr. Na ja, bei gerade mal dreieinhalb Stunden Sendezeit auch irgendwie verständlich.