Prager Zoo bereitet Transport und Auswilderung von vier Przewalski-Pferden vor
Einige Säugetiere, die in tschechischen Tierparks aufwachsen und gehalten werden, eignen sich offenbar immer öfter für eine Auswilderung in freier Wildbahn. Im Dezember 2009 machte der Zoo in Dvůr Králové mit der Entsendung von vier Nördlichen Breitmaulnashörnern nach Kenia auf sich aufmerksam. Mit dem Quartett sollte dort ein weiterer Versuch zur Fortpflanzung der vom Aussterben bedrohten Dickhäuter in ihrem natürlichen Umfeld gestartet werden. Und in einer Woche will auch der Prager Zoo eine ähnliche Aktion durchführen: Vier äußerst seltene Przewalski-Pferde sollen dann zur Auswilderung in die Mongolei transportiert werden.
„Die Pferde wurden in Abstimmung mit der mongolischen Seite ausgewählt. Es sind Pferde, die genetisch geeignet sind für die örtliche Anpassung und zudem zur jüngeren Generation zählen.“
Aus gutem Grund, denn die Bedingungen, die die lebendigen Vierbeiner in der Mongolei erwarten, sind alles andere als ein Zuckerschlecken: immer wieder Sandstürme sowie extreme Temperaturen von plus 40 Grad im Sommer und minus 40 Grad im Winter. Darauf werden sie gerade in Böhmens kühlster Gegend vorbereitet. Die vier Prager Tiere sollen die kleinste Herde der Wildpferde in der mongolischen Steppe verstärken. Alle heute in freier Wildbahn lebenden Przewalski-Pferde sind entweder ausgewildert worden oder stammen von ausgewilderten Tieren ab. Ihre Spuren aber führen zum Großteil in die tschechische Hauptstadt zurück, behauptet Prags Zoo-Direktor Miroslav Bobek:„Die Mehrzahl der ausgewilderten Pferde hatte Prager Blut in seinen Adern, doch aus unserer eigenen Zucht sind in den letzten 20 Jahren nur vier Pferde in die Mongolei gelangt.“Das geschah im Rahmen eines internationalen Projekts. Diesmal aber betreibt der Prager Zoo die Auswilderung seiner Przewalski-Pferde erstmals in Alleinregie. Und dafür müssen sehr gründliche Vorkehrungen getroffen werden. Zum Beispiel die Planungen für den sehr weiten Flugtransport in die rund 6000 Kilometer entfernte Mongolei. Auch für die Prager Transportfirma um Chefpilot Jiří Vávra ist das eine ganz neue Herausforderung:
„Es ist für uns das erste Mal, dass wir einen Tiertransport für eine so lange Flugstrecke vorbereiten.“Gemeinsam mit den Pferden werden die Piloten und Veterinäre am 14. und 15. Juni rund 17 Stunden in der Luft sein, bis sie ihr Zielgebiet im Westteil der Mongolei erreichen. Vom dortigen Flughafen sind die Pferde dann noch zirka sieben Stunden mit dem Jeep unterwegs, bis sie in der Reservation des Comiin-Tals ausgewildert werden. Dort treffen die vier Prager Tiere auf insgesamt 24 Artgenossen, die die Franzosen vor sechs Jahren hier ausgesetzt haben. Das letzte ursprünglich freilebende Przewalski-Pferd wurde übrigens 1969 gesehen.