Preise für Freiheit und Demokratie verliehen

Vincuk Viačorka (Foto: ČTK)

Das Prager Totalitarismus-Institut hat seine Preise vergeben – unter anderem an Kateřina Tučková.

Kateřina Tučková  (Foto: ČTK)
2009 brach Kateřina Tučková ein Tabu in Tschechien. In ihrem Roman „Die Vertreibung der Gerta Schnirch“ thematisierte die junge Autorin den sogenannten Brünner Todesmarsch. Anerkennung fand sie dafür vor allem in Deutschland, nun wurde sie auch in ihrer Heimat geehrt. Am Dienstag erhielt sie in Prag den „Preis für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte“ des Instituts für das Studium totalitärer Regime (ÚSTR):

„Natürlich freue ich mich sehr. Tatsächlich ist das keine Ehrung, die ein Schriftsteller für sich erwarten würde. Ich bin aber sehr dankbar, weil gerade diese Auszeichnung zeigt, dass ich sowohl ein literaturbegeistertes, als auch ein fachlich versiertes Publikum mit meinem Werk erreicht habe.“

Die Brünnerin gehört spätestens seit 2013 zu den bedeutendsten Autoren in Tschechien. Damals erhielt sie für ihren Roman „Das Vermächtnis der Göttinnen“ den Magnesia Litera, den wichtigsten Literaturpreis Tschechiens. Über Stasi-Akten rekonstruierte sie darin das Leben und die Magie von Kräuterfrauen in den Weißen Karpaten.

Zora Dvořáková  (Foto: ČTK)
Neben Tučková bekam auch eine weitere Schriftstellerin die Auszeichnung für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte. Es handelt sich um die Historikern Zora Dvořáková:

„Ich selbst komme aus einer im Kommunismus verfolgten Familie. Mein Vater hat das alles nicht ertragen können, mein Mann war ein politischer Gefangener. In der Zeit der Normalisierung wurde ich dann im Amt für Denkmalschutz vor die Tür gesetzt. All die Repressalien, die ein Mensch in jener Zeit erleiden konnte, habe ich am eigenen Leib erfahren.“

Zora Dvořáková ist eine Kapazität im modernen tschechischen Denkmalschutz, bereits in den 1960er Jahren beteiligte sie sich an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland. Während der sogenannten Normalisierung nach dem Prager Frühling von 1968 durfte sie ihre Arbeit nicht mehr ausüben und wurde in die Archive verbannt. Dort entstanden aus ihrer Feder jedoch anspruchsvolle literarische Werke.

Vincuk Viačorka  (Foto: ČTK)
Das Institut für das Studium totalitärer Regime wollte in diesem Jahr jedoch auch auf die Lage in anderen Ländern aufmerksam machen. Deshalb hat es den früheren sowjetischen und heutigen weißrussischen Oppositionellen Vincuk Viačorka geehrt. Der christdemokratische Politiker sieht den Preis aber nicht nur als Anerkennung für seine eigene Arbeit, wie er gegenüber Radio Prag sagte:

„Ich denke, dass ich den Preis eigentlich nicht verdient habe. Wir haben nämlich noch viel zu tun in Weißrussland, um das Erbe des Totalitarismus zu überwinden. Und zwar auch in seiner heutigen Form. Es ist aber großartig, dass ich auf diese Weise mehr Aufmerksamkeit auf mein Land lenken kann. Ich nehme den Preis also im Namen all derer an, die Weißrussland auf den Weg von Freiheit und Demokratie zurückbringen und das schreckliche Erbe des Totalitarismus hinter sich lassen wollen.“

Foto: Tibor Kováč
Für seinen dokumentarischen Blick auf den Prager Frühling wurde weiterhin der slowakische Fotograf Tibor Kovač gewürdigt. Er stand 1968 mit seiner Kamera an vorderster Front, als die sowjetischen Panzer in seiner Heimatstadt Košice einrollten. Schließlich erhielt posthum ein weiterer Slowake den Preis, und zwar der ehemalige Pilot Tugomír Seferovič. Er entführte 1953 einen Flug von Brno / Brünn nach Prag in den Westen, zahlreiche Passagiere nutzten dies zur Flucht.