Preiserhöhungen und Fälschungen: die Prager Verkehrsbetriebe im Fokus

Gefälschte Fahrkarte (rechts)

Ein Beitrag der Kollegen vom Radiojournal enthüllte am Donnerstagabend, dass etwa ein Drittel der alten Fahrkarten der Prager Verkehrsbetriebe gefälscht sind. Das dies überhaupt aufgefallen ist, hängt mit der jüngsten Preiserhöhung zusammen.

Gefälschte Fahrkarte  (rechts)
Zum ersten Juli erhöhten die Prager Verkehrsbetriebe die Preise für die Fahrkarten von bisher 18 Kronen für die Einfachfahrkarte und 26 Kronen für eine Umsteigekarte auf 24 beziehungsweise 32 Kronen. Dies entspricht einer Steigerung von etwa 25 Prozent. Ausgenommen davon sind alle Monats- und Jahreskarten, die seit einiger Zeit als digitale Fahrkarte auf der Opencard abgespeichert werden. Der Führer der Opposition im Prager Rathaus, Tomáš Hudeček (Top 09), befürchtet aber, dass nun viele Fahrgäste auf das Auto umsteigen werden. Der stellvertretende Oberbürgermeister der Stadt Prag, Karel Březina (ČSSD) begründet die Preissteigerung wie folgt:

Karel Březina  (Foto: ČTK)
„Das Ziel ist, dass die Menschen verstärkt die Zeitkarten nutzen, die nun nicht verteuert werden. Und sie sollen die digitalen Fahrkarten nutzen, die viel leichter zu kontrollieren sind.“

Die gestiegenen Kosten für die Einzelfahrkarten bleiben so größtenteils an den Touristen hängen, die keinen Bedarf haben, sich eine digitale Opencard mit einer Monats- oder Jahreskarte zuzulegen.

Ein ganz anderes Problem tauchte nun aber am Rande der Preiserhöhungen auf und könnte für die Verkehrsbetriebe zu einem Skandal werden. Den Kunden wurde eine Übergangsfrist eingeräumt, in der sie ihre alten Fahrscheine an den Schaltern der Verkehrsbetriebe zurückgeben durften. Dabei entdeckte man nun viele gefälschte Fahrkarten. Dazu die Sprecherin der Prager Polizei, Eva Stulíková:

„Wir wissen, dass diese Fahrkarten in den lizenzierten Verkaufsstellen ausgegeben wurden. Die Fälschungen sind von hoher Qualität, daher haben weder der normale Kunde noch die Verkäufer die Chance, sie zu erkennen. Sollten aber dennoch welche entdeckt werden, ist wichtig, dass die Leute dies umgehend der Polizei melden.“

Die Verkehrsbetriebe sind aber über das Problem schon länger informiert und haben offensichtlich wenig unternommen, dagegen vorzugehen. Dies bestätigte ein Experte für Dokumentenfälschungen, der Gerichtsgutachter Vladimír Sitta, am Freitagmorgen gegenüber dem tschechischen Fernsehen:

„Ich weiß von den Fälschungen in diesem großen Ausmaß bereits seit zwei Monaten. Ich habe dann sofort die Verkehrsbetriebe kontaktiert, damit sie sich um das Problem kümmern können und habe ihnen versichert, dass ich zur Verfügung stehe. Ich habe dann die Antwort bekommen, dass sie meine Unterstützung nicht brauchen und das Problem mit Hilfe der Polizei lösen wollen. Als dann der Rückkauf startete, bin ich bei mehreren Rückgabestellen gewesen und habe Stichproben gemacht und aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich beurteilen, dass etwa ein Drittel der 26-Kronen-Fahrkarten gefälscht sind. Das habe ich selbstverständlich den Verkehrsbetrieben mitgeteilt und als dann an diesen Montag endlich Schulungen für die Angestellten begannen, war es schon zu spät. Ich möchte hier nicht pauschal die gesamten Verkehrsbetriebe verurteilen, aber da gibt es einige konkrete Personen, die einfach nicht die entsprechenden Kompetenzen haben.“

Welches Ausmaß die Fälschungen haben ist aber bisher unklar. Die Sprecherin der Verkehrsbetriebe, Ilona Vysoudilová, sagte am Freitagmittag, interne Prüfungen hätten ergeben, dass nur an zwei Verkaufsstellen gefälschte Fahrkarten ausgegeben wurden. Die Zahl bewege sich insgesamt im Promillebereich.