Preisrevolution bei den Medikamenten

Reformen im Gesundheitswesen sind meistens umstritten. Besonderen Widerstand rufen sie dann hervor, wenn die Zuzahlungen der Krankenkassen für Medikamente oder Therapien gesenkt, oder anders ausgedrückt, die Eigenbeteiligungen der Patienten erhöht werden sollen. Ebenso stellt sich die derzeitige Situation bei den anvisierten Änderungen im Zuzahlungssystem in Tschechien dar, über die Olaf Barth berichtet.

Die tschechischen Krankenversicherungen werden ab Juli ihre Zuzahlungen für viele häufig benötigte Medikamente senken, d.h. Patienten mit hohem Blutdruck, Depressionen, diversen Allergien oder auch Asthma etc. werden künftig tiefer in die eigene Tasche greifen müssen. Oder aber man verlangt die kostengünstigeren Ersatzmedikamente - sog. Generika - die im Allgemeinen gleiche Inhaltsstoffe haben und ebenso wirken, wie das teurere Markenprodukt.

Ob also der Patient demnächst bei jedem Rezept, dass der Arzt ihm ausstellt fragen soll, ob es dazu nicht ein Generikum gibt, wollte ich von der Marketingdirektorin der größten tschechischen Versicherungsanstalt, der allgemeinen Krankenversicherung (VZP), Katerina Zamastilova wissen:

"Ja, die Allgemeine Krankenversicherung empfiehlt ihren Patienten, dass sie stets noch vor der Ausstellung eines Rezeptes mit ihrem Arzt absprechen, ob nicht eine andere Alternative existiert, für die kein Eigenbeitrag entrichtet werden muss. Nach dem Krankenversicherungsgesetz muss in jeder Arzneimittelkategorie ein Medikament existieren, das von der Krankenversicherung vollkommen übernommen wird."

Die hierzulande erhältlichen Generika, also billigeren Imitate von zumeist ausländischen Markenmedikamenten, stammen in der Regel von einheimischen Herstellern. In der Vergangenheit wurden schon öfter Fälle bekannt, in der die Produzenten solcher Generika sich gegenüber Ärzten für die Verschreibung ihrer Produkte erkenntlich zeigten. Handelt es sich bei der neuen Regelung also um eine weitere Form des Lobbyismus? Dazu Frau Zamastilova:

"Ich denke nicht, dass es sich hierbei um Lobbyismus handelt. Es ist einfach ein weltweiter Trend, da jedes Generikum billiger ist als das Original."

Seitens der Versicherungen hofft man zudem, dass der gesteigerte Konkurrenzdruck durch Generika auch die Preise der Originale nach unten treiben wird.

Schwierigkeiten gibt es aber immer mal wieder bei der Kategorisierung der Medikamente und bei der Frage, ob ein bestimmtes Medikament überhaupt ein Generikum ist und dementsprechend genauso wirkt wie das bewährte.

Frau Zamastilova von der Allgemeinen Krankenversicherung meint:

"Im Wesentlichen ja. Denn bei jedem Medikament gibt es bestimmte Inhaltsstoffe und diese sind die Gleichen. Aber ich bin keine pharmazeutische Expertin, deshalb kann ich diese Frage nicht hundertprozentig beantworten. Es liegt eben immer im Ermessen des Arztes, welches Medikament er seinem Patienten verschreibt."

Autor: Olaf Barth
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