Presse-Einblicke - und: Der Weg eines Jung-Redakteurs zum Tschechischen Rundfunk

Jiří Kokmotos

Einblick in die Presse und Themen aus der tschechischen Medienbranche - der Medienspiegel. Christian Rühmkorf hat mit einem jungen Rundfunkredakteur gesprochen.

Präsident Václav Klaus übernimmt den Platine-Federhalter  (Foto: ČTK)
Präsident Václav Klaus wurde nun offiziell in sein Amt eingeführt. Bei dieser Zeremonie musste er auch eine Unterschrift leisten. Für die Signatur unter seine zweite Amtszeit bekam er einen Füllfederhalter von der Prager Firma Koh-i-noor geschenkt mit einem Wert von angeblich einer Millionen Kronen, über 25.000 Euro. Interessant genug für die Tageszeitung „Lidové noviny“: „Klaus will das Luxus-Geschenk behalten“, titelt das Blatt.

Die „Mladá fronta Dnes“ bestückt ihre Freitags-Themenseite mit einem Stoff, der sonst für Frauenzeitschriften reserviert ist: „Zu zweit abnehmen ist leichter“ titelt die Tageszeitung fett. Darüber, etwas schlanker gehalten: „Zwei Drittel aller Frauen wollen abnehmen. Es gibt zunehmend mehr Paare, die gemeinsam abnehmen wollen. Aus der Umfrage der Mlada fronta dnes geht hervor, dass zumeist die Frauen unzufrieden sind mit dem Gewicht des Partners – sie wollen, dass ihre Männer ein paar Kilo ablegen. Männern hingegen gefallen ihre Frauen so, wie sie sind.“

Jiří Čunek,  links  (Foto: ČTK)
Die Zeitung „Pravo“ befasst sich Mitte der Woche mit einem Thema, bei dem es schon seit einigen Monaten einen Schritt vor und einen zurück geht und zitiert Außenminister Schwarzenberg in der Schlagzeile: „Wenn Čunek diese Sache nicht klärt, dann ist es Zeit, die Regierung zu verlassen“. Christdemokraten-Chef Jiří Čunek war Anfang November von seinen Regierungsämtern zurückgetreten, weil ihm Korruption und Missbrauch von Sozialleistungen zur Last gelegt wurde. Das Vertrauen hat Cunek noch nicht bei allen wiedergewonnen, obwohl das Verfahren bereits eingestellt wurde. Und damit stellen auch wir für heute unseren Blick in die Presse dieser Woche ein.


Bei unserem eigenen Schwerpunktthema Medien bleiben wir sozusagen im eigenen Haus. Es geht um Rundfunkjournalismus und die Möglichkeiten, die man als junger Mensch in Tschechien in dieser Branche hat.

Es ist früh am Morgen. Jiří Kokmotos sitzt im Studio vor dem Mikrofon und berichtet über die Präsidentschaftswahlen vor einem Monat. Er ist freier Redakteur beim Traditions-Info-Sender des Tschechischen Rundfunks, dem Radiožurnál. Frühes Aufstehen gehört für ihn zum täglichen Brot:

„Dadurch, dass unser Sendeblock beim Radiožurnál schon morgens um fünf Uhr losgeht, müssen wir bereits um vier Uhr im Rundfunk sein. Seit dem 1. Januar wurde ja das Sendeprogramm umstrukturiert, in größere Blöcke und ich hatte das Glück der Morgensendung zugeteilt zu werden. Das hat aber natürlich den Nachteil, dass man bereits um drei Uhr aufstehen muss, wenn die Vorbereitung der Sendung um vier Uhr losgeht.“

Jiří Kokmotos ist gerade einmal 22 Jahre Jahre alt und doch schon so etwas wie ein alter Hase im Rundfunkgeschäft. Er war gerade auf dem Gymnasium angekommen, da kam er auch schon mit dem Tschechischen Rundfunk in Berührung.

„Ich bin im Jahre 1999 bin ich zum ersten Mal beim Tschechischen Rundfunk gewesen, zum Tag der offenen Tür. Zu Hause haben wir auch regelmäßig den Tschechischen Rundfunk gehört. Ich fand das interessant und habe mir gesagt, dass ich irgendwann hier arbeiten werde.“

Jiří Kokmotos hatte eigentlich vor erst zu studieren, wie sich das so gehört. Dann kam aber doch alles anders:

„Meine Mitschülerin war Mitglied im Klub der Amateur-Journalisten, der eng mit der Journalisten-Vereinigung zusammenarbeitet. Als ich 14 Jahre alt war, bin ich auch dort hingegangen. Eine der Lektorinnen arbeitete hier im Rundfunk. Und die hat mir dann die Arbeit hier gezeigt. Damals hat man noch Bänder manuell geschnitten. Sie gab mir ein solches Tonband und ich sollte damit experimentieren. Sie dachte, dass mir schnell die Lust daran vergehen wird. Aber ich hab sechs Stunden daran herumgeschnitten. Und seit dem bin ich eigentlich beim Rundfunk. Meinen ersten Beitrag für die Kinderredaktion wurde im Mai 2000 gesendet.“

Für Kokmotos kam bald die Frage auf: Schulbücher oder Mikrofon? Wie soll man beides unter einen Hut bekommen?

„Radio-Machen hat mich seit dem nicht mehr in Ruhe gelassen, so dass ich beinahe nicht mein Abitur geschafft hätte. Das lief dann so ab, dass meine Eltern mir meinen Ausweis für den Rundfunk weggenommen haben, damit ich wenigstens drei Monate lerne. Das Abi hab ich dann geschafft.“

Wenn auch knapp, sagt Jiří Kokmotos lachend. Dafür ging es im Radio bald einen Schritt weiter.

„Es gibt im Rundfunk eine Gruppe von Jung-Redakteuren, die für die Rundfunkarbeit geschult werden. Und von der Kinderredaktion ging es dann für mich weiter in dieser Schulungs-Redaktion. Dort habe ich die Schneidetechnik am Computer gelernt und wurde mit den technischen Abläufen allgemein vertraut gemacht. Und dann war es auch nicht mehr so schwer hier beim Radiožurnál zu landen, weil ja alles in einem Gebäude untergebracht ist. Tja und von dieser Zeit an arbeite ich beim Radiožurnál, wo sie mich ab und zu auch komplexere Beiträge machen lassen, wie zum Beispiel über die Kandidaten zur Präsidentschaftswahl.“

Das ursprünglich geplante Studium ist für Kokmotos erst einmal in weitere Ferne gerückt. Aber so wichtig scheint das in Tschechien auch nicht zu sein, wenn man einmal den Fuß in der Tür zum Berufsleben hat.

Foto: Archiv ČRo 7
„Bei uns in der Tschechischen Republik gilt, dass das Papier von der Universität nicht alles ist. Für mich würde die Motivation ein Studium zu absolvieren nicht darin liegen, dass ich größere Chancen auf eine Festanstellung beim Tschechischen Rundfunk hätte.“

Andere Verhältnisse as in Deutschland also, wo formale Abschlüsse – wenn man Glück hat – eine Eintrittskarte sind und häufig genauso wichtig oder noch wichtiger, als das, was einer kann. Und wie soll es jetzt eigentlich weitergehen, wenn man mit 22 Jahren schon die Arbeit eines Rundfunkredakteurs macht? Jiří Kokmotos sieht das recht entspannt:

„Bei mir war es eigentlich immer so, dass ich mich nie irgendwohin gebogen habe und am Ende kam es dann alles von selbst. Schauen wir mal, was die Zeit bringt.“

Aber einen Traum hat auch er noch: Ein Interview mit Vaclav Havel und eines mit einem bekannten deutschen Fernsehmoderator: Thomas Gottschalk. Schade nur, dass der kein Tschechisch kann!