Fidel Castro, die Qualität des Trinkwassers und noch einmal Präsidentschaftswahl

Fidel Castro (Foto: ČTK)

Ein Blick auf die Themen der tschechischen Presse in der abgelaufenen Woche verrät, dass die Zeit, als die Präsidentschaftswahl fast alles beherrschte, vorüber ist. Dennoch wird im zweiten Teil des Medienspiegels noch einmal das dominierende Thema der letzten Monate im Mittelpunkt stehen.

Präsident Václav Klaus mit Verteidigungsministerin Vlasta Parkanová  (Foto: ČTK)
Während die tschechischen Zeitungen in den vorangegangenen Wochen praktisch nur ein Thema kannten, die Präsidentschaftswahl, ist es gegen Ende der Woche auf den dritten Seiten der tschechischen Zeitungen, den Themenseiten, wieder spürbar bunter geworden.

Zuvor gingen aber einige Zeitungen – wie etwa die „Lidové noviny“ - in ihren Montags- und Dienstagsausgaben noch einmal auf die Wahl des tschechischen Staatsoberhauptes ein. Im Mittelpunkt stand vor allem der Streit, der in einigen Parteien nach der Wahl ausgebrochen ist, so etwa bei den mitregierenden Grünen und den Sozialdemokraten.

Aber schon am Dienstag setzte die meistgelesene unter den seriösen Tageszeitungen, die „Mladá fronta Dnes“, ein eigenes Thema auf ihre dritte Seite. In Rahmen einer Artikelserie wurde über die Erfolge bei der Behandlung von Gebärmutterkrebs in Tschechien berichtet.

Fidel Castro  (Foto: ČTK)
Für einiges Aufsehen sorgten in der abgelaufenen Woche die Pläne der tschechischen Verteidigungsministerin Vlasta Parkanová, anlässlich des tschechischen Nationalfeiertags am 28. Oktober erstmals nach vielen Jahren wieder eine Militärparade abhalten zu lassen. Immerhin wird in diesem Jahr der 90. Jahrestag der Republikgründung begangen. Die „Mladá fronta Dnes“ widmete sich diesem Thema ausführlich.

Natürlich durfte auf den Seiten der Zeitungen in dieser Woche auch ein wichtiges außenpolitisches Ereignis nicht fehlen: Der Rücktritt des kubanischen Diktators Fidel Castro wurde insbesondere von der„Lidové noviny“ auf ihrer dritten Seite aufgearbeitet.

Und es gehört fast schon zur Tradition bei den tschechischen Zeitungen, dass sie sich an prominenter Stelle mindestens einmal in der Woche mit einem Verbraucherthema befassen. So ging die „Lidové noviny“ am Donnerstag der Frage nach, welche Qualität das Trinkwasser in Tschechien hat, und ob das gängige Leitungswasser ohne Bedenken getrunken werden kann.

Unterschiedlich waren die Themen am Freitag. Die „Mladá fronta Dnes“ ging publikumswirksam auf das Urteil gegen den so genannten Heparin-Mörder Petr Zelenka ein, der lebenslang erhalten hat. Die„Lidové noviny“ widmete hingegen ihre Dritte dem erfolgreichen Abschuss eines amerikanischen Spionagesatelliten.


Die Prager Burg
Im zweiten Teil unserer heutigen Sendung kommen wir noch einmal kurz auf die Präsidentenwahl zu sprechen. Unsere Kollegin vom ersten Programm des Tschechischen Rundfunks, Martina Lustigová, war in den beiden Wochen auf der Prager Burg und berichtete von dort über das aktuelle Geschehen. Die erste Frage an Martina Lustigová lautet nun: War die Atmosphäre auf der Prager Burg wirklich so nervös und angespannt, wie sie von außen betrachtet zu sein schien?

„In beiden Wahlgängen war die Atmosphäre äußerst angespannt, aber bei der ersten Wahl ging es vielleicht noch etwas nervöser zu als eine Woche später. Man konnte den Politikern ansehen, dass sie nicht wussten, wie die Wahl ausgehen wird, es war zudem von Beginn an klar, dass es zunächst einen grundsätzlichen Streit über das Wahlprozedere geben wird. Diese Befürchtungen haben sich dann auch bestätigt. Und was die Nervosität angeht, war diese am Samstag, während der ersten Präsidentenwahl, am stärksten greifbar, vor allem dann, als plötzlich Abgeordnete verschwanden und eine Zeit lang unauffindbar waren. Das war eine Situation, in der die Luft sprichwörtlich wirklich immer dicker wurde.“

Martina Lustigová
Bei solchen großen Anlässen muss der Journalist zwangsläufig einen starken inneren Widerspruch fühlen. Zum einen will natürlich jeder Medienvertreter als erster eine ganz neue und wichtige Nachricht melden, auf der anderen Seite muss er aber auch aufpassen, dass er nicht Gerüchten oder gezielten Manipulationen auf den Leim geht. Auch bei der Präsidentenwahl überschlugen sich zeitweise die Ereignisse, und in den Nebenräumen des Sitzungssaales machten immer neue und neue Gerüchte die Runde. Wie kann man als Journalist erreichen, dass man nicht den Überblick verliert und einen kühlen Kopf bewahrt? Martina Lustigová:

„Wir waren natürlich bemüht, jeder Information nachzugehen und sie auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen. Wir haben auch Wert darauf gelegt, beiden Seiten Gehör zu verschaffen. Als zum Beispiel die Sozialdemokraten das berühmte Foto präsentierten, auf dem der bürgerdemokratische Innenminister mit einem sozialdemokratischen Abgeordneten zu sehen war und die Sozialdemokraten das als versuchte Manipulation interpretierten, haben wir innerhalb kurzer Zeit auch dem Innenminister Gelegenheit gegeben, sich zu den Vorwürfen zu äußern. Das sollte in diesen und ähnlichen Fällen eine völlig normale Vorgehensweise sein und ich denke, dass ein öffentlich-rechtliches Medium auch gar nicht anders agieren darf und immer allen Beteiligten Raum geben muss.“

Ist es für einen Vertreter eines öffentlich-rechtlichen Mediums in solchen Situationen einfacher, wichtige Persönlichkeiten vor das Mikrophon zu bekommen, oder hängt das auch von den Präferenzen des Interviewpartners ab?

"Da würde ich unterscheiden, weil da zwei unterschiedliche Situationen angesprochen sind. Die eine entsteht, wenn wirklich etwas passiert ist und der davon am meisten betroffene Politiker von Journalisten umzingelt wird. Da kommt es schon darauf an, wer es am besten schafft, sich nach vorne zu drängen und dem Politiker am nächsten zu sein. Eine andere Sache ist, wenn wir mit den Politikern die Interviews im Voraus vereinbaren. Da kann es schon behilflich sein, wenn man sich kennt und die Politiker wissen, dass wir den öffentlich-rechtlichen Rundfunk vertreten. Dann ist es kein Problem, die Politiker auch mal ins Studio einzuladen. Ich denke, dass diese Vertrauensbasis sehr wichtig ist."

Illustrationsfoto
Wie verläuft eigentlich bei solchen emotional aufgeladenen Anlässen die Kommunikation oder Zusammenarbeit der Journalisten unter einander? Werden Informationen ausgetauscht oder spürt man schon eine gewisse Rivalität? Martina Lustigová:

"Ich denke, dass so etwas gar nicht möglich ist. Wenn man nämlich ein Interview mit einem etwas bekannteren Politiker aufzunehmen beginnt, kommen innerhalb von wenigen Sekunden auch noch die Mikrophone von anderen Journalisten dazu. Das heißt, man kann sich nicht irgendwie geheimniskrämerisch verhalten. Das geht vielleicht irgendwo hinter den Kulissen oder im Studio, aber nicht auf den Gängen des Parlaments, wo man auf Schritt und Tritt irgendwelche Journalisten trifft."

Wenn Martina Lustigova vom ersten Programm des Tschechischen Rundfunks abschließend ein Resümee ziehen soll, was wäre dann ihr Schluss?

"Mich hat gefreut, dass wir Informationen mit hohem Wahrheitsgehalt gesendet haben und nicht etwa irgendwelche Gerüchte oder Vermutungen. Am meisten Spaß hat mir gemacht, dass wir die neuesten Entwicklungen wirklich sofort an die Hörer weiter gegeben haben. Sobald es zum Beispiel bei der Präsidentschaftswahl eine neue Entwicklung oder ein inoffizielles Ergebnis gab, unterbrachen wir die Sendung, und das Ergebnis wurde - mit dem Hinweis, dass es noch nicht offiziell ist - vermeldet. Wir haben also versucht, so schnell wie möglich zu informieren, und das hat mir an der ganzen Sache am meisten gefallen."