Projekt für junge tschechische Bäcker
Herzlich willkommen zu einer weiteren Ausgabe von Eurodomino. Heute werden wir Ihnen ein konkretes Projekt vorstellen, das im Rahmen des EU-Bildungsprogramms Leonardo veranstaltet wird. Junge tschechische Bäcker versuchen, ihren ausländischen Kollegen das Backen von tschechischen Spezialitäten beizubringen und umgekehrt. Ob es den Menschen schmeckt, erfahren Sie gleich. Durch die Sendung führen Sie Olaf Barth und Dagmar Keberlova.
Hinter der Bezeichnung Euro 20-21 verbirgt sich ein Programm für frisch gebackene Bäckerschüler. Die Idee, dieses Programm im Rahmen des EU-Bildungsprogramms Leonardo zu veranstalten, hatte Franz Harmsen von der holländischen Mittelschule in Vageningen. Weitere 5 Schulen - aus Belgien, Irland, Österreich, Deutschland sowie die Fachmittelschule in Pardubice schlossen sich an. Dieses Programm ist bestimmt für die Schüler der Fachmittelschule für Ernährungstechnologien bestimmt. Was das Programm den tschechischen Teilnehmern bringen soll, fragten wir den Direktor der Schule Jan Sudek:
"Zum Hauptziel des Programms gehört es, unsere Schüler zur Selbständigkeit zu erziehen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Sprachenlernen, wobei hier die bedeutendste Sprache Englisch war, gefolgt von Deutsch. Auch sollen unsere Studenten selbstverständlich im Bereich des Bäcker- und Konditorwesens Kenntnisse aus anderen Ländern erwerben."
So reisten aus jedem beteiligten Land 2 Schüler in ein anderes Land. Von der Bäckerschule im ostböhmischen Pardubice verbrachte eine Schülerin ihren Auslandsaufenthalt in Österreich und ein Schüler in Belgien. Absichtlich habe man sie getrennt, so der Direktor Sudek, damit sie sich nur auf Englisch verständigen müssten. In den jeweiligen Ländern hatten sie dann die Aufgabe, sich mit den dortigen Technologien bekannt zu machen. Aber das war noch nicht alles. Der Direktor der Fachschule der Ernährungstechnologien erklärt weiter:
"Gleichzeitig war es ihre Aufgabe - jetzt konkret am Beispiel der tschechischen Schüler - die tschechische Produktion im Gastland vorzuführen, das Interesse der dortigen Konsumenten um diese Produkte festzustellen und auch die Preisverhältnisse zu untersuchen, das heißt, ob man dieses Produkt in dem jeweiligen Land hätte gut verkaufen können."
All das müssen die 18 jährigen Absolventen schaffen, wenn sie mit Leonardo Europa entdecken wollen. Nach ihrer Rückkehr müssen sie in einem Bericht die Bäckereitechnologien vorstellen. Dieser Bericht dient dann als Unterlage zur Erwägung, ob die tschechischen Produkte preiswert im jeweiligen Land produziert werden könnten. Was bei der Bewertung herausgekommen ist, verrät Jan Sudek:
"Unsere Schüler stellten witzigerweise fest, dass großes Interesse z. B. an tschechische Brezeln besteht. Und die Sachen, die hier von den Belgiern und Österreichern gebacken wurden, haben sich letztendlich gut verkauft, auch wenn wir am Anfang Angst hatten, dass es sich aufgrund etwas höherer Preise schwieriger verkaufen wird. Die höheren Preise, die durch die teureren Zutaten und Rohstoffe verursacht sind, sind doch etwas gehoben für den tschechischen Verbraucher."
Der bereits erwähnte Bericht wird in Englisch geschrieben und der Partnerschule im anderen Staat zugeschickt. Dann folgt noch ein Test. Wenn die Schüler diesen bestehen und ihre Arbeit verteidigen können, dann wird ihnen ein Zertifikat ausgestellt. Wozu dieses gut ist, erklärt Jan Sudek:
Die Schüler bekommen ein Zertifikat, das auch in der EU gelten sollte. Also wenn dann unsere Schüler ins Ausland gehen werden - und gerade der Schüler der in Belgien war, hat sich in das Land verliebt und will gerne eine Zeitlang dorthin Belgien zurück - werden sie das tschechische Maturazeugnis haben mit einem Anhang, der nachweist, dass sie diesen Kurs absolviert haben. Das wird ihnen helfen, in der EU eine Anstellung zu finden."
Da sie bisher kein Geld hatte, ist die tschechische Mittelschule der Ernährungstechnologien Zum ersten Mal dabei. Das Projekt existierte schon länger, aber im Haushalt einer durchschnittlichen Fachmittelschule in Tschechien war einfach nicht Geld genug, um die Schüler beispielsweise nach Irland zu schicken. Jetzt steht das EU-Geld durch das Leonardo Programm zur Verfügung und so ist es möglich, dass auch tschechische Bäckerschüler ihre Kunst in Europa zeigen. An einem ähnlichen Projekt nahmen Schüler der Fachmittelschule in Österreich teil, da es für die Schule möglich war, dies zu finanzieren. Ob sie auch im kommenden Jahr mit dabei sein werden, hierzu noch einmal Jan Sudek:
"Nun hängt es davon ab, wie die Bewertung der Leonardo-Kommission, die die geforderten Projekte überprüft, ausfallen wird. In unserem Interesse wäre ein Austausch von nicht nur zwei , sondern von mehreren Schülern. Wir einigten uns aber bereits darauf, dass - auch wenn das EU-Geld nicht mehr für die kommenden Jahre zur Verfügung stehen sollte - jede Schule ihr bestmögliches tun wird, um mit Hilfe von Sponsoren dieses Projekt fortsetzen zu können."
Und für Schüler ist es kein leichter Urlaub sagt Direktor Sudek, da sie - weil sie immer 18 sein müssen- in der Zeit ihrer Matura für zwei Monate wegfahren und die Prüfungen dann erst im Herbst machen können. Aber trotzdem wollen sie teilnehmen, weil es für sie eine große Erfahrung ist.
Das Projekt beschränkt sich aber nicht nur auf ein Auslandsaufenthalt von Schülern, verrät Direktor Sudek:
"Im Rahmen dieses Projektes finden Treffen statt, wo immer Vertreter der einzelnen Staaten bei verschiedenen Anlässen zusammenkommen und ihre Produkte präsentieren. In Pardubice wird es in der nächsten Woche der Fall sein, wenn dort die sog. Tage des Brots stattfinden. Gruppen aus allen Teilnehmerländern sind angemeldet und wir freuen uns auf die Veranstaltung."
Folgende Hinweise bringen Ihnen noch mehr Informationen über den Integrationsprozess Tschechiens in die Europäische Union:
www.integrace.cz - Integrace - Zeitschrift für europäische Studien und den Osterweiterungsprozess der Europäischen Union
www.euroskop.cz
www.evropska-unie.cz/eng/
www.euractiv.com - EU News, Policy Positions and EU Actors online
www.auswaertiges-amt.de - Auswärtiges Amt