Propaganda und Realität: Abbé Libanskys Ausstellung „4imJeep“ in Prag
In diesem Jahr wurde nicht nur an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren erinnert – die Österreicher feierten auch 60 Jahre Staatsvertrag. Beide Ereignisse bilden den Hintergrund einer Ausstellung, die vergangene Woche in Prag eröffnet wurde. Der tschechisch-österreichische Künstler Abbé Libansky hat sie gestaltet, zu sehen ist sie im Österreichischen Kulturforum.
Dass die Stadt so lange geteilt war und teils gemeinsam verwaltet wurde, wisse in seiner ursprünglichen Heimat Tschechien kaum jemand, sagt Abbé Libansky. Wer könnte das Thema aber besser vermitteln als er, findet Natascha Grilj, Direktorin des Österreichischen Kulturforums Prag. Auch wegen seiner Biographie als tschechischer Emigrant in Wien.
„Wir finden, dass Abbé Libansky einer der wichtigsten Vertreter jener Kunstszene ist, die sich auch mit politischen Fragen auseinandersetzt. Und er ist einer der wichtigsten Vertreter der früheren Bürgerrechtsbewegung Charta 77. Im Jahre 1982 ist er mit seiner Familie nach Österreich emigriert und auch dort geblieben. Er wirkt einfach so sehr verbindend, versöhnend zwischen den beiden Ländern. Und er verbindet historische Themen mit heutigen Herausforderungen und Fragen. Das finden wir besonders wichtig“, so Natascha Grilj. Eine der heutigen Fragen ist gerade auch das Verhältnis von Propaganda und Realität zueinander. Deswegen habe die Ausstellung zwei Teile, verteilt auf zwei Stockwerke des Kulturforums, erläutert Abbé Libanský.„Unten ist die künstlerische Installation, und im ersten Stock sind verschiedenste Dokumente, damit man auch ein bisschen Gefühl für die Zeit erhält – die Zeit des Kalten Kriegs. Unten schaut es aber gerade nicht so aus – das ist die Pseudoidylle, in der die Russen mit den Alliierten angeblich so gut zusammengelebt haben. Oben sieht man dann anhand der Dokumente, dass dies gar nicht so war. Genau dieser Unterschied zwischen offizieller und realer Politik ist mein Thema.“
Abbé oder bürgerlich Jaroslav Libansky hat zu sozialistischen Zeiten als Fotograf und Fotokünstler begonnen. Sein Motiv war damals die Dissidenten-Szene der Tschechoslowakei, der sogenannte „Underground“, in dem er sich auch selbst bewegt hat. 1982 wurde er vom Regime ausgebürgert. Obwohl er weit weg wollte, am liebsten nach Neuseeland, blieb er letztlich in Wien. Dort begann seine erfolgreiche Karriere als bildender Künstler.Die Ausstellung „4imJeep“ von Abbé Libansky ist zu sehen im Österreichischen Kulturforum in Prag, und zwar bis 29. Januar. Die Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.