QSL-Galerie: Flugzeug L-2000 Morava diente als Aerotaxi in der Sowjetunion
Im Hörerforum kommen Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, zu Wort. Wir zitieren aus Ihren Briefen und wir beantworten Ihre Fragen: Diesmal haben Sie unter anderem nach dem Antisemitismus hierzulande oder nach dem Kur- und Bäderbetrieb in Tschechien gefragt. Und wir stellen wieder ein weiteres Flugzeug vor, das auf einer der QSL-Karten in diesem Jahr zu sehen ist.
Klaus Nindel aus Dresden bedankt sich für den Beitrag "Schroth-Kurbad steht kurz vor Insolvenz".
„Vor Jahren bin ich in Dolní Lipová / Langenwiese gewesen, allerdings nicht zu einer Schroth-Kur, sondern zu einem Wanderurlaub im schönen Altvatergebirge. Natürlich waren wir auch auf dem Praděd. Von einer Schroth-Kur hielten wir nicht viel, wir waren ja damals noch jung genug, um uns über derartige Behandlungsmethoden ‚lustig’ zu machen. Jetzt sieht die Sache schon anders aus! Ich nehme an, dass es anderen (abgesehen von den großen bekannten Kurbädern), etwas abgelegenen Bädern, ähnlich gehen wird. Oder sind die Krankenkassen noch ‚spendabel’ genug, Kuraufenthalte im nötigen Maße zu bezahlen?“
Leider nicht, Herr Nindel. Ihre Beurteilung der Lage ist richtig. Der tschechische Kur- und Bäderbetrieb erlebt in den letzen Monaten die umfangreichsten Änderungen seit den 1990er Jahren. Ein wesentlicher Umbruch war das Jahr 2012, als ein neuer Leistungskatalog in Kraft trat. Die Zahl der Kassenpatienten ging in den vergangenen vier Jahren um mehr als die Hälfte von 122.000 auf schätzungsweise 54.000 zurück. Während die Krankenkassen im Jahr 2009 den Kurbädern noch insgesamt 3,2 Milliarden Kronen überwiesen, werden es Ende 2013 voraussichtlich nur 1,4 Milliarden Kronen sein. Außerdem beschweren sich die Gewerkschaftsvertreter im Kur- und Gesundheitswesen: auch wenn Mittel von den Krankenversicherungen zur Verfügung stünden, würden Ärzte die Patienten nur selten zur Kur schicken. Bis 2012, als der neue Leistungskatalog in Kraft trat, haben nur etwa 20 Prozent der Kurgäste den Kuraufenthalt selbst bezahlt, meistens Patienten aus dem Ausland. Immer wieder tauchen daher in den letzten Monaten Berichte darüber auf, dass das eine oder andere Bad in seiner Existenz bedroht ist. Soviel zum Kur- und Bäderbetrieb in Tschechien.Fritz Andorf aus Meckenheim reagiert auf das Geschichtskapitel vom 14. September, in dem die Geschichte des tschechischen Antisemitismus beleuchtet wurde.„Dazu würde mich ergänzend interessieren, ob es auch heute noch antisemitische Strömungen in Tschechien gibt. Solche schimmern ja gelegentlich noch in Polen durch.“
Der Antisemitismus ist eigentlich in der Mehrheitsgesellschaft nicht akzeptiert. Dennoch wird im jüngsten Bericht der Jüdischen Gemeinde Prag angeführt, dass die Zahl antisemitischer Äußerungen im letzten Jahr fast um das Dreifache gestiegen ist. Diese Behauptung bezieht sich nicht auf körperliche Übergriffe oder andere physische Auseinandersetzungen, sondern auf die Zahl von rassistischen Äußerungen im Internet. Diese Tendenz hänge unter anderem mit der Eskalation des Konflikts zwischen Israel und Palästina zusammen sowie mit der pro-israelischen Politik der tschechischen Regierung. Außerdem hätten die Präsidentenwahl und die Kandidatur des sich zum Judentum bekennenden Ex-Premiers Jan Fischer bei einigen Bevölkerungsgruppen einen latenten Antisemitismus enthüllt. Dabei handle es sich aber keinesfalls um antisemitische Äußerungen der Mehrheitsgesellschaft, heißt es im Bericht weiter. Soweit unsere Antwort an Herrn Andorf.
Mehrere Hörer reagieren in ihren Zuschriften auf unseren Bericht über die Lesegewohnheiten der Tschechen: Aus einer Umfrage ist der Roman Babička von Božena Němcová als die beliebteste Lektüre der Tschechen hervorgegangen. Dazu bemerkt Richard Böhme aus Marbach am Neckar:„Wir haben den Roman ‚Die Großmutter’ schon lange. Tschechisch heißt er ‚Babička’. Wir haben in den 1980er Jahren im TV den zweiteiligen Film auf Deutsch gesehen. Alle Versuche diesen Film als DVD auf Deutsch für unsere Enkelkinder zu bekommen, sind leider gescheitert.“
Schade, Herr Böhme. Wir drücken Ihnen die Daumen, dass sie den Film doch noch irgendwo besorgen können. Markus Wolf, der in Mnichovice bei Prag lebt, schreibt:
„Ich las eben Ihren schönen Artikel zur Bücherliebe der Tschechen und dass E-Books nicht sehr beliebt sind. Der Grund ist ganz einfach: E-Book-Reader sind im tschechischen Handel meist vollkommen überteuert oder gar veraltet. Der Buchhandel in Prag scheint E-Book-Reader überhaupt nicht zu kennen. In Deutschland gibt es den wunderbaren Kindle ohne Licht überall im Internet und in den Läden für 49,- Euro zu kaufen, hier kostet er um die 2500,- Kronen (umgerechnet ca. 100 Euro).“Langsam neigt sich das Jahr 2013 schon seinem Ende zu, und damit auch unsere QSL-Serie, auf der alte Flugzeuge tschechischer und tschechoslowakischer Produktion zu sehen sind. Heute sprechen wir bereits über die vorletzte Folge. Michal Plavec vom Nationalen Technikmuseum berichtet über die Maschine L-200 Morava:
„In der ersten Hälfte der 1960er Jahre hatten die Flugzeugkonstrukteure die Idee, das Flugzeug L-200 Morava zu bauen. Die L-200 ist eine herrlich aerodynamische Maschine. Von Anfang an wurde damit gerechnet, dass dieses Flugzeug vom sowjetischen Unternehmen Aeoroflot übernommen wird. Es sollte in der Sowjetunion als Aerotaxi genutzt werden, das ist in Bezug auf die großen Entfernungen in der Sowjetunion verständlich. Die Verhandlungen waren anfangs so intensiv, dass die tschechoslowakischen Unterhändler sogar davon ausgingen, dass die Sowjetunion 2250 Flugzeuge kaufen würde.“ Dazu ist es allerdings nie gekommen. Die Sowjetunion hat schrittweise die gewünschte Zahl reduziert und schließlich nur knapp 200 Maschinen gekauft.„Das Flugzeug war in der Sowjetunion in zwei Varianten im Einsatz. Als Aerotaxi wurde es zum Beispiel von Kosmonauten genutzt, die sich damit aus Moskau nach Bajkonur befördern ließen. Auch einige sowjetische Abgeordnete sind damit geflogen, unter anderem hat es der Nobelpreisträger für Literatur und Autor des Epos ‚Der stille Don’, Michail Scholochow, gerne und oft genutzt.“
Der Typ L-200 Morava ist natürlich auch in der Tschechoslowakei geflogen, und zwar sowohl in der Armee als auch bei zivilen Fluggesellschaften.
„Es war eines der ersten Flugzeuge, die mit einer Sanitätseinrichtung ausgestattet waren. Man konnte damit Patienten im Notfall ins Krankenhaus bringen.“
Und das war`s schon wieder für heute, liebe Hörerinnen und Hörer. Wir danken Ihnen für Ihre Briefe und E-Mails sowie für Ihre Aufmerksamkeit und freuen uns auf ein Wiederhören in zwei Wochen. Bis dahin können Sie uns schreiben an: Radio Prag, Vinohradská 12, 120 99 Prag 2, Tschechische Republik. Oder elektronisch an: [email protected].