Rafael Kubelík –  Dirigenten-Legende des 20. Jahrhunderts

Rafael Kubelík gehört zu den großen Dirigenten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Am 29. Juni jährt sich sein Geburtstag zum 110. Mal.

Rafael Kubelík | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Das Eröffnungskonzert des Musikfestivals Prager Frühling im Jahr 1990 gilt für viele Musikliebhaber als eines der symbolträchtigsten Musikerlebnisse nach der Wende von 1989. Der damals 76-jährige Dirigent Rafael Kubelík kehrte nach über 40 Jahren im Exil in seine Heimat zurück, um mit der Tschechischen Philharmonie Smetanas Zyklus „Mein Vaterland“ aufzuführen. Obwohl er seine Karriere als Dirigent aus gesundheitlichen Gründen bereits Mitte der 1980er Jahre beendet hatte, ließ er sich zu diesem Auftritt beim Eröffnungskonzert der Festspiele „Prager Frühling“ vom damaligen Präsidenten Václav Havel überreden. Das gleiche Programm wurde dann noch einmal, am Tag der ersten freien Wahlen im Juni 1990 auf dem Altstädter Ring wiederholt.

Rafael Kubelík | Foto: APF Tschechischer Rundfunk

Rafael Kubelík wuchs in einer von Musik geprägten Familie auf. Er kam 1914 in Býchory in Mittelböhmen als das sechste von acht Kindern des berühmten tschechischen Geigers Jan Kubelík zur Welt. Von seinem Vater erlernte er die Grundlagen des Geigenspiels und der Musiktheorie. In den Jahren 1929 bis 1933 studierte er Komposition, Violine und Dirigieren am Prager Konservatorium. Im Januar 1934, im Alter von nur 19 Jahren, dirigierte Kubelík erstmals die Tschechische Philharmonie. Zwei Jahre später wurde er ständiger Dirigent des Orchesters, und seit 1942 war er Chefdirigent der Tschechischen Philharmonie. Er stand mit an der Wiege des Musikfestivals „Prager Frühling“, das seit 1946 jährlich stattfindet. 1948, im Jahr des kommunistischen Putsches, verließ Kubelík die Tschechoslowakei. Er habe seine Heimat verlassen, um nicht sein Volk verlassen zu müssen. Man dürfe den Geist nicht durch die Politik fesseln, so der Künstler zu seiner Entscheidung, ins Exil zu gehen. Im Ausland leitete Kubelík unter anderem Orchester in Chicago, Amsterdam, London und New York. „Die wunderbare Ära Kubelík“ –  so nennt man die achtzehn Jahre (1961–1979), in denen er Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks war. Das Einvernehmen zwischen dem Orchester und seinem Chef war groß, und Kubelík brachte das Orchester auf Weltklasseniveau. Rafael Kubelík starb am 11. August 1996 im Alter von 82 Jahren in der Schweiz.

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