Regierung verhindert Abstimmung über Radarverträge – Sozialdemokraten kündigen Misstrauensvotum an
Die Verträge über das amerikanische Raketenabwehrradar standen schon auf der Tagesordnung des Abgeordnetenhauses. Am Mittwoch wollte die Opposition aus Sozialdemokraten und Kommunisten die Verträge zwischen Prag und Washington vom Tisch fegen. Dazu kommt es nun vorerst nicht. Nach einer außerordentlichen Kabinettssitzung entschied sich die Regierung zu dem unüblichen Schritt, den Verhandlungspunkt von der Liste zu streichen.
„Das war keine einfache Entscheidung. Aber was wir getan haben, ist vom Gesetz gedeckt. Es erlaubt uns auch die Verträge wieder einzubringen. Und zwar dann, wenn erstens klarer ist, wie die neue US-Regierung und die Nato zum Radar stehen, und zweitens die Atmosphäre im Abgeordnetenhaus weniger aufgeregt und destruktiv ist.“
Der sozialdemokratische Oppositionsführer Jiří Paroubek sah das natürlich anders. Er schärft kurz vor dem Wahlkongress seiner Partei noch einmal sein Profil.„Wenn die Regierung sich nicht so feige verhalten würde, wären diese Verträge morgen vom Tisch gefegt. Die Regierung kann diese Verzögerungstaktik nicht endlos durchhalten. Falls die Regierung das kommende Misstrauensvotum überlebt – was wir nicht glauben – dann sollte sie sich ernsthaft mit dem künftigen Stil ihrer Arbeit befassen.“
Und damit sprach Paroubek schon aus, was seine Partei für den kommenden Dienstag angekündigt hat: das fünfte Misstrauensvotum gegen Topoláneks Regierung in dieser Legislaturperiode. Der Grund diesmal: Die Affäre um den früheren sozialdemokratischen und nun parteilosen Abgeordneten Petr Wolf. Gegen Wolf, der die Regierung seit vergangenem Juli oft bei Abstimmungen unterstützt, laufen polizeiliche Ermittlungen. Eine Fernsehreportage zur „Affäre Wolf“ versuchte Topolánek offenbar mittels eines engen Lobbyisten-Freundes zu verhindern. Der Vorwurf lautet: Beeinflussung der Medien.
Die Regierung wird also auch in der kommenden Woche kräftigen Gegenwind zu spüren bekommen.