Regionjournal

Herzlich willkommen, verehrte Damen und Herren, zu einer weiteren Ausgabe des Regionaljournals. Kreuz und quer durch die Regionen haben wir Interessantes für Sie aufgespürt. Nach Südböhmen und Südmähren laden Sie ein und am Mikrophon sind mit Ihnen Ruedi Herrmann und Dagmar Keberlova.

Am Anfang brechen wir mit voller Kraft zu einer neuen Verbindung nach Südböhmen auf. Auch wenn in der Region an der tschechisch - österreichischen Grenze derzeit mehr gestreikt wird als je zuvor und Barrikaden aus Traktoren entstehen, gibt es auch Brücken zwischen den beiden Ländern, die trotz allen politischen Unruhen und Problemen wegen Temelin gebaut werden. So eine ist der neue Radweg zwischen Ceské Budejovice und Oberösterreich, der nach 8 Monaten Bauarbeiten in der vergangenen Woche feierlich eröffnet wurde. Der 55 km lange Radweg führt von Ceské Budejovice nach Cesky Krumlov/Krummau und weiter zum Grenzübergang Dolni Dvoriste/Wullowitz. Zu mehr als 70 Prozent wurde der Ausbau der Radroute von der Europäischen Union finanziert, aus dem Programm Phare CBC, das Finanzmittel für Projekte in den grenznahen Regionen der Tschechischen Republik zur Verfügung stellt. Über die Bedeutung des neues Radweges für Budweis und die breite Umgebung sprachen wir mit dem stellvertretenden Bürgermeister von Ceské Budejovice, Vladimir Kostka:

"Unsere Stadt hat eine relativ breitgefächerte Zusammenarbeit mit Oberösterreich und Niederbayern und wir sind für jede Möglichkeit offen, diese Zusammenarbeit noch umfangreicher zu gestalten. Dieser Radweg ist so eine Möglichkeit, wie auch die geplante Autobahn, ein neuer Eisenbahnkorridor und ein Flughafen. In demselben Maße wollen wir auch den Radsport unterstützen. Hier liegt für uns auch die wichtigste Bedeutung der Radroute."

Insgesamt führt der neue Weg auf der tschechischen Seite über 22 Städte und Gemeinden, die sich von der Eröffnung eine Belebung des Fremdenverkehrs versprechen. Mit dem Bau begann man bereits im Frühjahr 2000 und teilweise wurde der Weg auch schon im Sommer genutzt. Er knüpft an einen anderen an, der von Hluboka nad Vltavou nach Èeské Budejovice führt und in der Endfassung ist der Weg Teil eines internationalen Radweges, der vom Norden in den Süden führt. Welche Bedingungen in der Stadt Èeské Budejovice selbst die Radfahrer vorfinden, hierzu noch mal Vladimir Kostka:

"In der Stadt gibt es mehrere Radwege, Probleme haben wir allerdings mit ihrer unzulänglichen Beschilderung und auch damit, dass sie über frequentierte Straßen führen. Wir bereiten eine komplexe Lösung vor, um unsere Bürger zur gesunden Bewegung anzuregen und nicht zuletzt um den Autoverkehr in unserer Stadt zu entlasten."

Die Region um Ceské Budejovice und Cesky Krumlov ist eine beliebte für Radfahrer, die auch die bestehenden Routen fleißig befahren, sagte uns der Stellvertretende Bürgermeister Kostka:

"Was den Radweg nach Hluboka betrifft, so wird dieser sehr stark genutzt. Bei gutem Wetter zwar mehr, aber auch bei schlechtem ist er nicht leer. Und so hoffe ich wird es auch mit der neuen Route aussehen. Jeder Interessierte wird einen ihm genehmen Abschnitt finden, da die Strecke sehr abwechslungsreich ist. Des weiteren hoffen wir, dass auch unsere Nachbarn aus Österreich auf ihren Rädern zu uns kommen werden."


Von Südböhmen radeln wir nun zum nächsten interessanten Ort, nach Südmähren. Und wir bleiben auch in einer grenznahen Region, praktisch direkt an der Grenze zu Österreich. In Breclav war es aber nicht ein EU-Programm, sondern die Stadt, die sich für das Entstehen eines neuen Jugendzentrums für Roma eingesetzt und es auch zusammen mit dem Kreisamt finanziert hat. In den letzten Tagen hat dieses Zentrum seine Tätigkeit aufgenommen und so ist in Breclav der einzige Ort entstanden, in dem sich die in Breclav lebenden jungen Roma treffen und aktiv sein können. Welche Aufgaben das Jugendzentrum konkret hat, fragten wir Bedrich Mach, Stellvertretenden Bürgermeister von Breclav:

"Das Zentrum soll den jungen Roma die Möglichkeit geben, ihre Freizeit besser zu nutzen. Es werden verschiedene Freizeitaktivitäten angeboten. Des weiteren werden sie dort ihre Hausaufgaben von Lehrern betreut machen und sich auf den Schulunterricht vorbereiten können."

Bedrich Mach fügte hinzu, es gebe bereits zwei Tanzgruppen und auch Musik, Singen, Malen und Handwerken sollen als weitere Aktivitäten den interessierten Jugendlichen angeboten werden. Wie die derzeitige Situation in der Region von Breclav aussieht, hierzu noch einmal Bedrich Mach:

"Selbstverständlich ist die Situation, wie fast überall in der Tschechischen Republik, problematisch. Geht es nun um Fragen der Beschäftigung, des Wohnens oder des sozialen Verhaltens einiger Roma."

Derzeit leben an die 1000 Roma im Kreis von Breclav und der Kreisvorstand Dymo Piskula erwartet, dass die Roma-Population wachsen wird. "Zum Glück haben unsere Roma nicht an der massiven Emigrationswelle teilgenommen. Wenn wir für sie nichts machen würden, würden wir riskieren, dass auch sie ihr Glück wo anders suchen," so Dymo Piskula.

Bestimmt sehr ermutigende Worte und ein nachahmenswertes Beispiel, das die Stadt Breclav gibt. Auch in der unweit gelegenen südmährischen Metropole Brno/Brünn kann man positive Ansätze aufspüren. Hier versucht die gemeinnützige Gesellschaft "Toleranz", xenofoben Stimmungen in der Bevölkerung zuvorzukommen. "Toleranz" widmet sich talentierten Roma-Kindern und Jugendlichen, die anderen Roma-Kindern ein Beispiel sein sollen und möchten somit eine erfolgreiche Integration in die mehrheitliche Gesellschaft initiieren. Weiter unterstützt die Vereinigung Toleranz aus denselben Gründen z.B. eine Musikergruppe oder eine junge Roma-Malerin. Zu weiteren Zielsetzungen gehört es, die Arbeitslosigkeit der Roma zu senken, in dem sie den Roma helfen, eine Anstellung zu finden.


Das war liebe Hörerinnen und Hörer, nur ein anderes Beispiel, wie man sich mit der Problematik in den verschiedenen Regionen Tschechiens auseinandersetzt.

Wechseln wir nun in unserem letzten Regionalbesuch das Thema, jedoch nicht den Ort. Wir bleiben noch in Südmähren und auch ganz nahe von Brno/Brünn. In der südöstlich von Brno gelegenen Gemeinde Tvarozna erinnert man sich alljährlich der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz, die hier am 2. Dezember des Jahres 1805 stattgefunden hat. Ein Teil der diesjährigen Feiern war die Enthüllung eines Denkmals, der an den einzigen bei dieser Schlacht gefallenen französischen General, mit Namen Jean Maria Mellon Roger Valhubert, erinnert. Näheres hierzu hat uns Frantisek Kopecky, Bürgermeister von Tvarozna, verraten:


"Es handelt sich um den einzigen französischen General und deshalb war es unser Ziel, das Denkmal zu enthüllen, denn damit zollen wir der Geschichte, die sich in unseren Gemeinden abspielte, einen Tribut. Aus diesem Grund haben wir das Denkmal nach drei Jahren Vorbereitungen am 24. November hier in Tvarozna enthüllt."

In der Dreikaiserschlacht hat im Jahre 1805 die Armee Napoleons die verbündeten Heere des österreichischen Kaisers Franz des I. und des russischen Zaren Alexander des I. besiegt. Valhubert wurde auf den Feldern nahe Tvarozna von einer Kanonenkugel so verletzt, dass ihm ein Bein amputiert werden musste. Nach dem Transport ins benachbarte Brno ist er am 6. Dezember ebendort gestorben und wurde auf dem damaligen städtischen Friedhof bestattet.

An den 195. Jahrestag der Dreikaiserschlacht wird im Rahmen verschiedener Veranstaltungen in der Umgebung um Austerlitz erinnert, die insgesamt 10 Tage andauern. Am Freitag wurden Gedenkfeuer angezündet auf einem der Berge, auf dem die Schlacht 1805 vor sich ging und am Samstag finden die Feiern ihren Höhepunkt in der traditionellen Rekonstruktion der Schlacht, zu der Mitglieder von Verbänden für Militärgeschichte aus neun europäischen Ländern eingetroffen sind. Diese sind in historische Kostüme gekleidet und mit 30 Kanonen und mit mehr als 600 Gewehren ausgestattet. Die Feiern werden mit einem Pietätsakt beim Friedensgrabhügel oberhalb von Austerlitz abgeschlossen.

Autoren: Dagmar Keberlova , Rudi Hermann
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