Reise in die digitale Vergangenheit
Pixel, 8-Bit-Gedudel und 2D-Welten – wer daran seinen Spaß hat, der wird sich im Cibien’s Corner pudelwohl fühlen. So heißt nämlich ein neues Museum mit Retro-Spielekonsolen in Kralupy nad Vltavou bei Prag. Mehr von Strahinja Bućan.
„Das ist mein Hobby, mir machen alte Computerspiele und Konsolen einfach Spaß. Deshalb würde ich mich nicht unbedingt als Sammler, sondern eher als Gamer bezeichnen. Wobei ich nicht unbedingt gut bin darin. Es gefällt mir aber, immer wieder meine eigenen Rekorde zu brechen. Da finde ich mich wieder.“
Seine ersten Erfahrungen mit dem Computerspiele-Kosmos machte Cibien, der inzwischen Mitte 30 ist, bereits Anfang der 1990er Jahre. Er ist indirekt über seine Eltern dazu gekommen:„Mir macht das schon seit jeher Spaß. Angefangen hatte alles am alten Computer meiner Eltern, einem 386er. Den hatte meine Mutter damals für ihre Buchhaltung. Ab und zu durfte ich da aber ran und habe darauf die ganzen Klassiker gespielt, wie Prince of Persia oder Arcanoid. Heute weiß ich schon gar nicht mehr, wie die Spiele damals auf den Arbeitscomputer gekommen sind.“
Eine Sammlung auf Weltniveau
Doch nicht nur das Spielen am PC machte Cibien schon von Klein an Spaß. Seit Mitte der 1990er Jahre sammelt er auch alles Mögliche, was mit Games zu tun hat. In diesem Jahr hat er sich dazu entschieden, daraus ein Museum zu machen. Denn mit der Zeit ist so einiges zusammengekommen:
„Die Sammlung ist wirklich auf Weltniveau, ich habe da eine Menge Soft- und Hardware zusammengetragen. Ich fände es schade, wenn das alles in irgendwelchen Schränken oder Lagerräumen verstauben würde. Die Leute sollen in meinem Museum die Möglichkeit bekommen, sich an die alten Spiele zu erinnern. Und alles soll für die Nachwelt erhalten bleiben.“Cibien, der eigentlich Logistikunternehmer ist, setzt dabei auf die digitale Nostalgie seiner Altersgenossen. Und dabei sollen die Stücke im Cibien’s Corner viel mehr sein, als nur verstaubte Exponate:
„Die Besucher sollen sich die Geräte natürlich in erster Linie anschauen. Von manchen Konsolen gibt es heute tatsächlich nur noch ein paar wenige Exemplare. Man soll aber auch alles wirklich spielen können, beispielsweise Octopus, die sowjetische Game-and-Watch-Kopie Nu Pogodi, Sonic auf der Megadrive oder Prince of Persia auf der Amiga. Das alles will ich den Museumsgästen ermöglichen.“
Cenek Cibien will vor allem mit dem einzigartigen Aufbau seines Museums punkten. Dabei setzt er auf analoges Design, das aber ein bisschen an die Computerspiel-Höllen beispielsweise in Tokio erinnert:„Die Konsolen stehen da nicht einfach so auf einem Tisch vor irgendeinem Fernseher herum. Wir haben im Museum sogenannte Spielekioske. Die Sammlung ist ja weltweit einzigartig, und die Kioske sollen das Ganze noch eindrucksvoller machen. Die Konsolen sind mit Lichtern eingerahmt und der Name der Maschine wird mit Leuchtschrift hervorgehoben. Die Controller sind an Halterungen befestigt, sie können also beim Spielen nicht herunterfallen und kaputtgehen. Zudem sind die Konsolen hinter Plexiglas, so kann beispielsweise niemand die Spielkartusche herausnehmen.“
Faible für skurrile Geräte
Sega, Nintendo, Atari, und so weiter und so fort – mittlerweile gab und gibt es unzählige Computer, Spielekonsolen oder andere Gaming-Plattformen. Und jede hat ihren eigenen Reiz. Hat Cenek Cibien eigentlich ein Lieblingsstück in seiner Sammlung?„Die Frage höre ich oft, kann sie aber nicht wirklich beantworten. Jeder hat so seine eigenen Vorlieben. Besonders gefallen mir aber ganz obskure Sachen, die sich nie wirklich auf dem Markt durchsetzen konnten. Davon bin ich immer begeistert. Dazu kommt noch, dass von diesen Geräten nicht viele hergestellt wurden und es so nur noch ganz wenige gibt. Dadurch bekommen sie einen hohen Sammlerwert.“
Eine Konsole hat es ihm dann aber doch ganz besonders angetan:
„Meine Lieblingskonsole ist die Sega Saturn, da geht einfach nichts drüber. Deshalb bin ich besonders froh, dass mir neulich ein Freund ein noch originalverpacktes und bisher ungespieltes Exemplar vorbeigebracht hat. Ich freu mich schon auf Weihnachten, da packe ich sie dann aus und spiele darauf.“Eine Frage der Rentabilität
Das Museum in Kralupy nad Vltavou / Kralup an der Moldau ist brandneu, genauso wie das Konzept dahinter. Also zumindest in Tschechien. Cenek Cibien betreibt es aber nicht mit Aussicht auf Profit, das Museum ist eher ein Teil seines eigenen Unternehmens. Deshalb bindet er auch seine Angestellten in die Arbeit im Museum mit ein. Um irgendwann etwas mit der Ausstellung einnehmen zu können, dazu braucht man laut Cibien viel Geduld. Er nennt hierfür das Beispiel eines befreundeten Sammlers:
„Ein Freund von mir hat ein Museum mit Arcade-Spielautomaten in Červený Újezd unweit von Prag aufgemacht. Eigentlich ist das schon zu weit weg, als ob da irgendwelche Touristen hinfahren würden. Er hat mir erzählt, dass er erst nach zwei, drei Jahren genug Besucher hatte, um die Betriebskosten decken zu können.“Dabei haben die Arcade-Automaten eine viel breitere Zielgruppe als beispielsweise Spiele-Konsolen:
„Bei Konsolen und Computerspielen ist die Zielgruppe viel spezieller. Andererseits hatte jeder irgendwie einmal einen Zugang dazu. Vielleicht legen wir so mit unserem Museum einen schnelleren Start hin, als mein Freund mit seinen Spieleautomaten. Ich rechne aber schon damit, dass es eher länger dauert mit der Rentabilität. Bis also genügend Besucher kommen, dass wir davon auch die Miete, die Instandhaltung und die Putzfrau bezahlen können.“
Außerdem sind Arcade-Automaten viel robuster als beispielsweise eine Playstation. Man könne da richtig draufhauen, meint Cenek Cibien. Spielekonsolen seien da viel empfindlicher und gehen leichter kaputt. Vor allem, wenn ein Teil herunterfällt. Das passiert laut Cibien vor allem auf Spielemessen ziemlich oft. Gerade dies ist aber ein wichtiger Bestandteil des Marketings für das Cibien’s Corner.