Retro-Spielzeug in Nový Bydžov

Foto: Martina Schneibergová
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Es ist eine nostalgische Reise zurück in die Kindheit. Das Spielzeugmuseum in Nový Bydžov nimmt den Besucher mit in die Welt der Monchhichis, Modellautos und anderen Spielsachen, die bestimmt jeder im Kinderzimmer hatte. In der vergangenen Ausgabe unserer Sendereihe „Reiseland Tschechien“ haben wir uns die dortige Dauerausstellung historischer Porzellanpuppen und Modelleisenbahnen angesehen. In den folgenden Minuten laden wir Sie erneut in das Spielzeugmuseum ein, diesmal in die sogenannte „Retro-Schau“.

Foto: Martina Schneibergová

Kinderwagen der Marke Liberta  (Foto: Martina Schneibergová)
Mit der Bahn dauert die Fahrt von Prag nach Nový Bydžov etwa anderthalb Stunden. Die Stadt liegt etwa 27 Kilometer westlich von Hradec Králové / Königgrätz. Das Spielzeugmuseum ist in einer alten Glasfabrik am östlichen Stadtrand untergebracht. Ins Leben gerufen haben es die Eheleute Hana und Radek Stuchlík. Er betreut den ersten Teil der Dauerausstellung, in der vor allem Spielzeug aus dem 19. Jahrhundert und vom Anfang des 20. Jahrhunderts gezeigt wird. Hana Stuchlíková wiederum hat sich auf Spielsachen und Kinderwagen aus den 1960er bis 1980er Jahren spezialisiert. Rechts vom Eingang geht es in den ersten Ausstellungssaal der „Retro-Ausstellung“.

„Die Besucher finden hier Sachen, mit denen sie selbst gespielt haben. Auch die Kinder sagen oft, das hat meine Oma zu Hause. Wir zeigen hier einige Kinderwagen der Marke Liberta. Diese wurden in den 1970er und 1980er Jahren in Mělník hergestellt. Die Puppen, die hier zu sehen sind, sind Produkte der damaligen Staatsbetriebe Gumotex und Hamiro. Die Hersteller haben den verschiedenen Puppentypen Namen gegeben. Eine heißt beispielsweise Zuzanka. Manchmal nannte man sie auch ,voňavka‘ (zu Deutsch etwa ,Duft‘, Anm. d. Red.), weil der Kunststoff, aus dem sie erzeugt wurden, duftete. Die kleinen Puppen mit dem Babygesicht heißen wiederum František. Etwas jünger sind die Laufpuppen, die hier zu sehen sind. Gezeigt werden zudem kleinere Zelluloidpuppen, die Volkstrachten anhaben. Diese wurden als Souvenirs verkauft.“

Foto: Martina Schneibergová
Unter den vielen Exponaten ist auch eine Puppe aus Kunststoff, mit der Hana Stuchlíková selbst gespielt hat.

Im Museum wird eine Reihe von Puppenküchen und Puppenmöbeln gezeigt. Hana Stuchlíková:

„Die Holzküchen wurden im Betrieb Tofa Semily hergestellt. Es waren präzise Repliken damaliger Serienküchen. Wir zeigen aber nicht nur sie, sondern auch Puppenschlafzimmer, in denen es Spiegel und kleine Nachttische gibt. Außerdem sind hier auch verschiedene Möbelstücke wie Puppenbetten und Wiegen ausgestellt. Letztere hat man oft selbst geschnitzt. Die weiße Wiege, die zu sehen ist, war ein Geschenk an unser Museum.“

Nachziehspielzeug verschiedener Art ist ein weiteres Thema der Dauerausstellung. Unter den Holzfiguren, die auf den vier Rädern gezogen werden konnten, sind Trommler, Kaminfeger und sogar ein Eisverkäufer.

Nachziehspielzeug  (Foto: Martina Schneibergová)
„Sie haben in der Regel bewegliche Gliedmaßen. Wenn die Kinder das Spielzeug hinter sich herzogen, setzten sich die Hände in Bewegung. Das ausgestellte Holzspielzeug wurde bei Tofa Semily hergestellt. Nachziehtiere aus Holz werden bis heute produziert und sie sind sehr gefragt. Ein beliebtes Spielzeug waren schon in den 1960er Jahren mechanische Tiere aus Blech, die man mit einem Schlüssel aufziehen kann. Zu sehen sind beispielsweise ein Zebra, eine Henne, ein Frosch und ein Maikäfer.“

Aus den 1960er Jahren stammt auch ein kleiner Diaprojektor, mit dem Märchen an die Wand projiziert werden können. In Zeiten, in denen sich hierzulande nicht jeder ein Fernsehapparat leisten konnte, waren Dia-Projektionen sehr beliebt.

In letzter Zeit ist das Interesse auch für Spielzeug aus den 1980er Jahren gestiegen, erzählt Hana Stuchlíková.

Monchhichis  (Foto: Martina Schneibergová)
„Ich habe gedacht, dass so etwas kaum jemand sammelt. Dennoch ist das nur 35 oder 40 Jahre alte Spielzeug aus Gummi oder Kunststoff bei den Hobbysammlern gefragt. Wir zeigen hier unterschiedliche Tiere: Pferde, Hunde, Bären, Enten, Mäuse und anderes mehr. Etwas Spezielles sind die Monchhichis. Wir haben hier eine ganze Auswahl dieser Figuren. Ich war überrascht, dass sich die Besucher dafür so stark interessieren.“

Im Tschechischen nennt man diese affenähnlichen Puppen aus Japan „mončičák“.

Einige der neueren Exponate hat das Museum bekommen, andere hat Hana Stuchlíková gekauft. Mit dem Sammeln habe sie vor etwa acht Jahren angefangen, sagte sie.

„Begonnen hat es damit, dass uns ein Bekannter besuchte, der eine ähnliche Leidenschaft hatte. Er hat uns einen historischen Kinderwagen mitgebracht und fragte, ob wir ihn nicht als Dekoration im Wohnzimmer haben möchten. Ich habe dazu eine alte Puppe gekauft, dann kam eine weitere hinzu, und irgendwann waren Dachboden und Garage voll von historischem Spielzeug. Als die Räumlichkeiten der ehemaligen Glasfabrik dann leer standen, haben wir dort ein Museum für die Öffentlichkeit eingerichtet.“

Das Spielzeugmuseum in Nový Bydžov ist von Februar bis April sowie im Oktober und September immer Mittwoch bis Freitag von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Von Mai bis August kann es Dienstag bis Samstag von 10 bis 14 Uhr besichtigt werden. Im Dezember ist es schließlich von Dienstag bis Freitag und am Sonntag von 10 bis 16 Uhr geöffnet.

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