Roma-Thematik: Presse-Spiegel

Flagge der Roma

"Ein klares rassistisches Motiv", "Die Lektion von Ruzyne", "Staatsbürgerschaft contra Nationalismus", "Eine britische Visumspflicht hat nicht gedroht". So einige der Überschriften, mit denen die tschechische Presse in dieser Woche die Kontrollen der britischen Immigrationsbehörden auf dem Prager Flughafen und den rassistisch motivierten Mord an einem Roma in Svitavy vom vergangenen Wochenende kommentierte. Im folgenden bieten wir Ihnen einen Überblick von weiteren Stellungnahmen zur Roma-Thematik in der tschechischen Presse.

Roma-Flagge
Die Tageszeitung "Lidove noviny" titelt in ihrer Freitagsausgabe: Wer sprengt den Ring der Gleichgültigkeit? Die tschechische Regierung, aber auch die Gesellschaft stimmen mit ihrem Desinteresse dem Rassismus zu. In dem nachfolgenden Kommentar verurteilt Petr Fischer das Schweigen der tschechischen Regierung zu der "offen rassistischen Selektion" auf dem Flughafen Prag-Ruzyne. Jeder wisse schließlich, dass Schweigen Zustimmung bedeute. Das Grundproblem des Umgang mit dem Rassismus in Tschechien sieht Fischer jedoch in der Gleichgültigkeit der Gesellschaft und stellt diese den antirassistischen Massendemonstrationen in Deutschland gegenüber. Stichwort: Aufstand der Anständigen. Fischer schreibt: "Nicht dass die deutschen Politiker moralisch besser wären als unsere. Nur die deutsche Gesellschaft hat entschieden den Ring der Gleichgültigkeit gesprengt und ihre politische Führung zur Übernahme von Verantwortung gezwungen. Die deutschen Bürger haben aufgehört zu schweigen. Können wir das auch?"

Einen ähnlichen Standpunkt vertritt die Soziologin Jirina Siklova in der Dienstagsausgabe von "Lidove noviny" und ruft am Ende ihres Kommentars dazu auf: "Kollegen, wenn ihr gerade auf eine Konferenz nach Großbritannien fahren wolltet, lehnt die Einladung ab. Oder kritisiert dort zumindest das Vorgehen der britischen Beamten."

Von einer anderen Seite betrachtet Marek Kucerar-Hewitt in der Donnerstagsausgabe der Tageszeitung "Mlada fronta dnes" die Roma-Problematik. Unter der Überschrift "Die Fehler der Roma-Reisenden" schreibt er: "Die trivialisierte Argumentation über die Hautfarbe als Grund für die Nichteinreise in ein anderes Land ist frappierend. Denn einen großen Teil der Verantwortung tragen die Roma selbst." Der Kommentar endet mit folgenden Sätzen: "Jeder, der sich um eine solide Arbeit in den USA bewirbt, bekommt von dem Arbeitgeber die Frage gestellt: Was haben Sie der Firma zu bieten? Die Roma, die gerne ins Ausland gehen würden, müssen auf diese Frage antworten können und bei sich selber anfangen. Die tschechische Gesellschaft ist nicht schuld an allen Roma-Leiden."

Der Regierungsbeauftragte für Menschenrechte, Jan Jarab, hatte am Dienstag wegen des Mordes von Svitavy seinen Urlaub unterbrochen und vertritt im "Thema des Tages" der Tageszeitung "Mlada fronta dnes" den Standpunkt, dass sich die zögerliche Arbeit der Richter und Untersuchungsrichter nur dadurch erklären lasse, dass diese Straftätern mit rassistischen Motiven geneigt seien. Jarab äußert weiter, dass Straftaten solcher Täter hierzulande nur dann angemessen bestraft werden, wenn sie den Tod des Opfers zur Folge haben.

Die Tageszeitung "Pravo" schließlich überschreibt das "Thema des Tages" in ihrer Mittwochsausgabe mit der Frage: "Gilt in Tschechien: für rassische Verbrechen droht eine harte Strafe?" und veröffentlicht nachfolgend eine Statistik über rassistische Delikte und deren Bestrafung im Jahr 2000. In diesem Zusammenhang spricht sich der Präsident der Richterunion in einem Gespräch mit "Pravo" für eine härteres Strafmaß aus. Auf der selben Seite werden Stellungnahmen verschiedener tschechischer Politiker abgedruckt, die sich zwar auch für härtere Strafen aussprechen, aber die Schlussfolgerung, dass die tschechische Gesellschaft rassistischer sei als andere, nicht teilen.