Rudy Linka hat Bohemia Jazzfest zum Kult gemacht

Rudy Linka

Er gehört mittlerweile zu den bekannten Kulturschaffenden in Tschechien: der begnadete Jazzgitarrist Rudy Linka, der unlängst sein sechstes Lebensjahrzehnt vollendet hat. Aber dies ist weniger auf seine Musik zurückzuführen, sondern wegen einem Musik-Event, den der Tschecho-Amerikaner im Jahr 2005 aus der Taufe hob – das Bohemia Jazzfest.

Quelle: Supraphon

Als im Jahr 2012 die CD „Rudy Linka – RE: Connect“ auf dem Markt erschien, war der am 29. Mai 1960 in Prag geborene Jazzmusiker fraglos auf einem Höhepunkt seines musikalischen Schaffens. Das Rüstzeug für sein perfektioniertes Gitarrenspiel holte er sich 1979 auf dem Prager Konservatorium, in den 1980er Jahren am Stockholm Music Institute in Schweden, wohin er 1980 emigrierte, sowie später am Berklee College of Music in Boston. Bei all seinen Stationen lernte Linka hervorragende Musiker kennen, die ihn prägten und weiter formten. Privat studierte der Emigrant aus der Tschechoslowakei unter anderem bei John Scofield, Jim Hall und John Abercrombie.

Rudy Linka, der heute in Boston lebt und zudem die schwedische Staatsbürgerschaft besitzt, war seinen Landsleuten in der tschechischen Heimat aber lange Zeit ein eher Unbekannter geblieben. Bis zum Jahr 2005, als er hierzulande das Bohemia Jazzfest ins Leben rief, das sich mittlerweile allergrößter Popularität erfreut. Zur Gründung dieses Events sagte der Festivalleiter einmal, das Jazzfest sei so konzipiert, dass die Konzerte stets auf historischen Marktplätzen tschechischer Städte stattfinden. Die dortige Architektur sei einfach verblüffend, auf der anderen Seite aber auch sehr statisch. Doch der Jazz erfülle diese Statik mit Leben. Beispiele, wie Linkas gemeinsamer Auftritt mit dem Gitarrenvirtuosen Luboš Andršt im Jahr 2013 oder die umjubelte Vorstellung der Soul Rebels im Jahr 2017 belegen, wie lebendig es auf dem Jazzfest zugeht.

Foto: Archiv Bohemia Jazzfest

In diesem Jahr steht bereits das 15. Bohemia Jazzfest auf dem Programm, das eigentlich am morgigen Montag in Prag beginnen sollte. Die Corona-Krise hat dem nun einen Strich durch die Rechnung gemacht. Rudy Linka lässt sich davon aber nicht unterkriegen. Da ausländische Musiker wegen der langen Ungewissheit nicht zusagen konnten, setzt er diesmal verstärkt auf tschechische Interpreten, und dies aus fast allen Genres. Daher hat er die Veranstaltung auch leicht umbenannt in Bohemia JasFest, wobei das „Jas“ für „jasně“, also einen klaren Optimismus steht. Des Weiteren sagte er:

Rudy Linka  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks)

„Wir werden das Festival aus jeder Stadt streamen, und wir werden es auch etwas erweitern. Sie werden nicht nur Blues, Jazz, World Music, Watt Music zu hören bekommen, sondern auch Pop Music und Rock´n Roll sowie auch klassische Musik. Interpreten wie Petr Janda, Michal Prokop oder Lenka Dusilová werden jeweils ein Solo oder ein Duett singen, in jeweils verschiedenen Städten. Mit den Videoclips, die wir dort aufnehmen, wollen wir vor allem die Schönheiten unserer Republik zeigen.“

Das JasFest beginnt am 27. Juli in Prag und wird an den fünf folgenden Tagen in Plzeň / Pilsen, Liberec / Reichenberg, Domažlice / Taus, České Budějovice / Budweis und in Brno / Brünn fortgesetzt.

Autor: Lothar Martin
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