Bohemia Jazzfest meldet sich zurück mit Live-Konzerten auf kleiner Fläche
Es hat sich binnen kürzester Zeit in Tschechien als eines der beliebtesten Musikfestivals etabliert: das Bohemia Jazzfest. Im vergangenen Jahr fiel der direkte Kontakt zwischen Musikern und Zuschauern wegen Corona flach, die Konzerte wurden daher im Internet gestreamt. Doch dieses Jahr wird wieder vor Publikum gespielt, wenn auch in begrenztem Rahmen.
Seit 15 Jahren herrscht im Juli auf dem Altstädter Ring in Prag und auf anderen großen Plätzen in Tschechien für ein paar Stunden immer das gleiche Bild: Wenn auf ihnen Konzerte des Bohemia Jazzfestes stattfinden, lauscht ein großes Publikum in lockerer Runde den Darbietungen der Musiker. Das war seit 2006 der Fall – mit Ausnahme des vergangenen Jahres, das von Corona diktiert wurde. Nun aber gehe es wieder aufwärts, sagte Festivalgründer und Cheforganisator Rudy Linka jüngst im Musikkanal Vltava des Tschechischen Rundfunks:
„Im vergangenen Jahr konnten wir nicht vor Publikum auftreten, sondern haben alle Konzerte gestreamt. Aber ich bin froh, dass es wenigstens so ablief. In diesem Jahr gibt es wieder Live-Konzerte. Dennoch wird es nicht das Jazzfest sein, wie wir es alle kennen. Denn wir als Organisatoren sind verpflichtet zu überprüfen, ob alle Besucher geimpft sind oder innerhalb von 48 Stunden vor dem Konzert negativ auf Corona getestet wurden. Das heißt, wir können die Konzerte nicht auf einem offenen Platz wie dem Altstädter Ring veranstalten.“
Für die Gäste des Prager Konzerts heißt das, dass sie diesmal in den Vrtba-Garten (Vrtbovská zahrada) geladen werden. Die Gartenanlage unweit der Deutschen Botschaft bietet längst nicht so viel Raum wie der Altstädter Ring. Dies sei eben erforderlich, um vor dem Konzert die notwendigen Kontrollen durchführen zu können, versichert Linka.
Aber auch das Programm des Jazzfestes ist etwas anders als gewohnt. Es werden mehr Intertreten und Bands aus Tschechien auftreten als sonst. Zudem spielt die einheimische Musikszene auf unter dem Motto: „Wir zeigen euch das Licht am Ende des Tunnels“. Rudy Linka:
„Ich muss bedauernd zur Kenntnis nehmen, dass die Bands aus Übersee, die sonst immer beim Jazzfest aufgetreten sind und den ganzen Sommer über durch Europa touren, nicht anreisen konnten. Von daher haben wir diesmal ein sehr europäisches Programm. Ich freue mich aber auf jeden, der beim Jazzfest auftreten wird.“
Zu den Starinterpreten aus Europa gehört unter anderen der französische Gitarrist Biréli Lagrène. Der Virtuose im Stile eines Django Reinhardt tritt mit seinem Trio zum Festivalauftakt am Donnerstag in Liberec / Reichenberg auf sowie einen Tag später in Prag. Bei beiden Konzerten werden der Kontrabassist Taras Voloshchuk und der Schlagzeuger Dan Bárta seine musikalischen Begleiter sein. Die beiden Tschechen spielen erstmals mit Lagrène zusammen. Rudy Linka aber ist von diesem Trio überzeugt:
„Es gibt nicht viele Musiker auf der Welt, die ihr Instrument so beherrschen wie Biréli Lagrène. Ich denke, das ist eine tolle Zusammensetzung mit der hervorragenden tschechischen Rhythmussektion und ihm. Ich freue mich zu sehen, was sich daraus ergibt. Denn Lagrène ist in der Lage, wirklich alles Mögliche zu zelebrieren. Und mir gefällt die Tatsache, dass wir auf unserem Jazzfest etwas zusammenführen, was es so noch nicht gegeben hat.“
Die weiteren vier Konzerte des diesjährigen Jazzfestes finden am 18. Juli in Domažlice / Taus, einen Tag später in Plzeň / Pilsen sowie am 26. und 27. Juli in Brno / Brünn statt. Die Programme in Liberec und Pilsen beginnen jeweils um 18 Uhr, die Konzerte in den anderen Städten um 19 Uhr. Die Messestadt Brünn darf sich dabei auf zwei hervorragende ausländische Bands freuen – es sind das Paólo Fresu Trio aus Italien und Electric Shepherd aus Polen. Der Besuch aller Konzerte ist wie immer kostenlos.