Bei 13. Bohemia Jazz Fest gastieren einige Jazz-Legenden aus den USA

Foto: Jitka Erbanová, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0

Seit Montag wird wieder gejazzt, geswingt und geklatscht in den Zentren tschechischer Städte. Denn am 9. Juli wurde in Prag erneut das Bohemia Jazz Fest eröffnet – es ist das dreizehnte seit seiner Gründung im Jahr 2005. Und wie immer hat sich Festivalchef Rudy Linka sehr ins Zeug gelegt, um wieder großartige Jazzabende zu veranstalten.

Rudy Linka  (Foto: Adam Kebrt,  Archiv des Tschechichen Rundfunks)
Dem italienischen Quartett Enrico Rava New 4ET gebührte die Ehre, den ersten Konzertabend des diesjährigen Bohemia Jazz Festes auf dem Altstädter Ring in Prag abzuschließen. Der fast 80-jährige Trompeter und Bandleader Enrico Rava wurde dabei mit dem Bohemia Jazz Award für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Zuvor hatten bereits zwei andere Bands ihr Können gezeigt, und Festivalleiter Rudy Linka war besonders von einer deutsch-tschechischen Formation angetan:

„Heute hat das Jazzfest begonnen, und in acht Tagen endet es. Wir beginnen in Prag und schließen die Konzerte in Brno / Brünn ab. Jetzt gerade spielt eine Gruppe, die sich aus tschechischen und deutschen Musikern zusammensetzt. Den tschechischen Part haben die Pianistin und die Sängerin, dies sind die Schwestern Kristýna und Martina Bárta. Die anderen Bandmitglieder kommen alle aus Deutschland. Mir gefällt es außerordentlich, wenn Musiker verschiedener Länder eine solche Kooperation eingehen, ohne dass sie jemand dazu zwingt.“

Martina Bárta  (Foto: Serecki,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0)
Nach Aussage von Sängerin Martina Bárta ist die Kapelle schon sechs Jahre als Sextett zusammen. Man habe sich beim Studium kennen und schätzen gelernt, sagte die Interpretin. Mit ihrem männlichen Gesangspartner Marcus Gartschock demonstrierte sie wiederholt, wie gut die länderübergreifende Zusammenarbeit harmoniert.

Neben den zwei bereits genannten Klangkörpern gastieren noch zehn weitere Bands aus insgesamt fünf Ländern beim diesjährigen Jazzfest. Auch wenn Rudy Linka betont, dass alle einen Besuch wert sind, so kommt er nicht drum herum, die starke Armada aus den Vereinigten Staaten noch ein wenig hervorzuheben:

„Im Grunde genommen kann ich alle Bands empfehlen, schließlich habe ich sie ja auch ausgewählt. Wenn ich aber jemand nennen sollte, der besonders interessant ist, dann ist es Bryan Carter und seine Band. Das sind alles junge Musiker, die Mainstream-Jazz spielen, und das ausgezeichnet. Bryan Carter ist der Schlagzeuger und Sänger der Band. Eine zweite Band, die ich erwähnen möchte, ist House of Waters; sie stammt ebenfalls aus Brooklyn. Und dann sind da natürlich noch Bill Frisell oder die Band der beiden Jazz-Legenden Mike Stern und Randy Brecker.“

Die insgesamt acht Konzertabende des diesjährigen Bohemia Jazz Festes finden in sechs Städten statt. Nach Prag am Montag und Dienstag können Jazzfans die Gastspiele der Musiker am Mittwoch in Plzeň / Pilsen und am Donnerstag in Liberec / Reichenberg erleben. Nach einem Tag Pause geht es am Samstag in Domažlice / Taus weiter, am Sonntag folgt das Konzertprogramm in Tábor und das Jazzfest endet am Montag und Dienstag mit zwei Vorstellungen in Brünn.

Nach Aussage von Linka funktioniere seine Zusammenarbeit mit den Veranstaltungspartnern in den Städten ganz gut, auch wenn zwischenzeitlich nicht alles passt. Am Ende sei er jedoch stets überrascht, wie seine ehemaligen Landsleute – der Festivalchef lebt seit Jahren in den USA – organisatorisch wieder alles hinbekommen. Eine Sorge, die ihn umtreibt, sei allerdings die Finanzierung des Jazzfestes. In diesem Jahr seien die Lücken ziemlich groß gewesen, so dass einige Prominente aus Tschechien sogar auf zum Teil außergewöhnliche Weise helfen mussten. So habe laut Linka beispielsweise die amtierende tschechische EU-Kommissarin, Věra Jourová, das Klavier bezahlt, auf dem in Prag gespielt wurde und wird. Und dennoch: Trotz der dunklen Wolken, die Jahr für Jahr bei der Finanzierung des Festivals aufzögen, bleibe er Optimist, so Linka:

Foto: Jitka Erbanová,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0
„Beim Aktienkauf steht immer geschrieben: ´Vergangene Erfolge bedeuten nichts für die Zukunft´. Und für den Jazz gilt diese Prämisse noch tausendmal mehr. Alles was in der Vergangenheit geschehen ist, spielt keine Rolle für die Zukunft. Und deshalb sage ich: Es ist erstaunlich, dass wir wieder hier sind.“

Und so soll das Bohemia Jazzfest auch in Zukunft für die Besucher kostenlos sein und ihnen wunderbare Musikerlebnisse vor malerischen Kulissen bieten.

Autor: Lothar Martin
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