Bohemia Jazz Fest: Trotz Budgetschwund erneut erstklassige Bands am Start

Seit Montag ist es wieder im Gange und erfreut sich ständig hohen Zuspruchs: das Bohemia Jazz Fest. Es ist die elfte Auflage der populären Veranstaltung. Doch sie ist kein Selbstläufer, bemerkt Festivalgründer Rudy Linka. Die ersten drei Konzerte fanden in Prag und Liberec / Reichenberg statt. Die Jazzfans aber können sich bis zum 19. Juli, wenn die Tournee in Domažlice / Taus zu Ende geht, noch auf sechs weitere Konzerte in fünf tschechischen Städten freuen.

Rudy Linka (Foto: Tomáš Vodňanský, Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Festivalchef Rudy Linka ist in diesen Tagen etwas nachdenklicher als sonst. Mit seiner ganzen Energie und viel Elan hat er schon zehn Jahre lang eine international hochkarätige Jazztournee geschaffen, die ihresgleichen sucht – denn alle Konzerte sind kostenlos! Trotzdem muss er jedes Jahr aufs Neue kämpfen:

„Ich bin vor allem stolz darauf, dass es das Jazzfest überhaupt noch gibt. Daher muss ich mir immer wieder sagen: Es ist jedes Jahr ein kleines Wunder, dass es stattfindet. Es ist wirklich nicht leicht, so etwas Großes zu erhalten, und noch dazu gratis für die Zuschauer. Denn es gilt, alle Sponsoren, Partner und Ausrichterstädte bei der Stange zu halten. Das ist ein riesiges Mosaik, was zusammengehalten werden muss.“

Da springt schon mal einer ab oder zumindest aus der Reihe, wie diesmal die Tschechische Sparkasse (Česká spořitelná). Das Bankhaus hat in diesem Jahr seine Priorität auf die Unterstützung der tschechischen Olympiateilnahme in Rio gelegt und so das Engagement für das Jazzfest etwas heruntergefahren, sagt Linka. „Auch die Beamten denken sich immer mehr (Hürden) aus, ich weiß aber nicht warum“, ergänzt der Festivalchef.

Und dennoch: Auch wenn das Budget für das elfte Jazzfest geringer ist als jenes im Jubiläumsjahr, so konnten auch diesmal wieder erstklassige Musiker und Bands verpflichtet werden, schwärmt Linka:

Harold López Nussa, foto: YouTube

„Wir haben wirklich phantastische Bands im Programm. Da möchte ich zuerst das Harold Lopez-Nussa-Trio aus Kuba nennen. Es wird von den Lopez-Brüdern geprägt, die hervorragende Musiker sind. Aus den USA kommen Carla Bley und Steve Swallow, ihr Trio spielt am Montag in Plzeň / Pilsen. Aus Österreich dabei sind zwei tolle Bands, darunter Edi Nulz. Das Trio interpretiert erstklassigen Jazz-Punk. Und auch aus Deutschland kommt eine sehr gute Band, es sind die Hyperactive Kids.“

Das Harold Lopez-Nussa-Trio aus Kuba hat seine hohe Spielkunst bereits auf zwei Konzerten in Prag und Liberec demonstriert und wurde dabei mit Standing Ovations gefeiert. Bandleader und Pianist Harold Lopez-Nussa hat so auch nicht von ungefähr bei einem Jazzfestival in Montreal den ersten Preis gewonnen und wurde zur Entdeckung des Jahres gekürt, sagt Linka. Am Donnerstagabend tritt das Trio noch einmal in Brno / Brünn auf. Einige der anderen von ihm genannten Bands können die Jazzfans zudem am Samstag in Tábor, am Sonntag in Písek oder eben in Pilsen und Domažlice erleben. Trotz seiner Sorgen ist Rudy Linka überzeugt, dass auch das diesjährige Jazzfest wieder ein Erfolg wird. In den Vereinigten Staaten wird es schließlich schon als kulturelles Highlight wahrgenommen:

Foto: Romy Ebert

„Im vergangenen Jahr war beispielsweise im ´Wallstreet Journal´ zu lesen, dass das Jazzfest zu den zehn besten Festivals der Welt gehört. Ich denke, auch hierzulande werden sich viele Leute bewusst, dass diese Tournee etwas Außergewöhnliches ist. Das Jazzfest hebt die Laune der Menschen in Tschechien und propagiert das Land in der Welt als kulturelle Stätte.“