Sächsische Bohemiade – Erfolgsmodell beim Erlernen der tschechischen Sprache

Bohemiade-Teilnehmer

Bei seinem Besuch in Prag hat der sächsische Ministerpräsident Tillich auch darauf aufmerksam gemacht, dass die Bürger im Freistaat Sachsen sehr bemüht sind, auch die Sprache ihres südlichen Nachbarn zu lernen. Wie als Beleg dafür fand erst am vergangenen Samstag in Zittau die 2.Sächsische Bohemiade statt. Lothar Martin ha darüber mit der Leiterin des Bildungsnetzwerkes Pontes, Regina Gellrich, gesprochen:

Regina Gellrich
Frau Gellrich, können Sie zunächst erst einmal kurz erklären, was sich genau hinter der Sächsischen Bohemiade verbirgt? Wie ist sie entstanden?

„Die Sächsische Bohemiade ist eine Tschechisch-Olympiade für Schüler, die im Schulunterricht die tschechische Sprache als Fremdsprache erlernen. Sie ist vor zwei Jahren entstanden. Wir haben also 2008 das erste Mal im Rahmen unseres euroregionalen Lernfestes, das wir hier in Zittau durchführen, eine solche Bohemiade veranstaltet. Dazu haben wir damals Schüler aus ganz Sachsen eingeladen, sich diesem Wettstreit zu stellen. Erfreulicherweise waren auch bereits Schüler aus Bayern mit dabei. Der Erfolg vor zwei Jahren war so groß, dass eigentlich alle Beteiligten, insbesondere aber die Tschechisch-Lehrer aus den Gymnasien und Mittelschulen in Sachsen und Bayern, gesagt haben: Lasst uns das wieder machen! Das war eine ganz tolle Sache und deswegen gab es jetzt am vergangenen Sonnabend, am 11. September, hier in Zittau die 2. Sächsische Bohemiade.“

Bohemiade-Teilnehmer
Sie sprechen es an, es gab die zweite Bohemiade. Wie war die Resonanz? Wer trat gegen wen an? Worin mussten sich die Schüler beweisen?

„An dieser 2. Sächsische Bohemiade haben 45 Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Gymnasien und Mittelschulen aus Sachsen teilgenommen, die vorrangig im grenznahen Raum beheimatet sind. Zudem hat eine Realschule aus Wunsiedel in Bayern daran teilgenommen. Diese 45 Schüler traten an in mehreren verschiedenen Kategorien, die sich am europäischen Referenzrahmen für Sprachen orientiert haben. Das heißt, es wurde nicht nach Schuljahren oder Alter eingestuft, sondern wirklich nach den Fähigkeiten und Kompetenzen, die die Schüler bereits beim Erlernen der tschechischen Sprache erworben haben.

Zittau mit dem Gymnasiumgebäude  (in der Mitte),  wo die Bohemiade stattfand  (Foto: www.panoramio.com)
Die Schüler hatten dann zwei Wertungsteile zu absolvieren. In einem ersten Teil mussten sie ein Plakat gestalten und diese Präsentation dann in tschechischer Sprache einer Jury vorstellen; der Aufhänger war einfach ein Alltagsthema, zum Beispiel: ‚Was würden Sie machen, wenn Sie eine Million Kronen gewinnen würden?’ Dazu gestalteten sie eben ein Plakat oder ein Poster und haben das dann präsentiert. Der zweite Teil, und das ist auch so eine Besonderheit dieser Bohemiade, bestand darin, dass die Schüler ein Gespräch mit einem Jugendlichen aus einer Schule in Tschechien, und zwar der Grundschule (Základní škola) in Hrádek nad Nisou führen mussten. Sie haben also die Möglichkeit gehabt, bei der Bohemiade wirklich auch mit Muttersprachlern ein Gespräch zu führen und mussten sich dabei natürlich auch ziemlich beweisen.“

Die Sieger dieses Wettbewerbes kann man sicher auf Ihren Internetseiten (www.pontes-pontes.de, www.ibz-marienthal.de) nachlesen. Meine Frage aber ist die: Was sind Ihre Eindrücke? Hat der zweite Wettbewerb gezeigt, dass die Tendenz, im Grenzgebiet Tschechisch zu lernen, nach oben zeigt, oder waren Sie eher enttäuscht, dass gegenüber 2008 kein wirklicher Aufwärtstrend zu spüren war?

„Also ich denke, dass im grenznahen Raum der Erwerb der tschechischen Sprache wirklich zunimmt. In den Schulen im Grenzgebiet wird sehr viel Engagement hineingesteckt, um die tschechische Sprache anzubieten, und auch das Niveau steigt von Jahr zu Jahr. Wir haben auch tschechische Kolleginnen dabei gehabt, die sich bei der Bohemiade mit uns gemeinsam engagieren. Ich glaube, deren Arbeit trägt wirklich Früchte.“