Sächsisches Verbindungsbüro in Prag erneuert jahrhundertealte Traditionslinie

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Der Freistaat Sachsen und die Tschechische Republik haben eine gemeinsame, 454 Kilometer lange Grenze. Eine Grenze, die – erst recht nach dem Beitritt Tschechiens zum Schengen-Raum im Dezember 2007 – schon längst nicht mehr als Trennlinie empfunden wird. Denn Tschechien und das ostdeutsche Bundesland pflegen seit Jahren eine herzliche partnerschaftliche Beziehung, deren Bande am Montag noch enger geknüpft wurde. Am 18. Juni wurde im Gebäude des Lausitzer Seminars in Prag das Sächsische Verbindungsbüro eröffnet.

Stanislaw Tillich und Petr Nečas  (Foto: ČTK)
Es war ein bedeutender Moment für die tschechisch-sächsischen Beziehungen, als der Ministerpräsident des Freistaats Sachsen, Stanislaw Tillich, am Montag kurz nach 17.30 Uhr erklärte:

„Herr Ministerpräsident (Petr Nečas), ich freue mich, dass wir gemeinsam die Vertretung des Freistaats Sachsen hier in ihrer Hauptstadt Prag eröffnen können. Und herzlichen Dank, dass uns die tschechische Regierung und Sie persönlich so dabei unterstützt haben.“

In seiner späteren Ansprache an die Gäste der feierlichen Eröffnung ließ Tillich dann auch durchblicken, was dieser Moment für ihn ganz persönlich bedeute:

Gebäude des Lausitzer Seminars  (Foto: Patrick-Emil Zoerner)
„Als sächsischer Ministerpräsident war ich 2002 gemeinsam mit meinem Vorgänger nach dem Hochwasser sowohl in Prag wie auch in Sachsen unterwegs. Damals entwickelten wir die Idee, ein solches Verbindungsbüro hier in Prag, und vor allem im Lausitzer Seminar zu eröffnen. Sie können es mir glauben, für mich geht heute ein Traum in Erfüllung. Eine jahrhundertealte Traditionslinie, die 1922 unterbrochen worden ist, die wird heute wieder aufgenommen. Und ich glaube, das ist ein wunderschöner Anlass, um zu feiern.“

Doch auch für die Tschechische Republik haben die Beziehungen zu Sachsen einen sehr hohen Stellenwert. Davon zeugt die Anwesenheit des tschechischen Premiers Petr Nečas bei der Eröffnung des Verbindungsbüros. Nečas hob zunächst einige historische Wurzeln im bilateralen Verhältnis hervor und betonte:

„Ich bin froh, dass wir besonders in den zurückliegenden 20 Jahren wieder an die historisch starken Beziehungen anknüpfen können, und zwar mit dem Aufbau einer modernen Partnerschaft für das 21. Jahrhundert. 22 Jahre nach der Rückkehr von Demokratie und Marktwirtschaft in unsere Region verbindet uns mit Sachsen eine intensive und beiderseitig aufschlussreiche wirtschaftliche Zusammenarbeit. Sie wird belegt durch die Tatsache, dass die Tschechische Republik für Sachsen zu den größten Importeuren gehört.“

Welch enge und starke Rolle die böhmisch-sächsischen Beziehungen in der Entwicklung beider Länder schon seit Jahrhunderten spielen, unterstrich Nečas auch in einem kurzen Gespräch, das er Radio Prag gewährte:

Sächsisches Verbindungsbüro in Prag  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
„Wir sind zwei Länder mit einer sehr starken industriellen Tradition. Daraus können wir den Anspruch erheben, ein industrielles Zentrum in Mitteleuropa zu sein. Unsere traditionellen Verbindungen reichen bis weit in das Mittelalter zurück.“

In das gleiche Horn blies auch Ministerpräsident Tillich, als er sagte:

„Sachsen und Böhmen, das heißt Sachsen und die Tschechische Republik, waren einmal die prosperierende Herzkammer in Europa, wissenschaftlich wie wirtschaftlich. Und unser gemeinsames Ziel, auch mit diesem Verbindungsbüro, ist es, dahin erneut einen wichtigen Schritt zu tun.“

Foto: Tschechisches Fernsehen
Um das zu erreichen, gelte es, besonders die direkten Begegnungen der Menschen zu fördern und zu vertiefen. Eine Aufgabe, zu deren Lösung gerade das Verbindungsbüro beitragen soll, so Tillich:

„Gute Beziehungen zwischen zwei Nachbarregionen – ich sage bewusst nicht Grenzregionen, weil Grenzen teilen – finden natürlich zwischen den Menschen statt. Wo sonst, wenn nicht zum Beispiel an einer solchen Stelle wie hier im Verbindungsbüro in Prag, können wir dabei Unterstützung leisten. Hier möchten wir die Beziehungen zu unseren Nachbarn weiterentwickeln und vertiefen. Aber hier können auch unsere Nachbarn sich von dem, was in Sachsen geschieht – kulturell, wirtschaftlich oder in der Wissenschaft – einen Eindruck verschaffen.“