„Saturnin“ – humoristischer Roman von Zdeněk Jirotka
Der tschechische Autor und Feuilletonist Zdeněk Jirotka hat vor fast genau 100 Jahren das Licht der Welt erblickt: Er wurde am 7. Januar 1911 geboren. Sein größter Erfolg ist ein humoristischer Roman mit dem Titel „Saturnin“, der vor einigen Jahren auch auf Deutsch erschien. Till Janzer hat ihn gelesen.
Till, nachdem wir im Dezember eine Neuveröffentlichung vorgestellt haben, hast du diesmal ein Buch aus dem Regal gezogen, das mitten im Zweiten Weltkrieg herausgekommen ist…
„Genau. ´Saturnin´ von Zdeněk Jirotka ist 1942 erschienen, also während der Zeit des Protektorats, und ist mittlerweile zu einem Klassiker der tschechischen Literatur geworden. Es ist ein humoristisches Buch, insgesamt leicht zu lesen. Politik wird ausgeklammert, vielleicht sollte der Humor einfach über die schweren Zeiten hinweghelfen. Das kann ich aber nur vermuten.“
Der Autor Zdeněk Jirotka sagt mir allerdings nur etwas im Zusammenhang mit diesem einen Buch Saturnin …„Mir ging es auch so. Der Grund ist einfach: Saturnin war nicht nur der erste Roman von Jirotka, sondern auch gleich sein größter Erfolg. Noch zwei bis drei weitere Bücher von ihm sind erschienen, sie haben aber längst nicht mehr den Erfolg gehabt wie Saturnin. Zdeněk Jirotka wurde in Ostrau geboren, hat Bauingenieurswesen studiert und war bis 1940 in der tschechischen Armee beschäftigt. Dann kam der Erfolg mit Saturnin, und nach dem Krieg arbeitete er meist in Zeitungen und satirischen Zeitschriften, für die er Feuilletons verfasste, sowie hier bei uns im Rundfunk, wo er Hörspiele produziert hat. Erst 2003 ist er gestorben.“
Soviel zum Autor – kommen wir mal zum Buch selbst. Worum geht es da?
„Im Mittelpunkt stehen ein junger bürgerlicher Herr und sein Diener mit dem Namen Saturnin. Der junge Herr, aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird, ist eher ein bisschen antriebslos und verträumt. Saturnin aber, den er neu einstellt, bringt ihn auf Trab und rettet ihn zudem aus einigen heiklen Situationen.“
Das klingt ein bisschen nach Schelmenroman. Ist das Buch ähnlich episodenhaft wie ein Schelmenroman?
„Ja und nein. Es gibt durchaus eine Haupthandlung, die Jirotka aber immer wieder unterbricht. Im Haupthandlungsstrang zieht Saturnin den Haushalt seines Herrn auf ein Hausboot auf der Moldau um. Nach ersten Komplikationen fährt der junge Herr dann in der Begleitung von Saturnin zu seinem Großvater in die Ferien aufs Land. In dem Haus des Großvaters treffen alle wichtigen Personen des Buches zusammen: die reichlich überkandidelte und Sprichwörter klopfende Tante Katharina, die in der Familie unbeliebt ist, mit ihrem missratenen Sohn Milouš; der Arzt Doktor Vlach sowie das patente Fräulein Barbara, in das der junge Herr ziemlich verknallt ist. Die unterschiedlichen Charaktere sind aber dann aufeinander angewiesen, als die Brücke über einen Fluss nahe dem Haus vom Hochwasser weggespült wird.“Du hast ja gesagt, dass es ein humoristischer Roman ist. Wie hat dir das Buch gefallen?„Es ist kein Humor zum Schenkelklopfen, aber man muss Schmunzeln. Ich habe mich auch manchmal habe dabei ertappt, wie ich aufgelacht habe. Was Jirotka einfach gut gelingt, ist die Darstellung teils absurder Lebensgeschichten und Begebenheiten. Das ist gut aus dem Leben beobachtet. Deswegen haben wohl die Tschechen das Buch in einer Umfrage des Tschechischen Fernsehens im Jahr 2009 auch zu ihrem Buch des Herzens gekürt - und das zum Beispiel vor dem Kleinen Prinzen von Saint-Exupéry. Saturnin hätte es aber sicher nicht auf den ersten Platz geschafft, wenn nach großer Literatur gefragt worden wäre. Im Übrigen muss man sagen, dass Jirotka für seinen Saturnin kopiert hat. Jirotka hat das auch nie geleugnet. Und zwar hat er beim englischen Autor Pelham Grenville Wodehouse abgekupfert.“
Zdeněk Jirotka, Saturnin, übersetzt von Joachim Bruss, herausgegeben von der Karls-Universität Prag, Verlag Karolinum 2007, 264 S., ISBN 978-80-246-1396-3