Schatzsucher, Metalldetektoren und die keltischen Goldmünzen von Pomokly

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Die einen graben im Boden aus professioneller Leidenschaft, die anderen aus leidenschaftlicher Profession. Aber immer kommen sie sich in die Quere: Schatzsucher und Archäologen. Davon weiß auch die langjährige Leiterin der numismatischen Abteilung des Nationalmuseums in Prag, Jarmila Haskova, zu berichten. Sie erzählt gegenüber Radio Prag von unehrlichen Findern und großen Funde auf tschechischem Boden.

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Vielleicht war er auf der Flucht, auf jeden Fall war derjenige, der seine silbernen Heller Schwäbisch Haller Prägung damals in einem Wald bei Cheb / Eger vergrub, wohl sehr in Eile. So urteilen die Fachleute. Denn dieser Unbekannte oder die Unbekannte verscharrte seinen oder ihren pekuniären Reichtum irgendwann im frühen 14. Jahrhundert dicht unter Oberfläche des Bodens. Etwa sieben Jahrhunderte später bedeutete dies Glück für Emil Maly. Diesen Sommer entdeckte der Schatzsucher die 87 Münzen aus dem Spätmittelalter. Vor allem aber: Maly war ein ehrlicher Finder und übergab den Silberschatz den hoch erfreuten Mitarbeitern des Kreismuseums im westböhmischen Karlovy Vary / Karlsbad.

Laut Jarmila Haskova von der numismatischen Abteilung des Nationalmuseums ist dies ein eher seltener Fall. Denn Schatzsucher bereiten den Fachleuten regelmäßig eher Probleme:

"Wenn heute bei einem Fund nicht mehrere Menschen zugegen sind, dann behält ihn der Finder - meiner Meinung nach - meist selbst. Nicht aus eigener Erfahrung, aber durch die Polizei wissen wir zudem von Fällen, bei denen Schatzsucher archäologische Ausgrabungsstätten zerstört haben. Das liegt an den unglücklichen Metalldetektoren. Auf diese Weise kommen wir um einen bedeutenden Teil an Funden", klagt die Wissenschaftlerin, die sich fast seit einem halben Jahrhundert vor allem mit dem früh- und hochmittelalterlichen Denar beschäftigt.

Das sei allerdings nicht immer so gewesen, so Haskova:

"Sammler gab es immer. Aber früher haben sie eher verstanden, dass Münzen auch historische Quellen sind. Heutzutage gibt es die Tendenz, uns die Materialien nicht zu zeigen. Da besteht so etwas wie Eifersucht. Dabei sind wir doch gar keine Sammler, sondern Historiker. Wir wollen, dass die Fundstücke in die Museen kommen. Wir verstehen sie als einzigartige historische Quellen, die uns historische Begebenheiten erläutern können, zu denen schriftliche Quellen fehlen."

Solche historischen Entdeckungen hat selbstverständlich auch Jarmila Haskova gemacht. Die wohl größte bezieht sich auf die Regierungszeit des Premyslidenfürsten Oldrich aus dem frühen zehnten Jahrhundert. Viele Jahrzehnte lang hatten die Historiker, und dazu gehörte auch der Großmeister der tschechischen Geschichtswissenschaft Frantisek Palacky, ergebnislos geforscht, welcher Herrschaftsteil Fürst Oldrich zugeschlagen worden war. Als in den 70er Jahren die Numismatiker des Nationalmuseums um Jarmila Haskova in Hradec Kralove / Königgrätz einen einzigartigen Fund von Denaren machten, kam die Lösung zu Tage. Alle hatten angenommen, dass Oldrich in Nordböhmen geherrscht hatte. Doch die Münzen mit seinem Namen, die gefunden wurden, waren im mittelböhmischen Kourim geprägt worden. Oldrich war also als Fürst der Stadt Kourim eingesetzt worden.

Soweit die historische Aussagekraft, die Münzfunde haben können. Doch wenn man diese einmal weglässt und nur die materielle Seite betrachtet. Welches war da eigentlich der größte Fund auf tschechischem Boden? Da muss sich Frau Haskova weit aus ihrem Fachgebiet, dem Mittelalter, entfernen:

"Allgemein wird tradiert, dass der größte und berühmteste Fund jener in Pomokly war. Genau weiß man es nicht, aber es soll sich wohl um viele hundert keltische Goldmünzen gehandelt haben."

Illustrationsfoto: Classical Numismatic Group,  CC BY-SA 3.0 Unported
Am 12. Juni 1771 geht der Bauer Jan Koch aus dem kleinen Dorf Pomokly in Mittelböhmen ein Stück entlang eines nahen Baches. Es war der erste Tag nach heftigen Regenfällen und der Bach war über die Ufer getreten. Als sein Blick über den schlammigen Grund gleitet, entdeckt Jan Koch kleine, runde Stücke aus gelbem Metall. Messingknöpfe, denkt er, und erzählt es weiteren Leuten aus seinem Dorf. Keiner erkennt aber den wahren Wert der angeblichen Metallknöpfe, die Buben nehmen einige mit, damit sie etwas zum Klimpern in den Taschen haben. Andere Dorfbewohner tragen sie zum Schmied, um sich Schnallen für die Schuhe fertigen zu lassen. Die Wende kommt jedoch, als ein örtlicher Kaufmann die angeblichen Messingknöpfe sieht. Er erkennt sofort: Das ist nicht Messing sondern Gold. Diese Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Die Dorfbewohner hält nichts mehr auf, sie stürzen zum Bach, um sich die Taschen mit dem Edelmetall vollzustopfen.

In etwa so hat der Historiker Karel Sklenar den Fund von Pomokly beschrieben. Und wie ging die Geschichte weiter? Man stand zehn Jahre vor der Aufhebung der Leibeigenschaft und die Bauern mussten ihren Fund an ihre Herren, die Fürsten von Fürstenberg abgeben. Und die dachten genauso wenig wie ihre Untertanen oder andere Finder an den historiografischen Wert der Münzen. Jarmila Haskova berichtet:

"Leider sind die Münzen nicht erhalten geblieben. Es war so viel Gold, dass die Fürstenberger Kaiserin Maria Theresia baten, ob sie nicht ihre eigenen Münzen davon prägen lassen könnten. Aus den keltischen Goldstücken wurden also Fürstenbergsche Dukaten, die mit dem Jahr 1772 herausgegeben wurden. Diese haben wir zwar hier im Nationalmuseum in unserer Sammlung, aber lieber hätten wir die keltischen Goldstücke."

Von einem Finderlohn konnten die Bauern nur träumen. Viel eher durften sie froh sein, wenn sie ohne Prügel davonkamen. Andere Zeiten, andere Sitten. Die heutige Entlohnung von Findern hält Jarmila Haskova für angemessen:

"Die Finder fürchten meist, dass sie keinen Lohn erhalten. Dabei ist die Entlohnung doch, bitte schön, nicht gering. Einige Kollegen versuchen zwar die Summe aus dem Wert des Metalls herzuleiten, doch eigentlich nimmt man dazu den historischen Wert der Münzen. Und da der Finder zehn Prozent des historischen Wertes bekommen sollte, ist es manchmal eine wirklich große Summe."

Genau das dürfte auch Emil Maly gewusst haben, der - wie eingangs geschildert - in der Nähe von Cheb 87 Silberheller aus dem Spätmittelalter entdeckt hat. Vom Staat bekam er nur 276 Kronen, also etwa zehn Euro, was der Wert des Silbers heute ist. Doch Maly, der Leiter des Klub hledacu historie (Klub der Geschichtssucher) ist, ließ sich so einfach nicht abspeisen. Er nahm sich einen Anwalt. Letztlich zeigte sich der Kreis Karlsbad großzügiger als der tschechische Staat. Emil Maly erhält nun vom Kreis ein Zehntel des historischen Wertes der Silberheller. Es sind über 14.000 Kronen, also etwa 500 Euro.