Schiff Ahoi: Hochseefrachter BT-4500 verlässt Werft in Děčín

Foto: ČTK

Obwohl Tschechien ein Binnenstaat ist, besitzt das Land eine kleine, aber traditionsreiche Schiffbauindustrie. Sie liegt an der Elbe. Vor allem Binnenschiffe werden dort gebaut. Am Mittwoch machte sich nun das bislang größte hierzulande gebaute Schiff auf den Weg nach Hamburg. Der Rumpf ist hochseetüchtig, in den Niederlanden werden noch die Aufbauten hinzugefügt.

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Die Sirene heult und die Stahltrossen kreischen, als der 90 Meter lange und fast 15 Meter breite Stahlkoloss langsam zu Wasser gelassen wird. Zwei Jahre haben die Arbeiter der Werft „Nova České loděnice“ für die Fertigung gebraucht, 900 Tonnen wiegt der Rumpf.

„Vier Leute reichen aus, das Schiff zu Wasser zu bringen – mithilfe eines alten Bergepanzers“, sagt der Arbeiter Rostislav Kubín nicht ohne Stolz.

Leider ist die Geschichte des größten in Tschechien gebauten Schiffes kein Grund zur Freude. Es ist vielmehr der bisherige Schlusspunkt einer traurigen Entwicklung. Ivan Troutnar ist geschäftsführender Direktor der Werft:

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„Das Schiff hat mit seinen Ausmaßen unsere Fertigungskapazitäten bis an die Grenzen ausgeschöpft. Aber es blieb uns nichts anderes übrig, als diesen Auftrag anzunehmen. Es ist derzeit unser letzter Neubauauftrag, wir bemühen uns um weitere, aber bisher kann ich noch nicht sagen, ob wir sie auch bekommen. Derzeit halten wir uns mit Reparaturen über Wasser.“

Die Werftindustrie in Europa steckt in einer Krise, ihre Auswirkungen bekommen auch die kleinen Schiffbauer an der Elbe zu spüren. Der Betrieb in Děčín beschäftigte zur Jahrtausendwende in seinen drei Werften noch über 100 Menschen, heute sind es nur noch drei Dutzend. Deswegen ist man in Nordböhmen eine strategische Partnerschaft mit dem niederländischen Schiffsbauer VeKa eingegangen. Von dort kam auch der Auftrag für das gerade vom Stapel gelassene Schiff, und in den Niederlanden wird das Schiff dann auch fertig gestellt, so Troutnar:

Ivan Troutnar  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
„Der Rumpf wird nun in acht Tagen nach Hamburg gebracht und von dort dann über das Meer zu unserer Schwesterwerft in den Niederlanden. Dort wird das Schiff dann komplettiert, denn bisher sind weder die Maschinenanlage, noch die Elektrik oder die Aufbauten montiert. Sie wurden hier nicht errichtet, weil das Schiff sonst nicht unter den Elbebrücken in Dresden hindurchpasst.“

Zwei Schlepper haben den Rumpf mit dem bisherigen Namen BT-4500 am Mittwoch an den Haken genommen und ihn abtransportiert. Zurück bleibt eine Traditionswerft, die durch den gelungen Bau auf neue Aufträge hofft. Der Schiffsbau in Děčin habe einen guten Ruf in der Welt, sagt Werftdirektor Troutnar. Und nun habe man gezeigt, dass hier auch der Bau von Hochseeschiffen möglich sei.