Schlechteste Getreideernte seit 40 Jahren

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Im langfristigen Preisverfall, in der schlechten Ernte, in der starken tschechischen Krone, die den Export kompliziert, sowie in der aktuellen Wetterlage - darin sehen die Bauern in Tschechien die Ursachen für die kritische Lage der Landwirtschaft. Ohne die Hilfe des Staates würde die tschechische Landwirtschaft noch vor dem EU-Beitritt des Landes einen Zusammenbruch erleiden, heißt es. Mehr hören Sie im folgenden Beitrag von Markéta Maurová.

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Der diesjährige Getreideertrag soll der schlechteste seit 40 Jahren sein. So die Warnungen der Bauern Böhmens und Mährens, die bereits mit der Ernte begonnen haben. Vor allem der langandauernde Winterfrost und die anschließende Frühlingsdürre sollen daran schuld sein. Die Verluste werden auf mehrere zig Milliarden Kronen geschätzt.

Vielen Bauern droht wegen des kritischen Produktionsverfalls die Entlassung. Darauf machte der Präsident der Landwirtschaftskammer der Tschechischen Republik, Vaclav Hlavacek, in dieser Woche aufmerksam. Z.B. im südmährischen Landkreis, der ein Fünftel der Landwirtschaftproduktion der Tschechischen Republik deckt, droht etwa einem Drittel der Bauern, dass sie ihre Arbeit bald verlieren. Der Getreideertrag ist nämlich um 30 bis 35 % niedriger und gleichzeitig sinken auch die Preise, für die die Bauern ihre Produkte verkaufen. Dies stellt der Vorsitzende der Landwirtschaftskammer im mährischen Vyskov, Frantisek Bures, fest:

"Der Hektarertrag sinkt von ungefähr 22 Tausend auf etwa 14-15 Tausend Tonnen. Dies ist eine wahre Katastrophe. Die meisten Landwirtschaftsbetriebe können dies ohne Entlassungen oder andere Folgen nicht überleben."

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Positiv bewertete der Präsident der tschechischen Landwirtschaftskammer, Vaclav Hlavacek, den Entschluss der Regierung, eine Summe von fast 3,5 Milliarden Kronen zur teilweisen Deckung der diesjährigen Ernteverluste freizumachen. Noch mehr würde ihm zufolge jedoch die Einführung von systematischen Maßnahmen helfen, vor allem die Festlegung minimaler Einkaufspreise:

"Die Agrarprodukte werden langfristig für solche Preise verkauft, die nicht einmal die entstandenen Kosten decken."

Die Bauern bestreiten, dass sie an der jetzigen kritischen Situation selbst Schuld tragen. Anders beurteilen die Lage einige Kommentatoren in der tschechischen Presse, wie etwa der in der Wirtschaftszeitung Hospodarske noviny. Die Landwirtschaftskammer träume wohl von der Rückkehr in die Zeit vor 1989, wenn sie die Bestimmung von Minimalpreisen für Getreide und weitere landwirtschaftliche Produkte vorschlage, schreibt das Blatt. Obwohl die diesjährige Ernte nicht gut sein werde, worin sich alle einig sind, werde sich dies in den Preisen nicht wesentlich widerspiegeln, weil es in den Speichern noch Getreide vom letzten Jahr sei. Die Forderungen der Bauern seien eine sozialistische Utopie, so Hospodarske noviny.