Schloss Ctěnice erhält eine neue Dauerausstellung
Historische Sehenswürdigkeiten findet man nicht nur im Stadtzentrum von Prag, wertvolle Baudenkmäler gibt es auch am Rand der tschechischen Hauptstadt. Zu ihnen gehört das Schlossareal von Ctěnice, das sich im Nordosten von Prag befindet. Vor einiger Zeit haben wir Sie in unserem Spaziergang durch Prag bereits durch das Schloss und die damalige Dauerausstellung geführt. Seit dem vergangenen Jahr hat Ctěnice jedoch einen neuen Verwalter: das Museum der Hauptstadt Prag. Und das hat große Pläne mit dem Schlossareal. Mehr dazu von der Kastellanin Hana Klabanová im folgenden Interview.
„Das Schloss hat eine noch längere Geschichte: Im 13. Jahrhundert stand hier bereits eine Festung. Diese wurde später im Stil der Renaissance und des Barock umgebaut. Das ganze Schlossareal, das der Stadt Prag gehört, wurde vor einigen Jahren renoviert. Seit Juli 2012 wird es vom Museum der Stadt verwaltet. Wir haben unter anderem vor, hier ein Kultur- und Informationszentrum nicht nur für die Prager oder die Bewohner aus der Umgebung, sondern auch für ausländische Besucher einzurichten.“
Für die Prager war Ctěnice einige Jahre lang vor allem durch das frühere Kutschenmuseum bekannt. Damals wurde das Schloss vom Prager Informationsdienst verwaltet. Wie sehen die Pläne des Stadtmuseums aus? Was wird man hier künftig besichtigen können?
„Das Museum hat viele Pläne mit dem Schlossareal. In den Museumssammlungen gibt es eine Menge von Exponaten, aber nur etwa ein Prozent davon ist auch ausgestellt. Das Hauptgebäude des Museums in Prag-Florenc ist verhältnismäßig klein. Darum hat man sich bemüht, neue Räumlichkeiten für Dauerausstellungen zu finden, so auch Schloss Ctěnice. Wir haben uns entschieden, eine Dauerausstellung über das traditionelle Handwerk zusammenzustellen. Die Vorbereitungsarbeiten laufen derzeit auf Hochtouren, im Mai möchten wir diese Dauerausstellung eröffnen. Seit Sommer vergangenen Jahres bieten wir hier bereits ein reichhaltiges Programm an. Im Schlossgebäude ist eine Ausstellung aus dem Werk von Šárka Váchová zu sehen. Sie hat Puppen für einige Trickfilme und Kostüme für mehrere Spielfilme geschaffen und sie hat mit vielen Theatern zusammengearbeitet. Im Rahmen der Ausstellung haben wir eine Werkstatt für Kinder eingerichtet, in der die kleinen Besucher gemeinsam mit einer Lektorin malen oder Puppen basteln können. Eine weitere Ausstellung haben wir im Gebäude des Speichers eröffnet. Dort werden Werke des tschechischen Malers, Graphikers und Illustrators Stanislav Holý gezeigt. Die Ausstellung wurde gemeinsam mit Holýs Frau und seinem Sohn Matěj zusammengestellt. Für viele Tschechen ist Holý vor allem der Künstler, der die einst beliebte Kindersendung ´Studio Kamarád´ des Tschechischen Fernsehens gestaltet hat. Es freut uns, dass die Besucherzahlen hoch sind. Wir werden uns bemühen, auch weitere Ausstellungen zusammenzustellen, die für Familien mit Kindern attraktiv sind.“
Die Dauerausstellung über das traditionelle Handwerk wird in einem Teil des Schlosses installiert. Wie werden die anderen Räumlichkeiten und Gebäude genutzt?„Unsere Handwerksausstellung wird sich in der ersten Etage befinden. Zudem stehen uns vier Räume im Erdgeschoss des Schlosses zur Verfügung. Diese Säle haben wir beispielsweise in der Adventszeit genutzt. Wir haben dort eine Bastelecke für Kinder eingerichtet, die dort Weihnachtsschmuck schaffen konnten. Wir rechnen damit, diese Räume für gelegentliche Veranstaltungen zu nutzen. Im Speicher werden Begleitausstellungen zu sehen sein. Für die zweite Hälfte des Jahres planen wir eine romantische Märchenausstellung, mehr will dazu aber noch nicht verraten. Es soll eine Überraschung sein.“
Die Faschingszeit nähert sich. Werden Sie dieses Thema hier auch aufgreifen?„Ich habe zuvor erwähnt, dass wir uns auf das Handwerk sowie auf Volksbräuche konzentrieren möchten. Fasching, Ostern, Erntedank und der Advent gehören dazu. Schon in der nächsten Woche fangen wir mit dem Fasching an: Ein Folkloreensemble aus dem südböhmischen Dorf Doudleby wird hier auftreten. In Doudleby ist ein alter Faschingsbrauch - das genannte ´koleda´ - erhalten geblieben. Zwölf nicht verheiratete Männer ziehen dabei mit Musik und Gesang durch das Dorf, sie treten vor jedem der Häuser auf und reden mit den Leuten. Das Ensemble Doudleban wird uns den Brauch vorführen und mehr darüber erzählen.“