Schlussverkauf in Hypermärkten - Rabatte von bis zu 95 Prozent rufen die Gewerbeaufsicht auf den Plan
In Tschechien begann in dieser Woche der Schlussverkauf - diesmal besonders stürmisch. Zweifelhafte Rabattaktionen enttäuschten viele Kunden. Jetzt soll die Gewerbeaufsicht für Ordnung sorgen. Mehr dazu von Thomas Kirschner.
Mit Versprechen auf extreme Preisnachlässe starteten die tschechischen Hypermarktketten am Montag dieser Woche in den nachweihnachtlichen Abverkauf. Es kam zu chaotischen Situationen, in der Umgebung vieler Hypermärkte brach der Verkehr zusammen und zahlreiche ältere Menschen erlitten im Gedränge Kreislaufzusammenbrüche. Wie nach jedem Rausch folgt die Ernüchterung auf dem Fuße. Die vermeintlichen Sensationsangebote waren nicht vorhanden oder entpuppten sich bei näherer Betrachtung als gar nicht so billig. Handelsminister Milan Urban schickt nun Inspektoren der Gewerbeaufsicht zu Kontrollen. Im Zentrum der Kritik steht vor allem die Hypermarktkette Carrefour, die mit Rabatten von bis zu 95 Prozent teils den Anschein erweckte, ihre Waren geradezu herschenken zu wollen. Damit überschritt die Kette deutlich die in anderen Ländern üblichen Standards für Rabattaktionen. Auch der Ökonom Petr Zahradnik von der Bank Ceska sporitelna stellt den Sinn solcher Angebote in Frage:"Bei 95-prozentigen Preisnachlässen muss man sich überhaupt die Frage stellen, ob es sich hier nicht nur um eine Marketingstrategie der Unternehmen handelt. Ich denke, es geht dabei vor allem darum, zuverlässig möglichst viele Käufer anzulocken, damit sie gerade ins eigene Geschäft und keinesfalls zur Konkurrenz gehen." Wer sich Hoffnung auf ein Schnäppchen gemacht hatte, wurde so oftmals enttäuscht: Viele reduzierte Artikel waren schon am ersten Verkaufstag nicht mehr zu erhalten, bei anderen war der Preis vor der Reduzierung nochmals kräftig angehoben worden. Auch stimmte die Werbung nicht immer mit den realen Preisen überein - Probeeinkäufe bei Carrefour waren bis zu 36 Prozent teurer als in der Werbung angegeben. Genug Arbeit also für die Inspektoren der Gewerbeaufsicht, die nun auf Geheiß von Handelsminister Urban die Hypermärkte kontrollieren. Der Inspektionsleiter im Bezirk Plzen / Pilsen, Karel Havlik, beschreibt die Kontrollen:"Was wir beim letzten Mal gemacht haben, das tun wir auch jetzt wieder: Wir vergleichen die Preise aus der Werbung Artikel für Artikel mit den realen Preisen, rechnen nach, ob die Angaben der Geschäfte der Wahrheit entsprechen, und prüfen, ob die Produkte bei Bekanntmachung des Sonderangebotes überhaupt auf Lager sind. Dann kontrollieren wir noch, ob der Einkauf nicht überteuert war, und das ist erstmal alles."
Nicht ganz, denn das Handelsministerium hat bereits angekündigt, in den nächsten Monaten eine Novelle des Verbraucherschutzgesetzes vorlegen zu wollen.