Schon 100 Jahre steuern tschechische Leichtathleten Weltrekorde bei

An diesem Samstag jährt sich zum 100. Male der Tag, an dem der erste tschechische Leichtathlet einen Weltrekord aufstellte. Am 16. Juni 1901 war es der legendäre Diskuswerfer Frantisek Janda-Suk, der sein Wurfgerät auf die Weite von 39,42 Meter schleuderte und damit die weltbeste Leistung seiner Zeit in dieser Disziplin erzielte. Janda-Suk war es auch, der als erster Athlet der Neuzeit die heute noch angewandte Drehtechnik in seiner Disziplin kreierte und er war ebenso der erste tschechische Sportler, der bei einer Olympiade eine Medaille gewann. Damit leitete er die Ära großer tschechischer Leichtathleten ein, über die Sie im weiteren Lothar Martin informiert.

Es gibt Jubiläen, die mit Pomp und großem Tamtam begangen werden, aber auch andere, die nur stillschweigend zu Kenntnis genommen werden oder fast ganz in Vergessenheit geraten sind. Zu letzteren gehört die bereits erwähnte erste Weltrekordleistung eines tschechischen Leichtathleten vor genau 100 Jahren. Frantisek Janda-Suk war deshalb in Vergessenheit geraten, weil es die kommunistische Politik der 50er Jahre, wo Janda-Suk verstarb, ablehnte, einen Sportler der sog. "bourgeoisen Ära" zu würdigen, während sich die Epoche nach der politischen Wende 1989 bisher weitaus anderen Dingen zuwandte, als sich eines schon "verstaubten Titanen" anzunehmen. Darum werden wir uns mit dem Leben und den Verdiensten von Frantisek Janda-Suk gesondert befassen, und zwar - wenn Sie es sich schon vormerken wollen - in unserem nächsten Sportreport am kommenden Freitag bzw. Samstag, dem 23. Juni.

Janda-Suk fand jedoch in den zurückliegenden 100 Jahren viele Nachfolger unter seinen Landsleuten in einer Reihe von leichtathletischen Disziplinen. Die lange Liste der tschechischen Weltrekordler reicht über Zátopek, Jungwirth, Douda, Danek, Dolezal bis hin zu den Athleten der heutigen Zeit wie Zelezný, Dvorák und Sebrle. Aber auch mehrere Frauen haben Glanz und Gloria der tschechischen Leichtathletik-Geschichte mitgeschrieben. Genannt seien nur die Namen: Mejzlíková, Glesková, Sychrová, Fibingerová, Olmerová, Bártová und nicht zuletzt die phänomenale Jarmila Kratochvílová.

Wenn der Name der ehemaligen Mittelstrecklerin Jarmila Kratochvílová noch besonders hervorgehoben werden muss, dann deshalb, weil zwei ihrer schon vor knapp 20 Jahren gelaufenen Weltrekorde immer noch Bestand haben! Es sind dies der Weltrekord über 800 Meter, als sie im Juli 1983 bei einem Meeting in München die zwei Stadionrunden in der Zeit von 1:53,28 min durchlief - eine Zeit, die seit jeher nie wieder erreicht wurde. Gleiches gilt für ihren Hallen-Weltrekord über 400 m, den sie im März 1982 in Mailand aufstellte und der noch heute bei 49,59 s steht.

Neben den zwei Bestleistungen der heutigen Trainerin aus Caslav werden heute auch noch drei weitere Leichtathletik-Weltrekorde von tschechischen Aktiven gehalten. Es sind dies der Speerwurf-Weltrekord der Männer des dreifachen Olympiasiegers Jan Zelezný, der sein Wurfgerät im Mai 1996 in Jena auf 98,48 Meter hinauskatapultierte ebenso wie der jüngst von Roman Sebrle in Götzis aufgestellte phantastische Weltrekord im Zehnkampf, der seit dem 27. Mai d.J. bei 9026 Punkten steht. Sebrle war damit der erste Athlet, der die Traumgrenze von 9000 Punkten überwand. Last but not least erzielte Helena Fibingerová 1977 mit 22,50 Metern im Kugelstoßen der Frauen die noch bis dato gültige Weltbestweite in der Halle.