Schuberts „Winterreise“ im alten Filmatelieur
Der Liederzyklus „Winterreise“ von Franz Schubert ist einer der Höhepunkte dieser musikalischen Gattung. Die 24 Lieder für eine Singstimme und Klavier zu den Texten von Wilhelm Müller wurden bereits von nahezu allen bedeutenden Sängern interpretiert. In Prag erlebt nun eine ungewöhnliche Bearbeitung des Zyklus ihre Premiere am Mittwoch: Die Winterreise wird als eine phantasievolle Theatervorstellung aufgeführt.
„Ich gehe mit der Winterreise ein bisschen lockerer um. Ich habe die Geschichte des Wanderers mit ihrem Prolog und Epilog geschaffen. Sie beginnt mit der Trennung der Geliebten – also des Wanderers und seines Mädchens.“
Danach begibt sich der Wanderer auf eine Reise durch seine Seelenlandschaft, auf der er sich mit dem Verslust seiner Geliebten abfinden muss.„Man darf die Intimität nicht zerstören, die mich bei Schubert anzieht. Auch in diesem großen Filmatelier wollte ich die Atmosphäre eines Raumes hervorrufen, der sich nicht ändert. Der Mann wandert zwar in seinem Gemüt, bleibt aber im Prinzip immer an einem Ort. Er kehrt immer wieder an diesen Ort zurück, er will nicht wegrennen, er wird von ihm immer wieder angezogen.“
Der Regisseur Jiří Heřman hat die Rolle des Wanderers unter vier jungen Männern aufgeteilt: den Opernsängern Jiří Hájek, Jiří Brückler, Matěj Chadima und dem Pianist Ivo Kahánek. Die Figur des weiblichen Engels und Verführers spielt die junge tschechische Sopranistin Kateřina Kněžíková. Der Regisseur:„Für mich ist es interessant darzustellen, wie man in einem Augenblick handelt und gleichzeitig darüber nachdenkt, was man gerade sagt und tut. In diesen Situationen hilft eine Aufteilung der Rolle unter mehreren Personen, um zu zeigen, was sich innerhalb der Figur abspielt.“
Neben den musikalischen Leistungen erwartet den Zuschauer auch eine Reihe von schauspielerischen Überraschungen. So wird zum Beispiel Fahrrad gefahren, geklettert und auf Geige oder Klarinette gespielt. Die „Winterreise“ wird im Rahmen des Festivals Struny podzimu vom Mittwoch bis Freitag dieser Woche aufgeführt.