Schweinegrippe hat neues Opfer gefordert
Die Schweinegrippe macht nach wie vor auch in Tschechien Schlagzeilen. Die Zahl der Erkrankten steigt rasant. Offiziell sollen es bisher 777 H1N1-Infizierte in Tschechien sein. Am Mittwoch ist das achte Todesopfer, eine 48jährige Frau, aus dem Krankenhaus im nordmährischen Havířov gemeldet worden. Über den Verlauf der Schweinegrippe in Tschechien haben am Donnerstag Experten informiert.
Das H1N1-Virus habe bereits Oberhand über das „normale“, also saisonale Grippenvirus in Tschechien gewonnen. So der Befund von Experten, der am Donnerstag präsentiert wurde. Seit Montag wird in Tschechien gegen die Schweinegrippe geimpft. Mit einem Ansturm auf den schützenden Pieks ist aber vorerst nicht zu rechnen, denn der Impfstoff Pandemrix wird nur an ausgewählte Bevölkerungsgruppen verabreicht. Außer chronisch Kranken sind das zum Beispiel auch Personen, die für das Funktionieren des Staates wichtig sind. Dazu gehört auch medizinisches Krankenhauspersonal. Einige Mediziner lehnen aber die Impfung ab. Ein Teil der tschechischen Bevölkerung vermutet hinter dem Thema Schweinegrippe und der befürchteten weltweiten Pandemie eher die Interessen der Pharmaindustrie. Der Vorsitzende der Tschechischen Gesellschaft für Impfungen, Roman Prymula, teilt diese Meinung nicht:
„Gegenwärtig kann man noch nicht von einer weltweiten Pandemie sprechen, aber es existieren Brennpunkte, in denen die Zahl der Schweinegrippefälle höher ist als die der saisonalen Grippe. Besonders viele Todesfälle wurden bisher bekanntlich in Mexiko, den USA und der Ukraine verzeichnet. In diesen Brennpunkten der Schweinegrippeerkrankungen kommt es offenbar zu bestimmten Mutationen des H1N1-Virus. Und diese könnten tatsächlich zu einem komplizierteren Krankheitsverlauf führen.“
Am Donnerstag wurde mitgeteilt, dass ab Mitte Dezember auch Kinder zwischen 10 und 17 Jahren gegen die Schweinegrippe geimpft werden. Das Gesundheitsministerium ist damit einverstanden. Es geht davon aus, dass von der bestellten Million Impfdosen für Erwachsene 50.000 bis 100.000 an Kinder mit einem hohen Gesundheitsrisiko verabreicht werden könnten. Gesundheitsministerin Dana Jurásková erläuterte:
„Weil wir ursprünglich eine Doppeldosis-Impfstrategie anwenden wollten, sind jetzt in der Risikogruppe der chronisch kranken Personen sozusagen Impfdosen übrig geblieben. Diejenigen, die wir impfen wollten, werden geimpft, zusätzlich werden aber in das Impfprogramm auch Kinder einbezogen.“
Der Chefepidemiologe der Tschechischen Republik, Michael Vít, ergänzt, um welche Kinder es sich handeln soll:
„Wir sind der Meinung, dass sich die Impfungsindikationen für Kinder im Prinzip nicht von denen unterscheiden sollten, die für die Impfung der ausgewählten Gruppe der Erwachsenen gelten. Das heißt Indikationen wie zum Beispiel Kreislauf- und Atemwegserkrankungen.“Über diese Änderung der gültigen Impfungsstrategie müssen aber noch der Sicherheitsrat des Staates und die Regierung definitiv entscheiden. Das erwartet Vít spätestens in zwei Wochen.