Seelsorge für Soldaten: Nato-Militärkapläne treffen sich in Prag
Soldaten sind im Extremfall gezwungen zu töten. Das bedeutet eine schwere seelische Belastung. Deswegen gehört der Psychologe genauso zur Armee wie der Kaplan. In dieser Woche haben sich die Militärkapläne der Nato zu einer Tagung in Prag getroffen. Seit Anfang der 90er Jahre kommen die Nato-Kapläne regelmäßig zusammen, in Prag wurden erneut vor allem Fragen der Ethik erörtert. Gerade in der Armee des recht atheistischen Gastlandes haben dabei die Kapläne eine etwas andere Stellung als in vielen weiteren Ländern.
„Das Treffen hat eine sehr große Bedeutung, weil die Seelsorge erst nach der politischen Wende vor 20 Jahren wieder in die tschechische Armee zurückgekehrt ist. Es ist eine einzigartige Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen. Letztlich gilt das nicht nur für die tschechische Armee, sondern für alle, weil Prag als Kreuzung des Barock, der protestantischen Traditionen und großer jüdischer Traditionen ein hervorragender Ort dafür ist, dass sich die Kapläne in Ruhe zusammensetzen.“
Unter den Kaplänen in der Nato dienen im Übrigen längst nicht nur Christen, sondern beispielsweise auch Imame wie seit kurzem in der niederländischen Armee, Rabbiner wie in der ungarischen Armeen oder auch Buddhisten.
Der erste Kaplan in der tschechischen Armee wurde 1996 ins Truppenkontingent nach Bosnien entsandt. Er wie seine Nachfolger haben indes eine etwas andere Position als die Kollegen in vielen weiteren Ländern der Allianz: Tschechien ist schließlich ein fast zur Hälfte atheistisches Land. Oberster tschechischer Militärkaplan ist Jan Kozler:
„Das heißt vor allem, dass die tschechischen Militärkapläne nicht nur den Gläubigen dienen, sondern für alle da sind. Falls in der Beziehung zwischen dem Kaplan und dem Soldaten eine religiöse Dimension entsteht, dann geschieht das immer nur auf Bitte des Soldaten und nicht, weil der Kaplan das etwa vorgeschlagen hat.“Aufgabe des Kaplans sei es, den Fragen der Ethik während des Militärdienstes überhaupt einen Raum zu geben, ergänzt Kozler. Genau das ist nötig, da Soldaten schließlich mit Ausnahmesituationen konfrontiert sind - so zum Beispiel jene rund 550 tschechischen Armeeangehörigen, die derzeit in Afghanistan stationiert sind. Welche Probleme beschäftigen also die Soldaten?
„Es sind Dinge, die sich sicher jeder vorstellen kann. Die Soldaten sind mehrere Tausend Kilometer von der Heimat entfernt, ohne Möglichkeit im Falle des Bedarfs dorthin zurückzukehren. Sie befinden sich in einem lebensgefährlichen Umfeld, und sie denken darüber nach, was ihr Militärdienst für den Ort bedeutet, an dem sie sind“, so Militärkaplan Kozler.An ihren Einsatzorten können die Soldaten gezwungen sein zu töten. Doch wie verhält es sich eigentlich für Christen mit dieser Aufgabe? Der Prager Erzbischof Dominik Duka:
„Man muss sich vergegenwärtigen, dass die zehn Gebote, bei denen es in Hebräisch heißt ´Du sollst nicht töten´, eine bestimmte hebräisch-christliche Tradition respektieren. Und die lautet, dass es Momente gibt, in denen man seine Nächsten gegen einen Angreifer verteidigen muss. Dabei kann es auch ums Leben gehen.“