Seltenes Schauspiel: Tschechischer Frachter wird in Dresden von Sandbank gelöst
Der Klimagipfel jüngst in Paris dürfte auch dem letzten Zweifler die Augen geöffnet haben: Die Erderwärmung schreitet voran, mit all ihren Folgen. Eine davon ist sicher der wärmste Dezember seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, den wir gerade erleben. Eine andere ist der fortdauernde Wassermangel in den Flüssen und Bächen, auch und gerade in Mitteleuropa. Daher konnten am Montag in Dresden auch etliche Sachsen ein ganz seltenes Schauspiel erleben: Ein tschechisches Frachtschiff lag in der seichten Elbe fest – mit einer spektakulären Bergungsaktion wurde es dann aus der misslichen Lage befreit.
Keiner der tschechischen und deutschen Wasserwirtschaftler konnte jedoch zu dem Zeitpunkt sagen, wie lange die in Ústí ausgelöste Welle braucht, um im rund 60 Kilometer entfernten Dresden den Pegelstand der Elbe etwas anzuheben. Bevor der Kahn aus Tschechien aber nicht flottgemacht werden könne, bewege sich gar nichts auf dem Fluss diesseits und jenseits der Marienbrücke, bemerkte Ralf Korte vom Wasser- und Schifffahrtsamt in Dresden am Montagvormittag:
„Es darf hier zurzeit kein Schiff vorbeifahren, bis die Havarie behoben ist.“Spätestens gegen Mittag aber hatte sich das Malheur des Frachtschiffes in der Elbestadt herumgesprochen und die Zahl der Schaulustigen nahm ständig zu. Ein Dresdner sagte vor tschechischen Journalisten:
„Es ist schon interessant zu sehen, ob es klappt.“
Bis es soweit war, verstrichen noch ein paar Stunden. Am späten Nachmittag aber, als das Tageslicht schon zu verschwinden drohte, gab es die entscheidende Hilfe. Aus Tschechien waren ein Schubschiff und ein Schlepper eingetroffen, um den Frachter mit vereinten Kräften vom Grund loszulösen. Das klappt zunächst nicht, doch nach rund zehn Minuten können die Schiffer aufatmen und die Zaungäste gratulieren.
Erleichtert ist auch der Generaldirektor der Tschechoslowakischen Elbeschifffahrtsgesellschaft (ČSPL), Milan Raba:„Das Schiff ist tatsächlich auf eine Sandbank gelaufen. Darum wurde es auch nicht beschädigt.“
Das in Dresden gestrandete tschechische Frachtschiff hatte danach wieder ausreichend Wasser unterm Kiel und konnte seine Fahrt in die Heimat fortsetzen. Es hatte eine Ladung von 1100 Tonnen Soja-Schrot an Bord und war seit Mai eines der ersten tschechischen Schiffe, das nach der großen Dürre im Sommer und Herbst wieder von Hamburg elbaufwärts unterwegs war. Für die tschechischen Reeder war 2015 also alles andere als ein gutes Jahr.