Senat stimmt gegen Bau von Elbe-Staustufen
Im Zusammenhang mit dem geplanten Bau der nordböhmischen Elbestaustufen gibt es eine neue Entwicklung, und gleichzeitig eine - zumindest vorläufige - Kehrtwende: Der Senat, die obere Kammer des tschechischen Parlaments, hat am Donnerstag ein Binnenschifffahrts-Gesetz an das Abgeordnetenhaus zurückverwiesen, das eine Ausnahmeregelung für den Elbe-Abschnitt im Bezirk Decin / Tetschen enthält. Um das Flussbett tiefer legen und die geplanten Staustufen bauen zu können, hatte man das Vorhaben kurzerhand zum "öffentlichen Interesse" erklärt, der Senat sagt dazu nun nein. Gerald Schubert berichtet:
"Ich kann nicht zufrieden sein, wenn aus unseren Flussläufen sozusagen Kanäle für Oberflächenwasser werden, wenn man die Ufer begradigt und der Charakter unserer Flüsse sich letztlich völlig ändert. Wenn wir das wollen, dann müssen wir dazu schon einen triftigen Grund haben. Und einen solchen triftigen Grund habe ich nicht gesehen."
Besonders pikant ist die Diskussion innerhalb der christdemokratischen Partei KDU-CSL. Denn sie hat gleich zwei Minister im Kabinett, die in die Angelegenheit involviert sind, und zwar aus verschiedenen Perspektiven: Verkehrsminister Milan Simonovsky ist für den Bau der Staustufen, um die Elbe in diesem Bereich das ganze Jahr über schiffbar zu machen, Umweltminister Libor Ambrozek ist dagegen. Der Vizevorsitzende des Senats, Premysl Sobotka von der Demokratischen Bürgerpartei ODS, der die Staustufen wiederum befürwortet, hofft, dass sich Simonovsky letztlich gegenüber seinem Partei- und Regierungskollegen Ambrozek durchsetzen kann, zeigt sich jedoch besorgt darüber, dass der Umweltminister den Umweltschützern hörig sein könnte:
"Ich habe die Befürchtung, dass verschiedene Naturschutzvereine, die gar nicht die Ökologie hochhalten, sondern ihre Grenzen ständig überschreiten und überall mitreden wollen, mehr Einfluss auf den Minister haben, als es zum gegebenen Zeitpunkt nötig ist."
Letztlich handelt es sich bei der Diskussion natürlich nicht nur um eine innertschechische Angelegenheit. Kurz vor der deutschen Grenze gelegen hätten die Staustufen auch ihre Auswirkungen auf die Wasserwirtschaft des Nachbarlandes. Und EU-Umweltkommissarin Margot Wallström droht Prag mit Sanktionen, sollten die Staustufen gebaut werden.