Serie von "Eseleien" bringt Prager Traditionsclub dem Abgrund nahe
"Große Reiche zerstören sich immer von innen." Dieses Zitat durfte Filmdiva Sophia Loren am Ende des einstigen Kino-Kassenschlagers "Der Untergang des Römischen Reiches" von sich geben - ein Zitat, das sich mir immer wieder aufdrängt, wenn ich über Fehltritte in der Politik führender Länder, mächtiger Konzerne oder gewichtiger Institutionen nachdenken muss.
"Große Reiche zerstören sich immer von innen." Dieses Zitat durfte Filmdiva Sophia Loren am Ende des einstigen Kino-Kassenschlagers "Der Untergang des Römischen Reiches" von sich geben - ein Zitat, das sich mir immer wieder aufdrängt, wenn ich über Fehltritte in der Politik führender Länder, mächtiger Konzerne oder gewichtiger Institutionen nachdenken muss. Aber weshalb in die Ferne schweifen, wenn einem als bekennendem Fußballanhänger in Prag "das organisierte Elend" quasi Tag für Tag über die Straße läuft. Denn was einem derzeit vom beliebtesten Fußballclub des Landes, dem tschechischen Rekordmeister Sparta Prag, an abstrusen und chaotischen Neuigkeiten geboten wird, ist schon lange keine unterhaltende Seifenoper mehr, sondern kommt schon dem Tatbestand der Selbstzerfleischung gleich. Einige Kostproben gefällig? Na dann, Vorhang auf! Im Dezember vergangenen Jahres initiierte Clubboss Daniel Kretinsky die bisher wohl spektakulärste Trainerentlassung der hiesigen Vereinsgeschichte: Der von den Fans wegen seiner blau-gelben-roten Club-Vergangenheit, seiner Spontaneität und seiner - wenn auch überzogenen - Kameradschaft geliebte Trainer Frantisek Straka wurde geschasst, obwohl er mit der Mannschaft als Tabellenführer und mit neun Punkten Vorsprung (!) hätte überwintern dürfen. Der Grund: Die unbefriedigenden Ergebnisse in der Champions League, in der die Prager mit nur einem gewonnenen Punkt ihre bis dahin schlechteste Bilanz verzeichneten. Aber - und das sollte man nicht verschweigen - mit einem Kader, der nur punktuell internationalen Anforderungen entsprach. Doch mit Jaroslav Hrebik, dem noch titellosen "Wunderknaben", der den Fußball theoretisch wie kein Zweiter versteht, sollte alles (noch) besser werden. Die Realität sah dann jedoch so aus: Hrebik konnte zwar mit Sparta den Titel gewinnen, im Gegensatz zu seinem Vorgänger Straka, der sich nur eine Niederlage leistete, ging Hrebik allerdings fünfmal als Verlierer vom Platz. Und die dabei von seinem Team gezeigten Leistungen konnten die Fans nicht erwärmen. Der von ihnen nicht geliebte Coach hielt sich daher von der Meisterfeier weitestgehend fern. Aber: Neue Saison, neue Spieler, neues Glück - jetzt endlich sollte die erste Ernte für das "perspektivische Konzept", das Kretinsky in der Person von Hrebik zu personifizieren suchte, eingefahren werden. Statt vor einem "goldenen Oktober" steht Sparta aber nun vor dem Scherbenhaufen seiner verfehlten Personalpolitik, die einzig auf die (zu) lange zur Schau gestellte unzertrennliche Bande zwischen Kretinsky und Hrebik kapriziert wurde. Trotz immer schwächerer Leistungen, einer sich ohne Mumm und Biss präsentierenden Mannschaft, bei der man die Handschrift des Trainers nicht einmal mit der Lupe entdecken konnte, wurde lieber eine Ikone wie Karel Poborsky aus dem Kader geworfen, anstatt das Übel bei der Wurzel zu packen: das fehlende Verständnis und Miteinander zwischen Trainer und Spielern über Taktik, Spielkultur und Trainingsmethoden. Mit der Blamage von Bern, wo man dem Schweizer Champions-League-Neuling FC Thun den 1:0-Sieg förmlich hinterher warf, weil man minutenlang ohne Stürmer und somit quasi nur auf 0:0 spielte, wurde die Spitze des dunklen Eisbergs wohl endgültig erreicht. Aber wenn es dem Esel zu gut geht, dann geht er bekanntlich aufs Eis...