Sieben Raben, zwei Konzerte und ein einzigartiges Festival

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Ein festliches Konzert mit dem virtuosen Pianisten Michal Mašek und der Märchenfilm ‚Die sieben Raben‘ – das sind die weihnachtlichen Programmpunkte im Tschechischen Zentrum Wien. Außerdem präsentiert sich ein außergewöhnliches tschechisches Filmfestival. Bei „Mental Power“ stehen Menschen mit Behinderungen vor der Kamera. Mehr dazu nun von Martin Krafl, dem Leiter des Tschechischen Zentrums Wien.

‚Mental Power Festival`  (Foto: Offizielle Facebook-Seite des Festivals)
Herr Krafl, Tschechien ist ein Filmland, das sieht man an auch den unterschiedlichsten Festivals, die hier Jahr für Jahr stattfinden. Nun werden Sie in Wien ein ganz besonderes Festival vorstellen, nämlich das ‚Mental Power Festival`. Was hat es damit auf sich?

„Es ist ein internationales Festival, bei dem sich Menschen mit Behinderung schauspielerisch verwirklichen können. Mit der Kunst wird dabei eine Möglichkeit der Integration aufgezeigt. In den Filmen auf dem Festival, das übrigens weltweit einzigartig ist, spielen ausschließlich Laienschauspieler mit mentalen und Mehrfachbehinderungen. Die Entstehung der Filme mit einer Länge von maximal 30 Minuten erfüllt häufig therapeutische Funktionen. Grundgedanke ist die Schaffung von Bedingungen für eine künstlerische Selbstverwirklichung.“

Foto: Offizielle Facebook-Seite des Mental Power Festivals
In welchem Rahmen werden Sie dieses Festival in Wien präsentieren?

„Am 9. Dezember gibt es im Tschechischen Zentrum ein Abend statt, der dem Festival ‚Mental Power Prague‘ gewidmet ist. Dabei wird ein 30-minütiger Film gezeigt, und danach gibt es Raum für Erfahrungsaustausch. Die Festivaldirektoren werden über die Entstehung, Geschichte und Höhepunkte des Festivals und die Etablierung in der tschechischen Filmszene sprechen. Und am nächsten Tag, am 10. Dezember um 17 Uhr, findet im Top Kino ein Workshop mit den Festivaldirektoren von Mental Power statt. Da werden die beiden Herren den Kollegen von europäischen Festivals von ihren Erfahrungen berichten.“

Martin Krafl  (Foto: Archiv der Tschechischen Zentren)
Das Ganze ist eine Kooperation mit einer Wiener Veranstaltung namens „This human world“.

„Das ist ein Filmfestival, das heuer zum achten Mal in Wien läuft. Dieses Festival widmet sich Filmen mit der Thematik Menschenrechte und beschäftigt sich außerdem auch mit dem Thema Menschen mit Behinderungen.“

Jetzt kommen wir zum Märchenfilm – ein sehr wichtiges Genre für das tschechische Kino. Was haben Sie dazu vorbereitet?

Märchenfilm ‚Sedmero krkavců‘  (Foto: YouTube Kanal Bohemia Motion Pictures)
„Wir zeigen im Advent den Märchenfilm ‚Sedmero krkavců‘ – Die Sieben Raben. Der Film basiert auf Božena Němcovás gleichnamigem Text und handelt von der Macht der wahren Liebe. Beschrieben wird darin der lange beschwerliche Weg der Heldin Bohdanka bis zur Rettung ihrer Brüder. Die Regisseurin Alice Nellis mag im deutschsprachigen Raum nicht der bekannteste Name sein. Sie zählt aber zu den führenden Akteurinnen im tschechischen Filmgeschäft. Mit ihren Werken wie ‚Mamas und Papas‘ oder zuletzt ‚Revival‘ hat sie schon wichtige Auszeichnungen gewonnen, zum Beispiel den Publikumspreis auf dem Festival von Karlovy Vary. Alice Nellis ist auch Preisträgerin des Tschechischen Löwen für den besten tschechischen Film 2007 mit dem Titel ‚Tajnosti‘.

Martha Issová im Märchenfilm ‚Sedmero krkavců‘  (Foto: YouTube Kanal Bohemia Motion Pictures)
Worum geht es bei den sieben Raben?

„Die Hauptfigur ist Bohdanka, dargestellt von Martha Issová. Bohdanka erfährt an der Schwelle zum Erwachsenwerden ein trauriges Familiengeheimnis: Ihre sieben Brüder wurden in Raben verwandelt und sollen nun von ihr erlöst werden. Wie der Zauber zu brechen ist, verrät ihr eine Hexe. Sie erhält dann die Aufgabe sieben Hemden aus Garn herzustellen, das zuvor aus Brennesseln gewonnen werden muss. Außerdem darf sie dabei kein einziges Wort sprechen. Eine sehr spannende Geschichte.“

Ist es ausschließlich ein Kinderfilm?

„Nein, ich bin überzeugt davon, dass sich auch die Eltern amüsieren werden. Wir bereiten den Abend gemeinsam mit dem Kulturclub der Tschechen und Slowaken in Österreich und der tschechischen Botschaft in Wien vor.“

Termin dafür ist der 14. Dezember im Kinosaal der Tschechischen Botschaft. Wir kommen zur Musik. Sie holen eine Künstlerin nach Wien, die schon über die Grenzen Tschechiens hinaus bekannt ist: Iva Bittová. Wie würden sie ihren Stil beschreiben?

„Das Repertoire dieser begnadeten Sängerin und Violinistin ist sehr breit – und genauso wird es auch in Wien sein. Das reicht von Folklore über Rock und Jazz bis hin zu Klassik. Das Konzert findet am 16. Dezember um 21 Uhr statt – und zwar im legendären Club Nachtasyl.“

Michal Mašek  (Foto: YouTube)
Kurz vor Weihnachten, am 18. Dezember, veranstalten Sie ein Weihnachtskonzert. Wer ist dann zu Gast?

„Diesmal haben wir den Steinway-Artist Michal Mašek nach Wien eingeladen. Er wird im Alten Rathaus im Barocksaal auftreten. Das Konzert ist dem 125. Geburtstag von Bohuslav Martinů gewidmet. Sein Bewunderer Michal Mašek nahm als erster Tscheche im Alter von 16 Jahren die Goldberg-Variationen auf, die zu den anspruchsvollsten Klavierwerken zählen. Unmittelbar darauf folgte eine zweite CD mit Bachs Klavierkonzert in d-Moll, gespielt mit der Prager Kammerphilharmonie unter der Leitung von Jiří Bělohlávek. Für diese CD erhielt der Pianist den Preis ‚Classic 98‘ in der Kategorie Talent des Jahres. Michal Mašek gehört zu den wenigen tschechischen Musikern, die mit dem Label Emi oder Warner Classics zusammenarbeiten.“

Was wird er in Wien zum Besten geben?

„In Wien interpretiert er neben Werken von Bohuslav Martinů auch Antonín Dvořák, Bedřich Smetana, Johannes Brahms, Ludwig van Beethoven und Claude Debussy.“


Die Veranstaltungen finden sich auch unter:

http://wien.czechcentres.cz

Informationen zu den Filmfestivals:

www.mentalpower.cz

www.thishumanworld.com

Autor: Annette Kraus
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