Silvester in Prag: 150.000 Ausländer feiern an der Moldau ins neue Jahr
Es ist jedes Jahr das gleiche Bild: Je näher die letzte Nacht des Jahres rückt, umso enger wird das Gedränge in Prag. Denn die Silvesternacht wollen nur allzu gern unzählige Menschen aus halb Europa in der Moldaumetropole feiern.
„Zu Silvester besuchen zirka 290.000 ausländische Touristen die Tschechische Republik, davon reisen allein 150.000 in Prag an“, sagt Tomio Okamura, der Sprecher der Assoziation der tschechischen Reisebüros, und ergänzt:
„Die Silvesternacht ist die teuerste Nacht des Jahres im tschechischen Reiseverkehr überhaupt. Die Preise in den Restaurants werden um rund 20 Prozent angehoben. Viele Restaurants im Prager Stadtzentrum wechseln eigens vom 30. Dezember bis zum 1. Januar ihre Speisekarte und erhöhen die Preise, denn es sind praktisch die einzigen Tage des Jahres, in denen die Nachfrage größer ist als das Angebot.“
Die Prager Kneipiers und Hoteliers reiben sich also zu jedem Jahreswechsel die Hände, weil sie überdurchschnittlich gut verdienen. Allerdings müssen sie auch ihr Personal höher entlohnen als sonst, denn wer arbeitet schon gern in der Silvesternacht, sagt Okamura. Und der Tschecho-Japaner weiß auch, weshalb es gerade zum Jahreswechsel so viele Leute in die tschechische Hauptstadt zieht:
„Die Hauptattraktion, die Prag seinen Gästen zu bieten hat, ist das einzigartige mittelalterliche Flair der Stadt. Und zwar besonders dann, wenn Prag erleuchtet ist. Im Stadtzentrum wird auf mehreren Podien ein musikalisch-kulturelles Programm geboten und einige Geschäfte haben auch am Silvesterabend geöffnet. Zu all dem kommt natürlich noch die fröhliche Silvesterlaune.“
Eine Meinung, die Zuzana, eine junge Pragerin, gern bestätigt: „Im Zentrum von Prag gibt sehr viele Kneipen, mehr oder weniger eine neben der anderen. Es sind sehr viele Leute unterwegs, vor allem junge Menschen, weil in der Stadt immer etwas los ist.“
Das bunte Silvestertreiben in Prag hat jedoch auch so manche Schattenseite, vor allem dann, wenn die Ausgelassenheit keine Grenzen kennt: „Als negativ würde ich wahrscheinlich hervorheben, dass schon wieder zu viele Menschen unterwegs sind. Sehr viele Leute sind zum Beispiel auf dem Altstädter Ring. Dort feiern viele Touristen, so dass man sich dort auch kaum bewegen kann. Und da geht natürlich schon einmal etwas zu Bruch, wenn dann nach Mitternacht alle auseinander strömen“, erzählt Zuzana.
Tomio Okamura hält jedoch entgegen, dass Prag auch in dieser Hinsicht schon einen Reifeprozess erfahren hat:
„Ich muss sagen, das sich in punkto Sicherheit einiges gebessert hat. Noch vor einigen Jahren habe ich mich zu Silvester gefürchtet, durch die Innenstadt zu gehen, denn die Art und Weise wie gefeiert wurde, war zum Teil gefährlich. Champagnerflaschen flogen durch die Luft, auf Straßen und Plätzen breiteten sich riesige Scherbenhaufen aus. Das damalige Niveau hatte wirklich nichts mit den Feiern in einer westeuropäischen Stadt gemein.“
Die diesjährige Silvesternacht in Prag kann also kommen.