Slavia Prag gewinnt 19. Titel – Dukla Prag steigt ab

Slavia Prag (Foto: ČTK / Petr Sznapka)

Am vorletzten Spieltag der Zusatzrunde in der ersten tschechischen Fußball-Liga sind am vergangenen Wochenende die zwei wichtigsten Entscheidungen gefallen: Slavia Prag ist neuer Landesmeister, und Dukla Prag ist in die zweite Liga abgestiegen.

Slavia Prag  (Foto: ČTK / Petr Sznapka)

Baník Ostrava - Slavia Prag  (Foto: ČTK / Jaroslav Ožana)
Der SK Slavia Prag hat in den zurückliegenden zehn Monaten in Tschechien den besten Fußball gespielt. In der Liga haben die Hauptstädter in 34 Begegnungen nur viermal verloren, im nationalen Pokalwettbewerb stehen sie im Endspiel, und in der Europa League sind sie nach zum Teil herausragenden Spielen bis ins Viertelfinale vorgestoßen. Am vergangenen Sonntag konnten sich die Rot-Weißen nun dafür den ersten Lohn abholen – beim Auswärtsspiel in Ostrava / Ostrau mussten sie noch einen Punkt gewinnen, um vorzeitig Meister zu werden.

Nach dem Abpfiff der Partie stand es 0:0, und die zahlreich mit nach Ostrau gereisten Slavia-Fans konnten den insgesamt 19. Titelgewinn ihrer Mannschaft bejubeln. Im Gästeblock feierten sie mit ihren Lieblingen, wenn auch noch ohne die Meistertrophäe. Diese wird dem neuen Champion am letzten Spieltag überreicht, und zwar vor eigener Kulisse nach dem Derby mit Sparta Prag. Die Spieler aber ließen bereits die Sektkorken knallen und tanzten ausgelassen vor ihren Fans. Für Rechtsverteidiger Vladimír Coufal, der erst im vergangenen Sommer aus Liberec / Reichenberg zu den Pragern kam, war es die erste Meisterfeier. Ihm hatte vor dem Wechsel auch ein Angebot vom Lokalrivalen Sparta Prag vorgelegen, aber:

Jindřich Trpišovský  (links). Foto: ČTK / Petr Sznapka
„Am Ende habe ich mich auch wegen der Mitspieler sowie der Leute im Trainerstab und im Management des Clubs für Slavia entschieden. Ich bin hierhergekommen, um Pokale und Titel zu gewinnen und um international spielen zu können. Bisher gelingt mir das ganz gut, von daher bin ich unheimlich froh, dass ich mich Slavia angeschlossen habe.“

Lediglich ein halbes Jahr länger beim Prager Traditionsverein angestellt ist Trainer Jindřich Trpišovský. Auch für ihn ist die Meisterschaft eine Premiere. Doch die pure Freude über den Triumph konnte der 43-Jährige noch nicht ganz rauslassen:

„Natürlich sind wir in diesem Moment glücklich, dass wir es geschafft haben. Diese Saison war besonders lang, umso schöner sind die Gefühle, den vielen Menschen im Land, die zu uns halten, Freude bereitet zu haben. Ich selbst aber bin momentan nur erleichtert.“

Jindřich Trpišovský: „Natürlich sind wir in diesem Moment glücklich, dass wir es geschafft haben. Diese Saison war besonders lang, umso schöner sind die Gefühle, den vielen Menschen im Land, die zu uns halten, Freude bereitet zu haben.“

Erleichtert wohl vor allem deshalb, weil die am kommenden Wochenende auslaufende Saison länger ist als die meisten Jahrgänge vor ihr. Das hängt damit zusammen, dass nach der Hauptrunde mit 30 Spieltagen erstmals eine Zusatzrunde der besten Sechs mit fünf weiteren Partien ausgespielt wird. Zudem hat Trpišovský s Mannschaft bei ihrem tollen Auftreten in der Europa League viel Kraft gelassen. Deshalb spürten die Prager, die zwischenzeitlich mit neun Punkten Vorsprung die Tabelle anführten, zuletzt auch immer stärker den heißen Atem des Titelverteidigers aus Plzeň / Pilsen. Die Westböhmen sind bis auf drei Punkte an Slavia herangerückt, können aber aufgrund der schlechteren Platzierung in der Vorrunde und der schlechteren Direktbilanz nicht mehr an den Pragern vorbeiziehen. Trpišovský indes zollt dem Rivalen und dessen Coach seine Anerkennung:

Pavel Vrba  (Foto: ČTK / Vít Černý)
„Ich möchte Trainer Pavel Vrba herausheben. Nach seiner Rückkehr ist er das zweite Jahr in Pilsen. Im Vorjahr hat er mit seiner Mannschaft den Titel geholt, und in beiden Spielzeiten ist er mit ihr bis in die K.o.-Phase der Europa League gekommen. Das ist eine unglaubliche Leistung, und meiner Meinung nach wissen viele Leute seine Arbeit gar nicht richtig zu schätzen. In dieser Saison aber war Pilsen ein wirklich starker Gegner.“

Pavel Vrba selbst hat sich auch kaum etwas vorzuwerfen. So gelangt er zu dieser Einschätzung:

„Ich möchte noch einmal zu den Fakten zurückkehren, die klar auf dem Tisch liegen: Wir haben in dieser Saison eine höhere Punktzahl in der Hauptrunde erreicht als im vergangenen Jahr. Und wir haben in der Champions League mit sieben Punkten ebenso das beste Ergebnis bei bislang drei Teilnahmen erzielt. Aus meiner Sicht stufe ich diese Saison daher als erfolgreich ein.“

Tomáš Hořava: „Mir bleibt nichts anderes übrig, als den Pragern zu gratulieren. Schließlich haben sie eine gute Saison gespielt und die meisten Punkte geholt. Und auch spielerisch waren sie überzeugend.“

Ähnlich sehen das auch Vrbas Schützlinge. Dennoch erkennen sie auf faire Weise an, dass Slavia Prag diesmal ein Stück besser war. Mittelfeldspieler Tomáš Hořava:

„Mir bleibt nichts anderes übrig, als den Pragern zu gratulieren. Schließlich haben sie eine gute Saison gespielt und die meisten Punkte geholt. Und auch spielerisch waren sie überzeugend. Wenn wir selbst etwas zu bedauern haben, dann ist es das direkte Duell in der Zusatzrunde. In diesem Spiel haben wir beim Stand von 0:0 unsere Großchancen nicht genutzt.“

Deshalb ging diese Partie dann auch mit 1:3 verloren. Daran hatte vor allem Tomáš Souček seinen Anteil. Der Mittelfeldmann von Slavia schoss in jener Begegnung nicht nur zwei Tore, sondern war auch sonst der auffälligste Spieler seines Teams während der gesamten Saison. Aufgrund seiner starken Leistungen hat der 24-Jährige ebenso international auf sich aufmerksam gemacht. Mehrere ausländische Vereine bemühen sich bereits, ihn ab diesem Sommer zu verpflichten. Gegenwärtig aber ist Souček erst einmal froh, mit Slavia schon eines der gesteckten Saisonziele erreicht zu haben:

Tomáš Souček  (links). Foto: ČTK / Jaroslav Ožana
„Der Titelgewinn ist uns alles andere als leicht gefallen, denn unsere Saison war sehr anstrengend. Wir haben neben der Liga ständig im Landespokal und in der Europa League gespielt. Von daher sind wir alle sehr glücklich, dass wir die Meisterschaft schon einen Spieltag vor dem Ende eingetütet haben.“

Und wenn alles gut läuft, dann werden die Prager binnen einer Woche gleich zwei Pokale einsacken. Denn vor dem Meisterschaftskehraus am kommenden Sonntag gegen den Erzrivalen Sparta bestreiten sie am Mittwoch in Olomouc / Olmütz noch das tschechische Pokalfinale. Bei einem Sieg würden sie endlich auch einmal wieder das so herbeigesehnte Double gewinnen. Der letzte Triumph dieser Art liegt für den Verein nämlich schon 77 Jahre zurück – jenes Double wurde 1942 errungen.

FC Dukla Prag  (Foto: ČTK / Jaroslav Ožana)
Des einen Freud ist bekanntlich des anderen Leid. Gerade im Sport muss es neben den Gewinnern auch Verlierer geben. Und der größte Verlierer unter den 16 Clubs der sogenannten Fortuna:Liga ist der FC Dukla Prag. Besonders in den 1950er und 1960er Jahren war dieser Verein eine feste Größe im Fußball der Tschechoslowakei und in Europa. Denn da legte Dukla den Grundstein für seine insgesamt elf Meistertitel. Nach der politischen Wende von 1989, als die finanzielle Unterstützung durch die Armee nachließ, wurde es jedoch ruhiger um den einstigen Vorzeigeclub. Er suchte zunächst in Příbram / Freiberg in Böhmen eine neue Heimstätte, bis er schließlich gänzlich in der Versenkung verschwand. Vor acht Jahren aber ist ihm die Rückkehr in die höchste Spielklasse geglückt. Nun aber ist Dukla erstmals seit 2011 wieder zweitklassig. In dieser Saison konnten die Rot-Gelben von Anfang an nicht mehr mit der Konkurrenz mithalten. Daher hatten sie bereits zwei Spieltag vor Saisonende, nach einer 0:3-Auswärtsniederlage in Karviná / Karwin, keine Chance mehr auf den Klassenerhalt. Daraufhin sagte Trainer Radim Skuhravý:

„Dass Dukla absteigt, tut mir leid für alle Fans, die dem Club die Treue halten. Ich glaube aber daran, dass dies jetzt ein Schritt zurück ist, damit wir danach drei nach vorne machen können.“

Radim Skuhravý: „Ich bin überzeugt davon, dass ein Verein wie Dukla, der wenig Fans hat und keine Unterstützung von der Stadt Prag erfährt, einen anderen Kurs einschlagen muss. Und der einzige Weg, den ich sehe, ist die Ausbildung von Spielern.“

Duklas Sportdirektor Günter Bittengel dagegen hält sich noch etwas bedeckt:

„Was der Abstieg für die weitere Entwicklung des Vereins bedeutet, kann ich noch nicht sagen. Dazu ist es noch zu früh, denn wir müssen die Saison erst intern aufarbeiten. Danach werden wir unseren Standpunkt mitteilen.“

Das Wichtigste dabei sind natürlich die Finanzen. Ersten Informationen zufolge will der Mehrheitseigner des Vereins, der Milliardär Petr Paukner, nicht seinen Stab über Dukla brechen, sondern den Club weiterfinanzieren. Allerdings muss dazu auch eine klare Philosophie her. Trainer Skuhravý hat dazu seine eigene Meinung:

„Ich bin überzeugt davon, dass ein Verein wie Dukla, der wenig Fans hat und keine Unterstützung von der Stadt Prag erfährt, einen anderen Kurs einschlagen muss. Und der einzige Weg, den ich sehe, ist die Ausbildung von Spielern.“

Autor: Lothar Martin
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